# taz.de -- Sammelabschiebung nach Afghanistan: Rückflug ins Ungewisse | |
> Deutschland hat erneut 15 Afghanen in ihre Heimat abgeschoben. Laut UNO | |
> gibt es seit Jahresbeginn etwa 50.000 Binnenflüchtlinge in Afganistan. | |
Bild: Eine Passagiermaschine mit abgeschobenen Flüchtlingen am Münchner Flugh… | |
KABUL dpa | Zum vierten Mal sind abgelehnte Asylbewerber von Deutschland | |
nach Afghanistan abgeschoben worden. Das Flugzeug mit 15 Migranten an Bord | |
erreichte Kabul aus München kommend am Dienstagmorgen um kurz vor 7.00 Uhr. | |
Seit Dezember sind nun insgesamt 92 Männer nach Afghanistan zurückgeflogen | |
worden. | |
Es handele sich „ausnahmslos um alleinstehende Männer“, einige von ihnen | |
seien in Deutschland straffällig geworden, hatte das bayerische | |
Innenministerium am Montagabend mitgeteilt. Außer Bayern hatten sich an der | |
Rückführungsaktion auch Baden-Württemberg, Brandenburg, Hamburg, Hessen, | |
Mecklenburg-Vorpommern und Rheinland-Pfalz beteiligt. | |
Der Sprecher des Flughafens in Kabul, Mohammed Adschmal Faisi, sagte, die | |
Ankunft sei ruhig verlaufen. Die meisten Ankömmlinge wollten nicht mit | |
Medien sprechen. Viele wirkten müde oder wütend. | |
Obaid Ros aus der ostafghanischen Provinz Nangarhar sagte, er habe sieben | |
Jahre lang in Landshut gelebt. Er habe Arbeit gehabt, habe Computer | |
repariert. „Ich habe keine Ahnung, wieso sie meine Asylbewerbung gestoppt | |
haben“, sagte der 24-Jährige. Als er von der bevorstehenden Abschiebung | |
gehört habe, sei er geflohen, aber die Polizei habe ihn wieder eingeholt | |
und drei Wochen lang festgehalten. Er werde trotzdem versuchen, nach | |
Deutschland zurückzugehen. „Hier gibt es keine Sicherheit, keine Arbeit, | |
kein Leben“, sagte Ros. | |
Die Abschiebungen sind umstritten, weil sich in Afghanistan der Konflikt | |
zwischen Regierung und den radikalislamischen Taliban verschärft und es | |
landesweit Gefechte und Anschläge gibt. | |
## Fast 50.000 Binnenflüchtlinge | |
Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) sagte dagegen am Montag, „die | |
Bewertung der aktuellen Sicherheitslage“ durch Bundesinnenministerium und | |
Auswärtiges Amt sei unverändert. Sie lasse Rückführungen in gesicherte | |
afghanische Provinzen zu. | |
Von Seiten der Vereinten Nationen gibt es keine abschließende Bewertung, | |
welche afghanischen Provinzen sicher oder unsicher sind. Die meisten | |
Passagiere des vierten Fluges stammten zumindest nicht aus schwer | |
umkämpften Provinzen, sagte ein Mitarbeiter des Kabuler | |
Flüchtlingsministeriums, der ungenannt bleiben wollte. „Viele sind aus | |
Kabul, andere aus Pandschir oder Parwan.“ Einige kämen allerdings aus | |
unsicheren Provinzen wie Wardak oder Nangarhar. Auf dem dritten | |
Abschiebeflug im Februar kam etwa die Hälfte aller Passagiere aus | |
umkämpften Provinzen wie Urusgan, Kundus oder Paktia. | |
Das UN-Büro zur Koordinierung humanitärer Hilfe (Ocha) hatte am Montag | |
gemeldet, seit Jahresbeginn seien fast 50.000 Afghanen vor Gefechten | |
zwischen Regierung und Taliban aus ihren Dörfern geflohen. Laut US-Militär | |
kontrolliert die afghanische Regierung nur noch rund 57 Prozent des Landes, | |
15 Prozent weniger als Ende 2015. In Kabul, wo viele Abgeschobene erst | |
einmal bleiben, gab es seit Jahresbeginn fünf große Anschläge mit | |
mindestens 132 Toten und mindestens 347 Verletzten. Die Frühjahrsoffensive | |
der Taliban steht kurz bevor. | |
28 Mar 2017 | |
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