# taz.de -- Die Wahrheit: „Nein, das ist nicht Alain Delon!“ | |
> Die schönsten Anekdoten über den sympathischen Windhund Emmanuel Macron. | |
Bild: Ab Sonntag Monsieur le President: Emmanuel Macron | |
Am vergangenen Sonntag wurde der 39-jährige Emmanuel Macron zum achten | |
Präsidenten der Fünften Republik Frankreichs gewählt. Er ist damit der | |
jüngste Amtsinhaber aller Zeiten. Dieses große historische Ereignis nimmt | |
die Wahrheit heute zum Anlass, ausgewählte Anekdoten aus dem schillernden | |
Leben des bedeutenden Amiénois zu erzählen. | |
Emmanuel Macron konnte bereits mit einem Jahr Windbeutel zubereiten, mit | |
zwei Jahren Rittersporn von Alpenveilchen distinguieren und mit drei Jahren | |
auf Althebräisch bis 99 zählen. Nur das Lesen viel ihm offenbar schwer, | |
worauf seine Sippschaft sich keinen Reim machen konnte. Der Bursche war | |
doch hochbegabt! Das hatte selbst der gestrenge Apotheker hinter der | |
Kathedrale bestätigt. Warum also wollte sich der junge Emmanuel nicht dem | |
herrlichen Auf und Ab der Buchstaben hingeben? Die Antwort fand sich, als | |
der blonde Wuschelkopf seiner geliebten Großmutter beim Aufbau der | |
Wäschespinne im Apfelgarten zur Hand ging. Fehlerfrei rezitierte der | |
Fünfjährige die Gebrauchsanleitung. Emmanuel hatte sich längst selbst das | |
Lesen beigebracht, ohne viel Aufheben davon zu machen. | |
*** | |
Einmal, er war noch Schüler des Lycée La Providence in Amiens, hatte | |
Emmanuel Macron einen sehr seltsamen Traum. Ihm träumte, er sei von einer | |
Horde grobschlächtiger Türsteher des weltberühmten Pariser Théâtre de | |
l’Odéon umstellt, die Stöcke und Knüppel schwangen und ihn verprügeln | |
wollten, weil er mit einem Füllfederhalter auf die Plakate zum Stück „Le | |
Petit Prince“ große Penisse an die Figur des kleinen Prinzen gekritzelt | |
hatte. Als ihn beinahe schon der erste Schlag traf, wachte Emmanuel Macron | |
auf. Schmunzelnd murmelte er: „Ein sehr seltsamer Traum“, und schlief | |
sofort wieder ein. | |
*** | |
Als junger Mann lief Emmanuel Macron eines Abends durch das lauschige | |
Quartier Saint Leu seiner Heimatstadt Amiens, als ihm am Ufer der Somme ein | |
einsamer Windhund entgegenstrunkelte und ihm einen Ast zwischen die Füße | |
legte. Macron nahm das Stück Holz auf, reckte es wie einen Degen in die | |
Luft und rief forsch: „Einer für alle, alles für mich!“ Das sollte das | |
Motto seines Lebens werden, beschloss er an diesem bedeutsamen Abend. | |
Winselnd drehte sich der Windhund um und trollte sich betrübt. Den Ast aber | |
behielt Macron noch lange als Andenken an die Begegnung. | |
*** | |
Im Teenageralter fand der höhere Schüler Emmanuel heraus, dass sein | |
Nachname eine besondere Bedeutung hat. Ein „Ma-cron“ genannter Querstrich | |
verlangt, dass ein Vokal auf eine bestimmte Weise ausgesprochen oder betont | |
werden muss! Lässige Bemerkungen in Gegenwart von Mitschülern zu diesem | |
Thema brachten Emmanuel Macron jedoch leider nicht den Beinamen „Le | |
diacritique“ ein. Das kränkte den jungen Mann sehr. | |
*** | |
Während seiner Studentenzeit lernte Emmanuel Macron einmal eine junge Frau | |
in einer Bar kennen, die ihn fragte, ob er der Erfinder der wunderbaren | |
„Macarons“ sei, jener gefüllten Baiser-Kekse. Macron wog sorgfältig ab, ob | |
er ja sagen und der offenbar angetrunkenen Barbesucherin daheim seine | |
Briefmarkensammlung zeigen sollte. Er verneinte schließlich und ärgerte | |
sich sieben lange Tage. | |
*** | |
Zu jener Zeit, als Emmanuel Macron noch Finanzinspektor war, da fühlte er | |
sich einmal sehr unpässlich und ließ seinen alten Leibarzt zu sich ans | |
Krankenbett kommen, damit der ihn untersuche. Der zauselige Alte war aber | |
