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# taz.de -- Die Wahrheit: Ich bin dann mal Trump
> Ein deutscher Mime ist Kandidat der Republikaner: Das Geständnis von Hape
> Kerkeling platzt mitten in die erste Fernsehdebatte des US-Wahlkampfs.
Bild: Hape Kerkeling erklärt seine schwierigste Rolle als Donald Trump
Es ist eine sensationelle Enthüllung, über die die ganze Welt Tränen lacht:
Der amerikanische „Präsidentschaftskandidat Donald Trump“ ist in
Wirklichkeit Hape Kerkeling. Kerkeling hat es selbst der Presse am
gestrigen Montag mitgeteilt. Ein grandioser Coup! Lange Jahre der
Vorbereitung, eine perfekte Verkleidung – und wieder konnte der charmante
Komiker alle zum Narren halten! Erst jetzt fällt auch auf, dass es
tatsächlich kein gemeinsames Foto von Donald Trump und Hape Kerkeling gibt
– der Beweis, dass beide ein und dieselbe Person sind!
Und nun, wo die Bombe geplatzt ist, fällt ebenfalls auf, dass es in der
letzten Zeit still geworden ist um den Till Eulenspiegel der Zwinkerwelt.
Hin und wieder fragte man sich: „Was macht eigentlich der Hape?“, doch dann
blickte man wieder gebannt auf das politische Weltgeschehen. Nicht ahnend,
dass das blanke Entsetzen, von dem man gepackt wurde, wieder nur auf einem
tollen Streich des liebenswürdigen Possenreißers beruhte.
## Perücke, Hassparolen und Fernkurs
Im Gespräch mit der Wahrheit gesteht Kerkeling: „Anfangs war alles nur ein
großer Spaß. Ich besorgte mir eine komplett bescheuerte Perücke, suchte im
Internet nach ein paar saftigen Hassparolen, machte einen Fernkurs in
‚Amerika‘, nahm einen 60-stelligen Milliardenkredit auf – und schon konnte
es losgehen.“
Er kichert etwas in sich hinein. „Ich war gespannt, wie weit ich gehen
könnte. Ich dachte, spätestens bei der Sache mit der Mauer würde ich
auffliegen. Ich war mir auch erst nicht sicher, ob ich sagen sollte,
‚Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu bauen‘, oder lieber, ‚Keiner baut
Mauern besser als ich‘. Ich entschied mich dann aber für die zweite
Variante, weil mir die erste zu politisch war. Ich hatte mir ja, bevor ich
in die Trump-Rolle schlüpfte, schon ein ungefähres Bild von dieser Figur
entworfen. Und lustigerweise haben die im Volk mir das alles abgenommen und
auch noch toll gefunden. Jetzt konnte ich natürlich nicht mehr aufhören.“
Kerkeling, der bereits als Königin Beatrix und polnischer Opernsänger
überzeugte, bezeichnet seine Rolle als Donald Trump als höchste
Herausforderung und größten Erfolg seiner gesamten bisherigen Karriere. Als
sein großes Vorbild nennt er Orson Welles, der mit einer Radioreportage
über eine erfundene Alien-Invasion schon 1938 eine Massenpanik und
Flüchtlingswelle sondergleichen in Amerika ausgelöst hatte. Damals wollten
alle runter von dem Kontinent, es kam zu Staus und Schnappatmungen bei
Immobilienmaklern.
„Den habe ich mir zum Vorbild genommen!“, sagt Kerkeling und nimmt einen
herzhaften Schluck aus einer Tasse Kakao. „Aber irgendwann wurde es zu
einem Selbstläufer“, sinniert der sympathische Schelm, der jetzt
unverhohlen gluckst: „Ich habe bei einer Wahlveranstaltung einfach mal so
aus dem Bauch raus gesagt: ‚Ich könnte mitten auf der 5th Avenue stehen und
auf jemanden schießen, und ich würde keine Wähler verlieren.‘ Ich dachte
wirklich, das wär’s jetzt gewesen, aber denkste.“
Ein pläsierliches Lächeln schiebt sich über die Grübchen des reizenden
Lausebengels. „Ich muss immer lachen“, schmunzelt er, „wenn ich daran
denke, dass ich sogar einmal bei einer Talkshow gesagt habe: ‚Wer eine
Scheibe Brot mit Schuld belegt, muss auch bereit sein, sie zu essen.‘ Das
habe ich mal in irgendeinem Film gehört. Und alle haben gejubelt und
geklatscht.“ Nun klatscht er vor Freude und Übermut selbst in die Hände und
seine Wangen nehmen einen rosigen Hauch an.
Wir bitten den knuffigen Scherzbold, doch einmal live den Donald Trump zu
geben. Er grinst verschmitzt, hält die Luft an, bis er knallrot im Gesicht
ist, macht ein paar Kniebeugen, bis er schwitzt, und haut dann einen
Hammerbrüller nach dem anderen raus: „Ich glaube, sich zu entschuldigen ist
eine großartige Sache, aber du musst etwas falsch gemacht haben. Ich werde
mich ganz klar entschuldigen, irgendwann in einer hoffentlich weit
entfernten Zukunft. Wenn ich jemals etwas falsch gemacht habe. Ich habe
nichts gegen Ausländer, mein Friseur kennt sogar einen! Meine Katze kommt
aus Siam!“
Wir müssen total kichern und wollen es jetzt selbst versuchen: „Äh, der Typ
von nebenan hat ein Gesicht wie Käse?“, versuchen wir es unsicher. Der
freche Hape Kerkeling lacht freundlich. „Schon ganz gut“, sagt er.
## Wichtigtuer der Weltpolitik
Es ist ganz offensichtlich, dass Kerkeling uns mit „Donald Trump“ den
Streich seines Lebens gespielt hat. Auf die Frage, ob er denn seine
Kunstfigur, die er so liebevoll und sorgsam ins Leben gerufen hat, nicht
vermissen werde, jetzt, wo er sie selbst hat auffliegen lassen, antwortet
er mit einem melancholischen Lächeln: „Es war schon eine tolle Zeit, ich
habe mich jeden Abend vor dem Einschlafen so diebisch gefreut, wenn ich im
Bett lag und den ganzen Unsinn des Tages Revue passieren ließ. Es hat mir
großen Spaß gemacht, diese ganzen Wichtigtuer der Weltpolitik mal so
richtig zu verarschen.“
Warum er ausgerechnet so kurze Zeit vor der Wahl und der ersten
Fernsehdebatte die Maske fallen lässt, erklärt er folgendermaßen: „Man soll
einen guten Witz nicht totreiten.“
27 Sep 2016
## AUTOREN
Corinna Stegemann
## TAGS
US-Wahl 2024
Donald Trump
Hape Kerkeling
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Donald Trump
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