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# taz.de -- Die Wahrheit: Mit Trump auf der Kirmes
> Da steht ein Mann zwischen den Fahrgeschäften und isst Froschschenkel.
> Sein eisblauer Blick geht durch und durch. Es ist der Retter des
> Abendlandes …
Bild: Hape Kerkeling erklärt seine schwierigste Rolle als Donald Trump
Es war in Karlsruhe-Neureut auf der Dorfkirmes. Gerade hatte ich mir eine
XXL-Schale mit gerösteten Froschschenkeln erworben und mich damit an einen
wackeligen Tisch gestellt, als mich ein Blick aus stahlblauen Augen traf,
der mir bis tief in die Zehen fuhr. Den Besitzer des eisblauen Blicks
kribbelte es offensichtlich auch, denn seine rötlichen Armhaare stellten
sich demonstrativ zu einer Eins-a-Gänsehaut auf.
Mir stockte fast der Atem! Diese wundervolle Frisur, das markante Kinn, die
spitzbübischen Grübchen, die um sein charmantes Lächeln spielten, der
leicht gespreizte rechte Zeigezeh, der wie ein sanfter Rebell aus der
braunen Sandale ausbrechen zu wollen andeutete – das alles ließ keinen
anderen Schluss zu, als dass ich es hier mit dem fantastischen Politiker
Donald Trump zu tun hatte. Auch er hatte eine XXL-Schale gerösteter
Froschschenkel vor sich und zwinkerte mir verschwörerisch zu.
Um nicht gleich mit der Tür ins Haus zu fallen, gurrte ich ihm zu: „Ja,
leck mich doch am Arsch, wenn Sie nicht Donald Trump sind, der
gutaussehende und einnehmende Politiker, der Traum aller Mädchen und
Schwiegerväter, der Retter des Abendlandes! Ich fasse es nicht, Sie hier,
auf der Dorfkirmes in Karlsruhe-Neureut!“
Schmunzelnd legte er den Zeigefinger auf seine vollen und sanft
geschwungenen Lippen. Ich verstand sofort, er wiederum machte eine kaum
merkliche Geste mit dem Kopf in Richtung eines der Fahrgeschäfte. Ich
wischte mir rasch die letzten Froschschenkel aus den Mundwinkeln und
bewegte mich unauffällig pfeifend auf eine blaue Plastikmuschel zu, die von
einem Einbeinigen im Rollstuhl immer im Kreis um einen großen Stein gezogen
wurde, und ließ mich in die Muschel plumpsen. Bald ließ sich Trump neben
mir nieder und raunte mir zu: „Ich habe es satt, dass unwahre Geschichten
über mich verbreitet werden, dass ich hässlich, gefährlich,
größenwahnsinnig, beschränkt, struppig oder grobschlächtig sei. Ich bin
doch in Wirklichkeit ganz anders.“
Er wirkte fast wie ein schottischer Graf, den ein tragischer Hauch
umwittert. Mir fuhr es durch den Kopf: „Der Mann hat verdammt nochmal
recht!“
Der Einbeinige im Rollstuhl unterbrach brüsk das zarte Geplänkel, weil er
für die nächsten drei Runden um den Stein mehr Geld haben wollte. Trump
zuckte charmant lachend sein Portemonnaie, zahlte den Einbeinigen aus und
hauchte mir zu: „Sie sind so wunderschön! Und ich habe Geld wie Heu, bald
werde ich auch Macht haben, wollen Sie nicht an meinem Leben teilhaben? Ich
kann jede beliebige Form annehmen, ich tue alles, was Sie wollen!“
Sollte ich auf dieses unverhohlene Werben eingehen? Sollte ich den
Einbeinigen zu Rate ziehen, der uns noch immer in der blauen Plastikmuschel
um den Stein zog? Ich sah Donald Trump direkt in die Augen. Doch gerade,
als ich glaubte, in seine Seele blicken zu können, schloss er seine Lider.
Seine Mundwinkel zogen sich zu einem zärtlichen Lächeln hinauf. Und er
rülpste.
17 Aug 2016
## AUTOREN
Corinna Stegemann
## TAGS
Donald Trump
Karlsruhe
Sozialverhalten
US-Wahl 2024
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Kunst im öffentlichen Raum
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