# taz.de -- Ägyptens Präsident besucht Trump: Der Kumpel der Tyrannen | |
> Im Dienste des „War on Terror“ umwirbt Trump ganz offen Autokraten des | |
> Nahen und Mittleren Ostens. Eine Strategie ist das nicht. | |
Bild: Diese Finger gehören zum Ägypter al-Sisi. Trump gibt aber auch anderen … | |
NEW YORK taz | Nach den Regeln aus dem späten 18. Jahrhundert, die den | |
Ablauf von Präsidentschaftswahlen in den USA bestimmen, ist Donald Trump | |
korrekt ins Weiße Haus gewählt worden. Aber seine Sympathie und Bewunderung | |
gilt nicht anderen korrekt gewählten RegierungschefInnen. Neben Theresa May | |
aus Großbritannien, Justin Trudeau aus Kanada und Angela Merkel wirkt er | |
wie ein Flegel, der sich nicht für Außenpolitik interessiert und vor allem | |
zu hoffen scheint, dass die Begegnung schnell vorübergehen möge. Hingegen | |
blüht er in der Gesellschaft von Tyrannen auf. Neben ihnen lächelt er, | |
verteilt Komplimente und spricht von Zusammenarbeit. | |
Das jüngste Beispiel für diese autoritäre Präferenz ist die [1][Begegnung | |
mit Abdel Fatah al-Sisi am Montag] im Weißen Haus. Der Mann, der 2013 den | |
Putsch gegen die erste demokratisch gewählte Regierung in Kairo angeführt | |
hat und seither Tausende Oppositionelle in die ägyptischen Gefängnisse | |
werfen ließ, war im letzten November der erste ausländische Staatschef, der | |
Trump zum Wahlsieg gratulierte. Am Montag saß er neben ihm vor einem Kamin | |
im Weißen Haus und strahlte, während Trump ihn für seine „phantastische | |
Arbeit“ lobte. | |
Für Sisi war es das erste Mal im Weißen Haus. Für Trump war es eine der | |
seltenen Gelegenheiten, bei denen er wie ein Präsident wirken konnte. | |
Wenige Tage zuvor hatte Trump an derselben Stelle ein ähnliches Lächeln für | |
einen Kronprinzen aus Saudi-Arabien, Verteidigungsminister Mohammed bin | |
Salman, gezeigt. Am Mittwoch dieser Woche will er dort den König von | |
Jordanien, Abdullah II., empfangen. | |
Unter Barack Obama war der Umgang mit den meisten Autokraten aus dem Nahen | |
und Mittleren Osten anders. Zwar bekam Ägypten auch unter Obama weiterhin | |
das – direkt nach Israel – mit 1,3 Milliarden Dollar pro Jahr zweitgrößte | |
militärische Hilfspaket aus den USA, doch Obama lud den Chef der | |
Putschisten nicht zu sich ein. Auch mit Saudi-Arabien arbeitete Obama – | |
unter anderem beim Krieg im Jemen – eng zusammen. Doch gelegentlich brachte | |
er auch die Abwesenheit grundsätzlicher demokratischer Rechte zur Sprache. | |
## Demonstrative Freundlichkeit | |
Bei Trump sind die Skrupel und Bedingungen gefallen, die Fensterreden über | |
Menschenrechte fehlen ganz. Seine Regierung umwirbt sämtliche sunnitische | |
Länder der Region. Sie hat Saudi-Arabien größere Waffenlieferungen in | |
Aussicht gestellt. Sie will dem Regime in Bahrain, das 2011 seine | |
Demokratiebewegung militärisch unterdrückt hat, weitere Kriegsflugzeuge | |
liefern. Und sie versucht, dem türkischen Präsidenten Recep Erdoğan, der | |
seine Vollmachten per Referendum ausweiten will, näher zu rücken. | |
Trumps Argument für die demonstrative Freundlichkeit gegenüber den | |
Autokraten ist der Kampf gegen den Terrorismus – insbesondere gegen den IS. | |
In einer Region, die zahlreiche andere Probleme hat, ist der | |
Antiterrorismus ein bescheidener gemeinsamer Nenner. Doch selbst diese | |
reduzierte Zusammenarbeit hat enge Grenzen, die sich auch an | |
widerstrebenden Interessen in Syrien zeigen: Saudi-Arabien will dort vor | |
allem den Sturz von Assad, die Türkei möchte, dass Washington dort (und im | |
Irak) seine privilegierte Beziehung zu kurdischen Kräften aufgibt. Und | |
Ägypten produziert durch politische Repression und wirtschaftliche Not im | |
eigenen Land ständig neuen Nachschub an Dschihadisten. | |
Die autoritäre Präferenz produziert Bilder, die Trump mit einem gewissen, | |
längst überfälligen außenpolitischen Interesse zeigen. Aber eine politische | |
Strategie für eine der kompliziertesten Regionen des Planeten ergibt sie | |
nicht. | |
4 Apr 2017 | |
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## AUTOREN | |
Dorothea Hahn | |
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