| # taz.de -- Die Wahrheit: „Sei ein Mann, Lady!“ | |
| > Die neue Premierministerin des Vereinigten Königreichs: die schönsten | |
| > Anekdoten über Theresa May. | |
| Bild: Die neue Premierministerin Theresa May vor Number 10 | |
| Am Mittwoch übernahm die bisherige Innenministerin Theresa May die | |
| Amtsgeschäfte des britischen Premierministers. Die konservative | |
| Pastorentochter ist erst die zweite Frau, die in die Downing Street Number | |
| 10 einzieht. Dieses große historische Ereignis nimmt die Wahrheit nun zum | |
| Anlass, ausgewählte Anekdoten aus dem schillernden Leben der bedeutenden | |
| englischen Politikerin Theresa May zu erzählen. | |
| Theresa May war während ihres Besuchs der Windsor Girls’ School dafür | |
| bekannt, dass sie stets zwei Frotteehöschen unter dem schottengrünen | |
| Bleistiftrock trug. Die Einserschülerin litt bereits damals an einer | |
| empfindlichen Blase. Auch Kürbiskerne konnten der Schwäche nicht beikommen. | |
| Als May am 7. Juni 1971, es war drückend schwül, auf ihrem Schulweg die | |
| Themse entlang verstohlen hinter einem Heckenrosenbusch das obere der | |
| beiden Frotteehöschen abstreifte, traf sie ganz zufällig auf die Eton-Boys | |
| Cameron und Johnson, die gerade Mathe voneinander abschrieben. | |
| *** | |
| Zum ersten Mal mit dem Ballett in Berührung kam die junge Theresa May im | |
| New Oxford Theatre bei einer Aufführung der „Nussknacker-Suite“ von Peter | |
| Tschaikowsky. Am nächsten Morgen schwärmte sie ihren Mitschülerinnen so | |
| enthusiastisch von dem Ereignis vor, dass sie ihren noch heute geläufigen | |
| Spitznamen „Nut“ erhielt. Später verwandte sie den Kraftausdruck in ihrem | |
| ersten Wahlkampf als Slogan: „Nut up!“ Was so viel heißt wie: „Sei ein | |
| Mann!“ Ins Ballett ging May nie wieder. | |
| *** | |
| In ihrer Zeit bei der Bank of England wollte Theresa May abends mit den | |
| Kollegen bei einem besonders schmackhafte Gerichte zubereitenden Pakistaner | |
| in Notting Hill einkehren. Zu diesem Zweck besuchte sie vorher eilends | |
| einen Geldautomaten. Vergnügt schob sie die Karte in den Schlitz und tippte | |
| ihre Persönliche Identifikationsnummer ein, 1485, das Ende der Rosenkriege. | |
| Falsch! May stutzte und gab die 1689 ein, Bill of Rights. Auch falsch. | |
| Jetzt durfte sie keinen weiteren Fehler mehr machen. Schweiß trat ihr auf | |
| die Stirn. War es 1815, Waterloo? Oder doch 1901, Tod von Queen Victoria? | |
| Zum Glück erinnerte sie sich beim dritten Versuch an die richtige PIN, | |
| 1956, das Jahr ihrer Geburt. Erleichtert hob sie fünfzig Pfund ab und | |
| machte sich einen schönen Abend. | |
| *** | |
| Als junges Mädchen war Theresa May sehr, sehr gläubig. Sie betete morgens, | |
| sie betete abends, und das Bedürfnis nach einer Beichte überkam sie oft | |
| unerwartet. Einmal, auf dem Weg zu Holton Park Girl’s Grammar School in | |
| Oxfordshire, war es wieder so weit. Bei der Lektüre von „Wuthering Heights“ | |
| waren ihr unreine Gedanken gekommen, und die wollte sie nun dringend | |
| loswerden. Sie betrat eine Kirche und staunte nicht schlecht. Weit und | |
| breit kein Beichtstuhl! Erst als ein anglikanischer Priester mit wehenden | |
| Rockschößen auf sie zueilte, schlug sie lachend die Hände über dem Kopf | |
| zusammen: „Ich bin ja katholisch!“ | |
| *** | |
| Eines Tages war Theresa May in Chelsea unterwegs, als ein Windspiel auf sie | |
| zu strunkelte. Vom Besitzer weit und breit keine Spur. „Keep calm“, | |
| versuchte sie das grazile, graue Etwas zu beruhigen, denn ein Candy Car bog | |
| mit heulender Sirene um die Ecke. Theresa May erinnerte sich vage an ein | |
| deutsches Sprichwort mit Leder, Stahl und Windhunden. Noch lange sinnierte | |
| die künftige Premierministerin darüber, warum sie die Deutschen so | |
| bewunderte wie Churchill einst seine Orchideen. Der Hund aber trollte sich | |
| sehr bald. | |
| *** | |
| Theresa May ist, wie sie immer wieder betont, eine leidenschaftliche | |
| Anhängerin des englischen Zeitreisenden „Doctor Who“. Im Unterhaus schloss | |
| sie daher jede ihrer Reden mit dem Zitat: „Don’t blink. Don’t even blink. | |
| Blink and you’re dead.“ Viele der Abgeordneten mussten darüber oft | |
| schmunzeln. | |
| *** | |
| Als Theresa May einmal versuchte schwimmen zu lernen, ließ das Wetter, wie | |
| so oft in England, zu wünschen übrig. May war zu diesem Zeitpunkt bereits | |
| dreiundzwanzig und nach unzähligen Umzügen mit dem Pastorenhaushalt ihres | |
| Vaters ein wenig müde. Zwar gefiel ihr der Schwimmlehrer, ein bärtiger | |
| Bursche aus dem Nachbardorf, ausnehmend gut, doch erschloss sich ihr der | |
| Sinn des Brustschwimmens nicht. Sie entschied deshalb, zukünftig | |
| Wasserflächen zu meiden und ging in Stellung bei einem verwitwten Apotheker | |
| in Cardiff. | |
| *** | |
| Einmal spazierte Theresa May im Sommer über den Brompton Cemetery und | |
| dachte über die Vergänglichkeit von Macht und Dasein nach, als sie Lust auf | |
| ein Eis verspürte. Flugs holte sie sich am Friedhofskiosk ein Erdbeereis, | |
| als ein Kind herbeigelaufen kam und aufgeregt rief: „Mrs. May, Mrs. May! | |
| Your head is burning!“ Erschrocken drückte Theresa May dem Kind ihr Eis in | |
| die Hand und steckte ihren Kopf in einen Brunnen. Als sie wieder | |
| auftauchte, war das Kind mit ihrem Eis auf und davon. Da beschlichen | |
| Theresa May leise Zweifel, ob ihr Kopf tatsächlich in Flammen gestanden | |
| hatte. Kinder können so grausam sein. | |
| 15 Jul 2016 | |
| ## AUTOREN | |
| Michael Ringel | |
| Corinna Stegemann | |
| Harriet Wolff | |
| Arno Frank | |
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