# taz.de -- Die Wahrheit: „Et voilà la merde! Jetzt ist Polen offen!“ | |
> Der neue Präsident der Republik Frankreich: Die schönsten Anekdoten über | |
> die zutiefst sympathische Graugans François Hollande. | |
Bild: Diesmal nicht als Madame de Pompadour verkleidet: François Hollande. | |
Am kommenden Dienstag wird der kürzlich gewählte Sozialist François | |
Hollande sein neues Amt als siebter Präsident der Fünften Französischen | |
Republik antreten. Dieses große historische Ereignis nimmt die Wahrheit zum | |
Anlass, ausgewählte Anekdoten aus dem schillernden Leben des bedeutenden | |
Nichtholländers Hollande zu erzählen. | |
*** | |
Schon vor der Pubertät wollte sich François Hollande einmal gegen die | |
Autoritäten auflehnen. Deshalb ließ er sich zu Weihnachten von seiner Tante | |
Zoé ein Vélosolex schenken und machte sich mit Feuereifer daran, das | |
biedere Gefährt im Schuppen zu frisieren. Leider fehlten ihm dafür die | |
technischen Kenntnisse, weshalb er den deutschen Austauschschüler Friedrich | |
M. aus dem Sauerland um Hilfe bat. Drei Tage und Nächte hörte man aus der | |
Garage ein Hämmern, Klopfen und Fluchen. Dann trat der ölverschmierte | |
Friedrich heraus und verkündete, da sei „nix zu machen“, so ein Vélosolex | |
sei halt „keine Kreidler“. Fortan konnte Hollande das Mofa nur noch als | |
Fahrrad nutzen und nahm sich vor, so schnell keinem Deutschen mehr zu | |
vertrauen. | |
*** | |
Monsieur le Président ist berühmt für seine Schlagfertigkeit. Wenn er aber | |
eines partout nicht ausstehen kann, dann sind es Wortspiele. Als einmal ein | |
politischer Gegner ihm in einer Debatte vorhielt, „jetzt ist Hollande in | |
Not“, da konterte er mit: „Et voilà la merde! Jetzt ist Polen offen.“ | |
*** | |
Am liebsten trägt François Hollande Unterwäsche aus zartem grauen Tüll. | |
Schließlich war er lange Jahre Bürgermeister des kleinen Städtchens Tulle | |
im Département Corrèze, wo die Tüllspitzen erfunden wurden. Als Hollande | |
einmal bei einem heftigen Liebesspiel der feine, halbdurchsichtige Stoff | |
zerriss, unterbrach er abrupt den amourösen Akt und flickte eigenhändig das | |
kostbare Gewebe, bevor er dann wieder zur Tat schritt. | |
*** | |
Nach 29 Ehejahren mit seiner attraktiven Gattin Ségolène Royal verspürte | |
Hollande das Bedürfnis, seiner Beziehung im Bett ein wenig frischen Wind zu | |
verleihen – eine erotische, aber auch patriotische Tätowierung sollte es | |
sein. Wochenlang grübelte der Politiker über mögliche Motive und studierte | |
Fachzeitschriften. Ein Eiffelturm als Arschgeweih? Zu ordinär. Der Arc de | |
Triomphe auf dem Bauch? Zu protzig. Am Ende entschied er sich für eine | |
hauchdünne Maginot-Linie auf dem Schulterblatt. Nach 30 Jahren wurde seine | |
Ehe geschieden. | |
*** | |
Auf Klassenfahrt in Paris sah François Hollande einmal zufällig Charles de | |
Gaulle und George Pompidou nebeneinander auf einem Balkon des Élysée | |
stehen, wohin sich die beiden Staatsmänner auf eine gemeinsame Gauloises | |
zurückgezogen hatten. Begeistert winkte Hollande dem berühmten General, der | |
jedoch keinerlei Notiz nahm von dem Knirps. Pompidou dagegen, von dem der | |
kleine François noch nie etwas gehört hatte, erspähte den wie wild auf und | |
ab hüpfenden Knaben. Allerdings dachte er sich nichts dabei, wie er abends | |
seinem Tagebuch anvertraute. | |
*** | |
Kurz vor Ende seiner Studienzeit zog eine dunkle Wolke am bis dahin so | |
blauen Lebenshimmel des François Hollande auf: Seine Zukunft, seine | |
Karriere, alles sei grau, grau, grau, dachte der junge Elitestudent und | |
floh für ein paar Tage in seine Heimatstadt Rouen. Als er am Abend | |
schwermütig durch die Straßen streifte, strunkelte ihm ein Hund entgegen, | |
der ihn durch seine grauen Zotteln hindurch erwartungsvoll anstarrte. Noch | |
nie hatte der künftige Staatsmann einen „Barbet“ genannten Wasserhund | |
gesehen, doch angesichts der grauen Strähnen wurde Hollande ganz leicht ums | |
Herz und er beschloss, nie wieder die Zukunft zu fürchten. Seitdem nennt er | |
sich in schweren Stunden gern „Barbet“. Der graue Wasserhund aber trollte | |
sich schweigend. | |
*** | |
Als François Hollande zum ersten Mal den Eltern seiner späteren Gattin | |
Ségolène Royal vorgestellt wurde, da wollte er selbstverständlich einen | |
guten Eindruck machen. Er hatte den Abend auch schon beinahe überstanden, | |
als er nach einem Gang auf die Toilette zurück in den Salon eilte – und | |
dabei mit aller Wucht gegen die gläserne Tür krachte, die er zuvor | |
geschlossen hatte. Noch viele Jahre später zog sein Schwiegervater ihn mit | |
dieser peinlichen Begebenheit auf. | |
*** | |
Kaum jemand weiß, dass sich François Hollande in den Debattenpausen des | |
Parlaments gern als Madame de Pompadour verkleidet. Das geht ja auch | |
niemanden etwas an, und kein Mensch hätte sicher von dem pikanten | |
Steckenpferd erfahren, wäre Hollande nicht eines Tages in seiner | |
Verkleidung auf den Flur vor seinem Büro getreten und hätte dort Ludwig XV. | |
getroffen. Tatsächlich stand dort plötzlich ein Mann vor ihm, im Gewand des | |
französischen Monarchen. Verdutzt begrüßte „Madame“ ihren „Roi“ mit … | |
tiefen Knicks. Ludwig XV. aber eilte ohne jedes Grußwort davon, so dass | |
François Hollande nie erfahren sollte, dass Nicolas Sarkozy ein ganz | |
ähnliches Hobby pflegt wie er. | |
AUFGEZEICHNET VON MICHAEL RINGEL, CORINNA STEGEMANN, ARNO FRANK | |
12 May 2012 | |
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Theresa May | |
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