# taz.de -- Von Bismarcks dürfen so nicht jagen: Keine Extrawurst für den Adel | |
> Erst hielt die Adelsfamilie von Bismarck sich nicht an das Gesetz, dann | |
> klagte sie gegen die Jagdbehörde. Doch Jagdgatter im Sachsenwald bleiben | |
> verboten | |
Bild: Darf auch von Familie Bismarck nur noch in Freiheit gejagt werden: Rotwild | |
Schleswig taz | Wildtiere erst zu füttern und zu pflegen, um sie dann | |
abzuknallen – das klingt unfair und ziemlich unzeitgemäß. Doch die | |
Adelsfamilie von Bismarck und eine weitere Klägerin wollten am gestrigen | |
Dienstag vor dem Verwaltungsgericht in Schleswig erreichen, dass genau das | |
wieder erlaubt ist. Das erhoffte Recht bekamen sie dabei nicht. Das Gericht | |
entschied, dass das Jagdgesetz rechtmäßig ist, anders als die Jagdpraktiken | |
der Adelsfamilie. | |
Jagdgatter dienen dazu, Wildtiere einzuzäunen, um sie dann einfacher | |
abschießen zu können. Im Detail ging es vor Gericht um drei Jagdgatter in | |
Schleswig-Holstein. Zwei davon befinden sich im Sachsenwald und gehören der | |
Familie von Bismarck. Verhandelt wurde die Frage ob das Rotwildgatter und | |
der Saupark erhalten bleiben dürfen und ob das Jagen darin erlaubt ist. | |
Geklagt hatten Graf Maximilian von Bismarck-Schönhausen und der durch | |
Familienoberhaupt Gregor Graf von Bismarck vertretene Forstbetrieb | |
Sachsenwald gegen den Kreis Herzogtum Lauenburg. | |
Seit Jahren hatten die beiden Jagdgatter der Nachfahren des Reichskanzlers | |
Otto von Bismarck, die zusammen 1.300 Hektar groß sind, immer wieder für | |
Aufmerksamkeit gesorgt. Nach dem schleswig-holsteinischen Landesjagdgesetz | |
hätten sie – wie alle Jagdgatter – bis spätestens Oktober 2014 geschlossen | |
werden müssen. | |
## Jagd und Sauenpark als adliges „Kulturdenkmal“ | |
Doch die Adelsfamilie wehrte sich dagegen und ließ die Gatter einfach | |
bestehen. Auf der Seite der Beklagten war eine Vertreterin des Kreises | |
sowie zwei Vertreter des Umweltministeriums zum Gerichtstermin gekommen. | |
Für Dörte Kröpelin vom Kreis Lauenburg war die Rechtslage längst klar: „Es | |
ist nur erlaubt zu jagen, wenn die Gatter aufgelöst werden und das scheint | |
nicht der Fall zu sein“, sagte sie während der Verhandlung. | |
Die Grafen ließen sich vor Gericht nicht blicken. Vertreten wurden sie sich | |
von drei in Schlips und Robe gekleideten Anwälten. In länglichen | |
Ausführungen beharrten sie auf einer unrechtmäßigen Enteignung des | |
Eigentums und der Bedeutung der Jagd und des Sauenparks als | |
„Kulturdenkmal“, doch das Gericht überzeugten sie offensichtlich nicht. | |
„Die Klagen im Fall Bismarck wurden abgewiesen“, sagte ein Sprecher des | |
Gerichts. Das Verbot der Jagdgatter sei rechtmäßig und stelle keine | |
Enteignung dar. | |
Bereits am 26. Januar 2015 hatte der Kreis Herzogtum Lauenburg Bescheide | |
zur Beseitigung der beiden zur Familie von Bismarck gehörenden Jagdgatter | |
im Sachsenwald erlassen. | |
Bei der Verhandlung spielte auch das Verständnis von Jagd eine Rolle. | |
Tobias Langguth, Naturschutzreferent des BUND, erklärte auf Anfrage der | |
taz, die Jagd solle eigentlich ein Instrument des Wald- und Naturschutzes | |
sein. Bei der Gatterjagd dagegen gehe es „allein um das Vergnügen und die | |
Freude beim Abschießen“. | |
Und tatsächlich schien die Freizeitgestaltung der Grafen auch ihren | |
Anwälten eher am Herzen zu liegen als das Wohl der Tiere. Ohne eine | |
Entscheidung im Falle der Jagdgatter könnten die künftige Jagden schlecht | |
planen. Bei der Jagd gehe es um „eine Form von Freiheit der | |
Lebensgestaltung“, sagte einer der Anwälte vor Gericht. Und auch der an den | |
Saupark grenzende Golfplatz könne zu Schaden kommen, sollte das Gatter | |
geöffnet werden. | |
Womöglich hat der Streit um das Recht auf Jagdgatter trotzdem noch kein | |
Ende. Denn gegen das Urteil können die Bismarcks vor dem | |
Oberverwaltungsgericht Berufung einlegen. Schießen dürfen sie weiterhin | |
nicht, auch wenn ihre Anwälte vor Gericht darauf pochten, aufgrund | |
möglicher Überpopulation eine Lösung zu finden. Das kann dem Urteil nach | |
jedoch nur bedeuten, dass die Gatter abgerissen werden müssen. | |
9 May 2017 | |
## AUTOREN | |
Milena Pieper | |
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