# taz.de -- Die Wahrheit: Islamistische Zwiebeln | |
> Wie Gemüse gesellschaftliche Konflikte auslöst und warum Sellerie durch | |
> seinen krautartigen Wuchs die Welt retten kann. | |
Bild: Bei übermäßigem Spargelverzehr droht Xenophobia Asparagus. | |
„Nahezu alle Konflikte in unserer Gesellschaft lassen sich auf eine | |
unverarbeitete Gemüse-Störung zurückführen!“, sagt Volker zur Heide, | |
während er entspannt in der Sitzecke seines Büros nahe der Kölner | |
Innenstadt sitzt. Der 57-jährige Psychiater hat als Erster seines Faches | |
erkannt, wie verschiedene Formen der Zu- oder Abneigung gegenüber | |
bestimmten Gemüsesorten das menschliche Miteinander empfindlich stören. | |
Seine mehrbändige Abhandlung „Gemüse und Neurose – gesellschaftliche | |
Konsequenzen der Vegetabilis Instabilis“ sei ein Meilenstein der | |
Psychotherapie, wie zur Heide nicht müde wird, zu betonen. Er wolle nicht | |
übertreiben, aber bei konsequenter Therapie sei in absehbarer Zeit | |
Weltfrieden möglich. | |
Schon als Siebenjähriger habe er die Macht des Gemüses erkannt, erzählt der | |
Autodidakt, der vor seiner Psychologie-Karriere als Hundefrisör gearbeitet | |
hat. „Sobald ein Klassenkamerad ein Pausenbrot mit Gurke aß, drehte unser | |
Lehrer durch – er schrie, er warf Gegenstände – ein Gurken-Phobiker, wie er | |
in meinem Lehrbuch steht!“ Zur Heide lacht, als er erzählt, wie er durch | |
geschicktes Intrigieren dafür sorgte, dass der Klassenlehrer in eine | |
geschlossene Anstalt eingewiesen wurde – die er niemals wieder verlassen | |
sollte. | |
Längst widmet sich zur Heide den großen Themen: Die verbreitete soziale | |
Ungleichheit führt er beispielsweise auf Sellerie zurück. „Wir finden unter | |
Arbeitslosen und Geringverdienern eine hohe Anzahl an Menschen, die | |
Sellerie in jeglicher Zubereitungsform ablehnen.“ Zur Heide verweist auch | |
auf den krisengeplagten afrikanischen Kontinent, auf dem Sellerie in der | |
dortigen heimischen Küche kaum eine Rolle spiele. | |
## Sellerie vermittelt Lebensfreude | |
Die Selleriewirkung läge dabei weniger in Inhaltsstoffen als vielmehr in | |
der Pflanzenform: „Der krautartige Wuchs vermittelt Dynamik, Lebensfreude. | |
Die Sprossachse strebt aufrecht zum Himmel und symbolisiert | |
Entschlossenheit und Ehrgeiz.“ Diese Eigenschaften übertrügen sich auf den | |
Esser, vermutet zur Heide. | |
Zurzeit entwickle er für eine Pilotstudie mit jungen Arbeitslosen eine | |
Konfrontationstherapie: „Eine Kur mit Selleriebädern, Sellerieeinläufen und | |
schlussendlich auch Sellerie-Implantaten, um eine ständige Versorgung | |
sicherzustellen, scheint mir äußerst vielversprechend.“ | |
Überraschend sind zur Heides Theorien in Bezug auf religiösen Fanatismus. | |
„Nahezu alle religiösen Spannungen haben ihre Ursache in einem neurotischen | |
Verhältnis zur Küchenzwiebel. Plakativ gesprochen: Äße der Islamist keine | |
Zwiebeln, dann fände der Terror ein schnelles Ende!“ Die Zwiebel sei auf | |
allen Erdteilen und bei Anhängern aller Weltreligionen weit verbreitet, so | |
der Psychiater, ohne dass sich ihre Esser der dramatischen Konsequenzen | |
bewusst wären. | |
„Häuten Sie doch einmal eine Zwiebel, und ich frage Sie: Was bleibt von ihr | |
über? Rein gar nichts. Die Zwiebel demonstriert dem Gläubigen unterbewusst | |
den Nihilismus des Seins. Es gibt keinen Gott, so sehr sich der Gläubige | |
auch in Ritualen anstrengt. Und das macht ihn fuchsteufelswild.“ | |
## Spargel isst tückisch | |
In zur Heides Praxis kommen aktuell viele Patienten, die am saisonalen | |
Trendgemüse Spargel leiden: „Im Laufe des Lebens entwickelt jeder Dritte | |
ein problematisches Verhältnis zu Spargel“, verrät der Psychiater. Einer | |
von ihnen ist ein bekannter AfD-Politiker. Er sei eigentlich ein „harmloser | |
Spießer, mitten aus dem Bürgertum“. Doch zur Heide beobachtet jedes Jahr | |
dasselbe Phänomen: „Übermäßiger Konsum deutschen Spargels führt bei ihm … | |
einer manifesten Xenophobie. Der Patient entwickelt einen irrationalen Hass | |
auf alles Fremde.“ | |
In zur Heides Abhandlung „Gemüse und Neurose“ ist über das Krankheitsbild | |
zu lesen: „Die phallische Form spielt eine wesentliche Rolle bei der | |
Xenophobia Asparagus. Der Patient übt analog einen patriarchalen und | |
autoritären Gestus aus. Er hebt seinen Kopf spargelgleich über alles Fremde | |
und blickt mit Verachtung herab.“ | |
Auch die verbreitete Zuschreibung, der beste Spargel käme nur aus | |
urdeutschem Mutterboden, trage zu der manifesten Störung bei, die Fremdes | |
nicht mehr zulasse, erläutert zur Heide. „Schon Hitler aß – zusammen mit | |
seiner Eva – leidenschaftlich Spargel. Auch gehe ich sicher nicht zu weit, | |
wenn ich sage, dass Hitler – berauscht vom Geruch seines Spargelurins – die | |
abartigsten Ideen kamen.“ | |
Zur Heide verordnet in solchen Fällen eine strenge Solitär-Kost. „Drei | |
Monate nur Wurzelgemüse! Das erdet!“ Grundsätzlich plädiert der 57-Jährige | |
aber dafür, besonders anfällige Menschen in der Spargelzeit in | |
geschlossenen Einrichtungen unterzubringen: „Wie damals meinen Lehrer!“ | |
Schließlich habe er keine Lust, sich jeden Tag an einer vollen Praxis | |
„abarbeiten zu müssen“. Lieber bevorzuge auch er, Spargel in der | |
Frühlingssonne zu essen, statt in seiner dunklen Praxis | |
„herumzuvegetieren“. | |
Doch ans Aufhören denkt der Visionär noch lange nicht, auch wenn er auf das | |
60. Lebensjahr zugeht. Zur Heide arbeitet bereits an einem weiteren | |
Grundlagenwerk, das eine „erneute Revolution der Psychotherapie“ anstoßen | |
werde. Der vorläufige Titel: „Wie eine Mango den Ersten Weltkrieg | |
auslöste“. | |
2 May 2017 | |
## AUTOREN | |
Nico Rau | |
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