Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Straßenbäume in Berlin: Buchen musst du suchen
> Berlin hat rund 440.000 Straßenbäume – so ganz genau weiß man das nicht.
> Sicher ist: Jedes Jahr werden mehr gefällt als gepflanzt.
Bild: Nein, bei diesem Bild geht es nicht um die Umweltzone, sondern um die Bä…
Die schlechte Nachricht zuerst: Jahr für Jahr verliert Berlin Tausende
Straßenbäume. Die gute: Es werden einfach nicht weniger. Im Gegenteil: Wie
der Senat in der am Mittwoch veröffentlichten Antwort auf eine Anfrage der
Grünen mitteilte, säumten Ende 2016 genau 437.925 Linden, Eichen, Kastanien
und andere die Straßen der Stadt, gut 20.000 mehr als Ende 2006.
Stimmt: Diese Rechnung geht nicht auf. Der Grund sind massive Probleme bei
der Erhebung der Bestände. Dafür sind – wie für Fällungen und
Neupflanzungen – die Bezirke zuständig, und die können wegen finanzieller
und personeller Engpässe und veralteter Datenbanken keine klaren Zahlen
liefern.
„Gewisse Unstimmigkeiten, die noch von den Bezirken zu korrigieren sein
werden“, teilt auch Umweltstaatssekretär Stefan Tidow dem
Grünen-Abgeordneten Turgut Altuğ mit. Konkret heißt das: Es wird jedes Jahr
viel mehr gefällt als gepflanzt, 2016 etwa gab es 5.222 Fällungen gegenüber
1.797 neu gepflanzten Bäumen. Aber gleichzeitig „finden“ die Bezirke eine
beachtliche Zahl an Bäumen, allein 2016 3.200. Der Fachbegriff dafür heißt
„Bestandskorrektur“.
Im Einzelfall kann eine Bestandskorrektur darauf zurückgehen, dass eine
nichtöffentliche Grünfläche dem Straßenland zugeschlagen wird. In den
allermeisten Fällen handelt es sich jedoch um Korrekturen der überholten
oder schlicht fehlerhaften Baumkataster, weiß Christian Hönig vom Berliner
Landesverband des BUND: „Bevor nicht alle Bäume in einem aktualisierten,
einheitlichen Kataster aufgenommen sind, werden wir nie wissen, wie viele
genau es in Berlin gibt.“
Was man weiß: Eine „grüne Null“ gibt es nicht. Soll heißen, der Saldo von
Fällungen und Neupflanzungen fällt seit mindestens zwölf Jahren negativ
aus. Bei weit mehr als 400.000 Straßenbäumen geht zwar ein Minus von im
Schnitt knapp 2.000 Bäumen pro Jahr als „0 Prozent Veränderung“ in die
Statistik ein. In der Summe sind Berlin aber seit 2005 schon 25.000 Bäume
verloren gegangen, was zwischen 5 und 6 Prozent des Gesamtbestands
ausmacht.
Im Herbst 2012 startete der Senat die „Stadtbaumkampagne“. Dabei können
Einzelne oder Gruppen gegen eine Spende von 500 Euro die Patenschaft für
einen neu gepflanzten Baum übernehmen, das Land schießt – so die Theorie –
noch 850 Euro hinzu. Tatsächlich ist es deutlich mehr: Laut
Umweltstaatssekretär Tidow wurden in den Jahren 2015 und 2016 insgesamt
360.000 Euro gespendet, vom Senat kamen 3 Millionen.
Trotzdem reicht das alles nicht aus, um das langsame Ausbluten „einer der
grünsten Metropolen der Welt“ (O-Ton Umweltverwaltung) aufzuhalten.
Christian Hönig vom BUND mahnt deshalb die Bezirksämter: „Die
Stadtbaumkampagne ist eine gute Initiative, aber sie sollte die Bezirke nie
von ihrer Verantwortung für Neupflanzung befreien.“
6 Apr 2017
## AUTOREN
Claudius Prößer
## TAGS
Bäume
Stadt
Umwelt
Bäume
Regen
Theodor W. Adorno
Bäume
## ARTIKEL ZUM THEMA
Mängel beim Umweltschutz in Berlin: Verlorene Bäume
In Steglitz-Zehlendorf fallen binnen kurzer Zeit etliche geschützte Bäume.
Hat das Umweltamt versagt? Beim Baumschutz liegt viel im Argen, sagen
Kritiker.
Trockenheit schadet Stadtbäumen: Acht Eimer Wasser pro Woche
Den Berliner Straßenbäumen geht es nach dem dritten heißen Frühling
schlecht. Es könnten irreversible Schäden entstehen.
Kolumne Gott und die Welt: Frühling, Zeit für Adorno
Die „Minima Moralia – Reflexionen aus dem beschädigtem Leben“ fragt: Wä…
es ehrlicher, die Bäume blühten nicht?
Beschädigte Bäume in Friedrichshain: Ein Fall für die Umweltkripo
Lange Kratzer, tiefe Furchen: Ein Baummörder treibt sein Unwesen in
Friedrichshain – und niemand merkt es. Immerhin ermittelt jetzt die
Polizei.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.