| # taz.de -- Die Wahrheit: „Ich bin doch nicht Doktor Dolittle!“ | |
| > Die schönsten Anekdoten über den genügsamen argentinischen Grauganter | |
| > Jorge Mario Bergoglio alias Papst Franziskus. | |
| Bild: Günstig zu haben: „Habemus Papam“-Bildchen. | |
| Am Mittwoch haben die Kardinäle der Mutter Kirche in Rom den lieben | |
| lateinamerikanischen Kollegen Jorge Mario Bergoglio zum neuen Papst aller | |
| Katholiken auserkoren. Dieses große historische Ereignis nimmt die Wahrheit | |
| zum Anlass, um die schönsten Anekdoten aus dem Leben Franziskus’ I. zu | |
| erzählen. | |
| Als blutjunger Bischof bestieg Jorge Mario Bergoglio einmal in seiner | |
| Heimatstadt Buenos Aires den morgendlichen Bus zum Amt und hatte wie üblich | |
| seine Monatskarte vergessen. Hilflos sah er den Fahrer und die Mitreisenden | |
| an und sandte dann ein Stoßgebet gen Himmel. Da erbarmte sich ein armer | |
| Schuhputzer und überließ dem Weihbischof nicht nur seinen Fahrschein, | |
| sondern auch den Sitzplatz. Bischof Jorge aber segnete den guten Mann, der | |
| heute im Himmel die Schuhe des Fischers auf Hochglanz bringen soll. | |
| *** | |
| Als Jorge Mario Bergoglio in Frankfurt am Main an der Theologischen | |
| Hochschule Sankt Georgen forschte, sollte er eines Tages den | |
| Gemeinschaftskühlschrank auffüllen, den er immerzu leerte, um sein | |
| bescheidenes Bäuchlein zu füllen. Also machte er sich auf den Weg zum | |
| Supermarkt, wo er am Gemüsestand eine Kartoffel entdeckte, die haargenau | |
| aussah wie der heilige Quintinius von Villeparisis. Bergoglio fiel auf die | |
| Knie und sprach ein langes inniges Gebet. Nachdenklich kehrte er zu seinem | |
| Einkaufswagen zurück und schob ihn gedankenverloren weiter. Plötzlich | |
| tippte ihm eine ältere Dame auf die Schulter. Was war geschehen? Der | |
| zerstreute Jesuit hatte sich versehentlich den falschen Wagen gegriffen. | |
| *** | |
| Im Jahr des Herrn 1992 wurde Jorge Mario Bergoglio von Papst Johannes Paul | |
| II. zum Mittagessen eingeladen. Doch roch der Jesuit schon im Petersdom, | |
| dass es Kohlrabi gab. Es gibt aber kein Gericht, das Bergoglio so sehr | |
| hasst wie Kohlrabi. Doch wollte er Johannes Paul II. auf keinen Fall | |
| beleidigen, also würgte er die bittere Speise hinunter. Als der heilige | |
| Vater jedoch einen voluminösen Scherz machte, musste der Jesuit laut | |
| losprusten und spritzte halbzerkaute Kohlrabistücke über den ganzen Tisch. | |
| Um von der Peinlichkeit abzulenken, stimmte Bergoglio gleich ein altes | |
| polnisches Kirchenlied an. Und so gelang es ihm tatsächlich, den Papst zu | |
| beschwichtigen. Nur kurze Zeit später ernannte Johannes Paul II. ihn zum | |
| Weihbischof von Buenos Aires. | |
| *** | |
| Als Jorge Mario Bergoglio spirituell noch nicht sonderlich gefestigt war, | |
| wanderte er einmal des frühen Abends über die Prachtmeile von Buenos Aires | |
| und kam vor dem Schaufenster einer großen Devotionalienhandlung zu stehen. | |
| Auf den ersten Blick verliebte er sich in eine reizende kleine Reliquie: | |
| ein Zehenknochenglied des heiligen Ubald von Gubbio. Nachdem der Bischof | |
| den heiligen Knochen eine Weile lang sehnsüchtig betrachtet hatte, | |
| beschloss er, ihn zu erwerben. Doch leider hatte das Geschäft inzwischen | |
| bereits geschlossen. | |
| *** | |
| Als junger Mann büffelte Jorge Mario Bergoglio einmal bis spät in die Nacht | |
| gemeinsam mit seinem Kommilitonen Felipe für sein Diplom in Chemietechnik. | |
| Da fielen dem jungen Jorge Mario Felipes lockige Haare und schmale Hände | |
| auf, dessen glutvolle Augen und sein verführerischer Duft. Am nächsten | |
| Morgen musste sich Bergoglio eingestehen, dass zwischen ihm und Felipe die | |
| Chemie stimmte. Daraufhin hängte er die Naturwissenschaften an den Nagel | |
| und wandte sich dem Katholizismus zu. | |
| *** | |
| Bischof Bergoglio wurde gelegentlich vorgeworfen, er habe der | |
| argentinischen Militärjunta zu nahe gestanden. Tatsächlich wurde der Jesuit | |
| 1979 einmal von General Videla zu einem zwanglosen Rundflug in einer | |
| Militärmaschine eingeladen. Auf diesem Flug wurden zwar keine politischen | |
| Gefangenen hinausgeworfen, dennoch schloss der Bischof General Videla von | |
| da an nicht mehr in seine Gebete ein. | |
| *** | |
| Eines frühen Abends im Spätsommer spazierte der bescheidene Bischof von | |
| Buenos Aires am Ufer des Rio de la Plata entlang, als ihm mit einem Mal ein | |
| kleiner Terrier entgegenstrunkelte. Das Hündchen wedelte zwar mit dem | |
| Schwanz, bellte ihn jedoch mit aller Kraft an: „Wuff, wuhuff, wuff …“ Da | |
| schüttelte Bischof Bergoglio energisch den Kopf und antwortete dem lauten | |
| Tier: „Ich bin doch nicht der Doktor Dolittle! Ich versteh dich nicht, | |
| Hundchen!“ Da trollte sich der Terrier traurig. Dem Bischof aber war es, | |
| als hörte er tief im Innersten die Stimme des heiligen Franz von Assisi, | |
| und in ihm reifte ein feiner Plan. | |
| *** | |
| Seit seiner frühesten Kindheit rauchte der kleine Jorge Mario zwei | |
| Schachteln filterlose Zigaretten am Tag. Im Alter von fünfzehn Jahren | |
| musste ihm bereits ein Lungenflügel entfernt werden: „Komme ich mit einer | |
| Lunge noch in den Himmel?“, fragte der besorgte Patient. „Das nicht“, | |
| lachte der Chirurg: „Aber gewiss auf den Stuhl Petri, mein Junge!“ Dann | |
| setzte die Narkose ein. Mit dem verbliebenen Lungenflügel atmet Franziskus | |
| I. bis heute. | |
| 14 Mar 2013 | |
| ## AUTOREN | |
| M. Ringel | |
| C. Stegemann | |
| A. Frank | |
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