# taz.de -- Missstände in der Tierhaltung: Kritik an Schweinefleisch-Siegeln | |
> Greenpeace bemängelt, dass viele Labels nur die Einhaltung gesetzlicher | |
> Mindeststandards garantieren. Besser schneiden Biomarken ab. | |
Bild: Zwei Schweine drängen sich in ihrer Box aneinander. In vielen Ställen i… | |
BERLIN taz | Die Umweltorganisation Greenpeace hat [1][neun Gütesiegel auf | |
ihre Standards in der Schweinefleischproduktion überprüft]. Das Fazit: | |
Mangelhaft seien die Labels der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft | |
(DLG), der Initiative Tierwohl und das QS-Label (Qualität und Sicherheit). | |
Sie gingen kaum über gesetzliche Mindestforderungen hinaus. | |
Empfehlenswert seien dagegen Biosiegel wie Bioland, Demeter und Naturland. | |
Diese hätten sogar höhere Standards als in der EU-Ökoverordnung vorgesehen. | |
Der beste konventionelle Standard sei „Neuland“-Fleisch. Maximal 950 | |
Schweine dürfen hier in einem Stall sein, die Tiere haben Auslauf und | |
Beschäftigungsmaterial. Gentech-Futter und das Abschneiden von | |
Ringelschwänzen sind verboten. | |
Diese Kriterien sieht Greenpeace etwa bei der „Initiative Tierwohl“ nicht | |
erfüllt. Vier Cent pro verkauftes Kilo Fleisch zahlen Deutschlands größte | |
Lebensmittelhändler von Aldi bis Rewe in einen Fonds, um tiergerechte | |
Haltung zu fördern. Ausgeschüttet wird das Geld an derzeit 3.400 Betriebe. | |
Diese erfüllten jedoch kaum mehr als gesetzliche Mindeststandards, sagt | |
Stephanie Töwe von Greenpeace. Die Landwirtschaftsexpertin kritisiert | |
zudem: „Das Logo der Initiative Tierwohl führt in die Irre. Der Verbraucher | |
kann beim Kauf des Produkts keineswegs sicher sein, dass in der Verpackung | |
Fleisch aus einer besseren Tierhaltung enthalten ist.“ | |
Sebastian Düring, Pressesprecher der Initiative Tierwohl, weist die Kritik | |
zurück: „Die Produktkennzeichnung der Initiative Tierwohl ist kein Siegel | |
oder Label. Das Logo wird nur gemeinsam mit dem Begleittext verwendet. | |
Dieser besagt klar, dass das Fleisch nicht aus einem Betrieb stammen muss, | |
das an der Initiative Tierwohl teilnimmt.“ Ziel sei es, „pragmatisch und in | |
der Breite“ zu wirken. An keinem anderen System in Deutschland nähmen so | |
viele Landwirt*innen teil. | |
Greenpeace fordert eine gesetzliche Haltungskennzeichnung für | |
Fleischprodukte. So sieht das auch Nicole Maisch, Sprecherin für | |
Verbraucherpolitik der Grünen: „Wir brauchen eine verständliche | |
Kennzeichnung für Fleisch, wie es sie bei Eiern gibt. Mit den Zahlen Null | |
bis Drei soll jeder beim Einkauf erkennen können, unter welchen Bedingungen | |
das Tier gehalten wurde.“ | |
5 Apr 2017 | |
## LINKS | |
[1] https://www.greenpeace.de/presse/publikationen/siegel-ratgeber-schweineflei… | |
## AUTOREN | |
Merle Groneweg | |
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