# taz.de -- Kommentar G7-Gipfel in Italien: Ihr seid sechs, ich bin einer | |
> Trump will den Welthandel als unfair und die USA als | |
> Globalisierungsverlierer darstellen. Das ist ein schlechter Witz – aber | |
> Trump gelingt selbst dieser. | |
Bild: Kompromisse sind nicht so sein Ding: Donald Trump | |
„Ihr seid sieben – wir sind sechs Milliarden!“ So schallte es den | |
G7-Staatenlenkern im Jahr 2001 in Genua entgegen, aus den Kehlen | |
Hunderttausender globalisierungskritischer Demonstranten. „Ihr seid sechs, | |
ich bin einer – aber was für einer!“, so ungefähr trat jetzt Donald Trump | |
[1][auf dem G7-Gipfel in Taormina] auf und sanktionierte auf seine Weise, | |
dass da, recht besehen, zwei Gipfel über die Bühne gingen. | |
Da wären zum einen die G6 aus Italien, Frankreich, Deutschland, | |
Großbritannien, Kanada und Japan, die wie immer seit dem ersten Gipfel in | |
Rambouillet 1975 Erste Liga spielen wollten, wenigstens für ein Wochenende | |
auf Augenhöhe mit den USA: Die Mächtigsten der Welt treffen sich, um die | |
Schicksalsfragen des Globus zu verhandeln, die Geschicke der Ökonomie, | |
Krisen, Krieg und Frieden, Klimaschutz und Flüchtlinge. Und da wäre der G | |
1, Donald Trump, der sich als Globalisierungskritiker ganz eigener Art | |
gebärdet, der von „Augenhöhe“ nichts wissen will, der die anderen | |
eigentlich bloß noch trifft, um ihnen deutlich zu machen, wie ernst es ihm | |
mit seinem „America first!“ ist. | |
Wenn man will, darf man sich natürlich freuen, dass Trump seinen G7-Gipfel | |
genauso wie vorher seine Besuche bei Nato und EU weitgehend unfallfrei | |
überstanden hat, man darf dann auch zur Kenntnis nehmen, dass er weder die | |
Nato noch die EU gleich in die Luft sprengen will. Doch gerade sein | |
G7-Auftritt war der beste Beleg dafür, dass er weiter daran arbeitet, jene | |
Fesseln abzustreifen, in denen seiner Ansicht nach die USA gefangen sind – | |
die ökonomischen, aber auch die diplomatischen Fesseln. | |
Es ist natürlich ein schlechter Witz, ausgerechnet die USA als | |
Globalisierungsverlierer hinzustellen – aber Donald gelingt auch dieser | |
Witz. „Unfair“ ist in seinen Augen der Welthandel, „unfair“ auch das | |
Klimaabkommen von Paris, das angeblich das US-Wachstum behindert. Da gibt | |
es für Trump nichts zu verhandeln. | |
Anders als die echten Globalisierungskritiker stört ihn nicht das G-7- oder | |
G-8-Format, sondern schlicht die Tatsache, dass er überhaupt mit anderen | |
Kompromisse suchen soll. Während des Kalten Kriegs hieß es immer wieder, es | |
sei „gut, wenigstens miteinander zu reden“. Ebendieser Spruch machte jetzt | |
auch wieder die Runde zum Abschluss des Gipfels von Taormina. Das sagt | |
eigentlich schon alles. | |
28 May 2017 | |
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## AUTOREN | |
Michael Braun | |
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