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# taz.de -- Kolumne Macht: Und die Angst wird größer
> Seit 100 Tagen ist Donald Trump nun US-Präsident. Wer denkt, er sei doch
> nicht so schlimm, sollte vorsorglich in Deckung gehen.
Bild: Wegschauen hilft auch nicht. Szene einer Demonstration gegen die Trump-Re…
Der Mann scheint keine Furcht zu kennen – und es steht zu befürchten, dass
er diese Einschätzung für ein Kompliment halten würde. Bedrohlich. Wenn
Leute, die etwas zu sagen haben, nicht wissen, was Angst ist, dann haben
alle Anderen einen guten Grund, in Deckung zu gehen. Allerdings gibt es
nicht viele Schutzräume, wenn es sich bei dem Furchtlosen um den
Präsidenten der USA handelt.
Donald Trump schert sich nicht um Tatsachen, er lügt bedenkenlos, ihm ist
die Bevölkerung seines Landes egal, er interessiert sich nicht für Politik
und hat deshalb auch keine politischen Überzeugungen. Viele kluge und
genaue Analysen sind in den letzten Tagen darüber geschrieben worden, bei
welchen Themen er seine Position in den ersten Monaten seiner Amtszeit
geändert hat und warum. Die Liste ist lang: Gesundheitspolitik,
Außenpolitik – China, Russland, Syrien, Nato – , Handelspolitik. Eine Mauer
an der Grenze zu Mexiko möchte er [1][nun vorläufig auch nicht bauen].
Wenn es ein Markenzeichen von Trump gibt, dann ist es die Bereitschaft zum
Kurswechsel. Optimisten sehen darin einen Hinweis auf seine Lernfähigkeit.
Sie hatten ja auch geglaubt, er wachse allmählich in das Amt des
US-Präsidenten hinein, nur weil er sich bei seiner ersten Rede vor dem
Kongress ausnahmsweise nicht benommen hatte wie ein schlecht erzogener
Jugendlicher. Die Optimisten irren sich. Es gibt keinerlei Anlass zur
Zuversicht.
Hundert Tage ist er nun also im Amt. Können Sie sich an ein einziges Foto
oder an Fernsehaufnahmen erinnern, auf denen Trump ernsthaft besorgt
aussieht oder herzhaft lacht? Nein, das können Sie nicht. Es gibt diese
Aufnahmen nämlich nicht.
Was es hingegen gibt, sind zahlreiche Filme, die zeigen, wie er aus einem
Auto oder einem Flugzeug steigt und stoffelig seines Weges geht, ohne seine
hinterherlaufende Frau auch nur eines Blickes zu würdigen. Das ist nicht
belanglos und auch nur beim ersten Hinsehen lustig. Denn die Bilder
beweisen, dass Donald Trump nur ein einziges Interessengebiet hat: seine
eigene Person.
## Immer geht es um ihn
Sie zeigen aber noch viel mehr. Sie beweisen, dass Trump nicht einmal ein
Gespür für das hat, woran ihm wirklich gelegen ist, nämlich das eigene
Image. Die Skala seiner Gefühle scheint ungewöhnlich schmal zu sein. Mal
ist er hämisch, mal triumphierend, mal wütend, mal trotzig. Und immer geht
es um ihn. Um ihn, ihn, ihn.
Dem Präsidenten ist während eines Interviews vorübergehend entfallen,
welches Land er gerade hat bombardieren lassen. (Es war Syrien, wie die
Journalistin hilfreich anmerkte.) Im Zusammenhang mit einem drohenden
Nuklearkrieg – Nordkorea – hielt er es für angemessen, auf die Qualität d…
Schokoladenkuchens hinzuweisen, den er während einer Unterredung über das
Thema mit seinem chinesischen Gesprächspartner verspeist hatte. Das ist
nicht cool. Das ist irre.
Autokraten wie der türkische Präsident Recep Erdogan und dessen ägyptischer
Amtskollege Abdel Fatah al-Sisi finden Trump prima, weil er sie auch prima
findet. Der Rest der Welt ist ziemlich fassungslos. Das gilt übrigens auch
für die Bevölkerung der USA. Niemals zuvor hat ein neuer Präsident in
Umfragen derart verheerende Werte bekommen wie Donald Trump.
Wie lässt sich da Abhilfe schaffen? Mit einem Krieg, wie sonst. In Zeiten
des Krieges scharen sich, vor allem in angelsächsischen Ländern, die
Bevölkerungen regelmäßig hinter ihrer politischen Führung. Der absurde
Falklandkrieg hat Margaret Thatcher – pardon my language – 1982 den Arsch
gerettet. Was bietet sich für Trump nun an? [2][Ja, genau. Nordkorea]. Er
kennt ja keine Furcht. Wer hingegen weiß, was Angst ist, empfindet sie
jetzt.
28 Apr 2017
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## AUTOREN
Bettina Gaus
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