selbst nicht mehr ganz Herr seiner Sinne und begann, bei sich selbst den | |
Puls zu fühlen. Schreckensbleich rief er: „Mon dieux, dem Manne ist nicht | |
mehr zu helfen!“ Und mit diesen Worten sank er tot hernieder. Macron aber | |
hatte darob ein derart schlechtes Gewissen, dass er nie wieder unpässlich | |
war. | |
*** | |
Als Macron einmal mit einer Kommilitonin in einem Restaurant in Avranches | |
dinierte, gab es Meeresschnecken. Auf der Karte standen sie als „Macrons“. | |
Die Studentin fand das sehr amüsant, und Macron fackelte dieses Mal nicht | |
lange. | |
*** | |
Einmal saßen Emmanuel Ma-cron und seine Frau Brigitte in einem ruhigen | |
Pariser Restaurant, als der künftige französische Präsident die | |
Örtlichkeiten aufsuchen musste. Da stürzte eine junge Dame mit einem | |
Palmenzopf auf dem Kopf an ihren Tisch. „Madame, sind Sie nicht Mireille | |
Darc?“, fragte die aufgeregte Mademoiselle. „Nein“, antwortete die | |
Angesprochene, „ich bin nicht Mireille Darc!“ – „Ach“, meinte die | |
Palmenträgerin sichtlich enttäuscht, „dann ist Ihr Begleiter auch nicht | |
Alain Delon?“ – „Nein“, erwiderte Madame Macron, „das ist nicht Alain | |
Delon! Der ist inzwischen dick wie Obelix, lebt in Russland und pinkelt in | |
Flugzeuge.“ Still schlich das Fräulein davon. | |
*** | |
Vor Antritt seiner sehr lukrativen Stelle im Bankhaus Rothschild hatte sich | |
das spätere Staatsoberhaupt Frankreichs eine Kippa gekauft, in die Tora | |
eingelesen und beschneiden lassen. Nach wenigen Tagen und einigen scheuen | |
Seitenblicken auf dem Pissoir dämmerte dem Jung-Investmentbanker Macron, | |
dass er mit seinem Engagement ein wenig über das Ziel hinausgeschossen war. | |
*** | |
An einem nebligen Herbsttag begegnete Emmanuel Macron in der Nähe des | |
Centre Pompidou in Paris einmal dem Literaten Michel Houellebecq. Ma-cron | |
blickte zufällig zu Boden, Houellebecq versonnen in die Ferne. Und so | |
gingen die beiden großen Männer aneinander vorbei, ohne sich erkannt zu | |
haben. | |
*** | |
Während des Wahlkampfs um das Präsidentenamt stand Emmanuel Macron unter | |
verschärfter Beobachtung der linken Presse. Nach einem besonders brisanten | |
Treffen mit den Gewerkschaften wies er daher seinen Chauffeur an, aus | |
symbolpolitischen Gründen keinesfalls rechts abzubiegen. Notfalls seien | |
weite Umwege in Kauf zu nehmen, um ans Ziel zu gelangen. Nach 46 Runden im | |
nächsten Kreisverkehr lernte Macron, dass Politiker mitunter über ihren | |
Schatten springen müssen. | |
*** | |
Eines Dienstags buk Brigitte Macron ihre weit über Paris hinaus bekannten | |
Makronen. Bevor sie zum Bridge verschwand, vergaß sie jedoch, die | |
Terrassentüre zu schließen. Das ermöglichte es Emmanuel Ma-cron, der seinen | |
Hausschlüssel in der Kantine des örtlichen Finanzamts verlegt hatte, durch | |
jene offene Türe in die gemeinsamen Gemächer zu gelangen. Als Brigitte | |
Macron um drei Uhr nachts leicht angetrunken vom Bridge heimkam, lehnte der | |
baldige Präsident an der Durchreiche und sortierte die Makronen nach Größe | |
und Gewicht. | |
*** | |
Was nur wenige Franzosen wissen: Emmanuel Macron kam nur durch einen Zufall | |
in die Politik. Er besuchte zwar eine Elite-Universität, aber zeitweise | |
philosophierte er den lieben, langen Tag in den Tuilerien herum. Eines | |
Abends jedoch sah er einen alten Scherenschleifer mit klappernden Klingen | |
hantieren. Da verstand Macron endlich, was die Schere zwischen Arm und | |
Reich bedeutete. Und das war nur die Spitze des Eisbergs, den Emmanuel | |
Macron von nun an besteigen wollte – als strahlende neue Sonne Frankreichs. | |
von Carola Rönneburg, Corinna Stegemann, Arno Frank, Michael Ringel & | |
Harriet Wolf | |
13 May 2017 | |
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