# taz.de -- Sisters’-March in Hamburg: „Wir wollen nicht reaktiv bleiben“ | |
> Kaja Otto von der Sisters’-March-Initiative in Hamburg fordert eine Welt, | |
> in der alle gleichberechtigt zusammenleben | |
Bild: Unfreiwilliger Aufruf zur Frauendemo: Trump als Katalisator. | |
taz: Wie viel hat der Hamburger Sisters’ March Donald Trump zu verdanken, | |
Frau Otto? | |
Kaja Otto: Das ist schwierig zu sagen. Ich kann mir vorstellen, dass es | |
Frauen gibt, für die der Sisters’ March eine Möglichkeit ist, sich mit | |
Donald Trump auseinanderzusetzen, aber der Fokus liegt mit Sicherheit nicht | |
bei ihm, sondern bei den Themen Solidarität und Gerechtigkeit. | |
Mit Trumps Amtsantritt scheint vielen, dass Ächtung von Sexismus und | |
Minderheitenrechte alles andere als sicher sind – und dass man diese | |
Errungenschaften verteidigen muss. | |
So gesehen ist Trump ein Katalysator für ein Thema, das schon länger | |
schwelt. Er zeigt, dass das, was wir für selbstverständlich halten, es | |
leider nicht ist. Für uns in Deutschland ist das Anliegen, proaktiv zu | |
sein. Das heißt, wir wollen nicht nur reagieren, sondern jetzt sichtbar | |
werden und für, statt gegen etwas auf die Straße gehen – auch im Hinblick | |
auf die Bundestagswahl. | |
Welche Rolle spielt die? | |
Ich denke, dass es ein wunderbares Momentum ist, Menschen zu aktivieren. | |
Nach der Wahl in den USA ist bei einigen, mit denen ich gesprochen habe, | |
der Gedanke aufgekommen: Nächstes Jahr sind Wahlen in Deutschland, gibt es | |
etwas, das ich bewegen kann, um Menschen wieder zu beteiligen? | |
Wofür soll der Marsch stehen? | |
Für Solidarität, Gerechtigkeit, demokratische Grundwerte, eine Welt ohne | |
Sexismus und Rassismus. Wir fragen: Wie können wir das schaffen – und | |
wollen nicht nur reaktiv bleiben. | |
Haben Sie bei der Vorbereitung solch eine Aufbruchstimmung gespürt? | |
Wir nehmen ganz klar wahr, dass gerade viel Bewegung entsteht. Wir bekommen | |
jetzt sogar Anfragen von Menschen aus anderen Städten. Wobei man dazu sagen | |
muss: Das Wir, von dem ich spreche, existiert erst seit sechs Wochen. Wir | |
haben uns einfach mal an einen Tisch gesetzt, auch aus Ecken, die sich | |
untereinander nicht alle kannten, und gefragt: Was können wir gemeinsam | |
machen? Daraus ist die Idee des Sisters’ March entstanden, in den etwa 35 | |
Menschen eingebunden sind. | |
Schließen sich da jetzt alte Gräben in der Frauenbewegung? | |
Für uns ist das Motto Brückenbau statt Grabenkämpfe. Wir starten jetzt und | |
laden alle Gruppen ein, sich der Bewegung anzuschließen. Es geht vom | |
Onlinemagazin trust the girls, den digital media women, „Frauen bewegen“ | |
bis hin zu Tatort Kurdistan, der Alsterloge und #ausnahmslos. Es ist | |
wirklich eine bunte Mischung – die sicherlich noch bunter werden darf, das | |
ist uns klar. Wir sind noch nicht so intersektional wie wir sein könnten. | |
Wer fehlt? | |
Wir sind doch eher homogen: weiße Frauen, denen es gesundheitlich gut geht, | |
ein Großteil davon Cis-Frauen. | |
Gibt es thematisch noch weiße Flecken? | |
Da sind wir relativ breit aufgestellt: Wir haben berufliche Themen, wir | |
haben feministische Themen als solche, das Thema intersektionalen | |
Feminismus, wir haben Frauen in digitalen Medien dabei – es darf auch noch | |
vielfältiger werden. | |
Beim Women’ s March in Washington lag ein Schwerpunkt auf der Ökonomie mit | |
dem Aufruf, zu streiken und einen Tag nicht einzukaufen. Wird das in | |
Hamburg eine Rolle spielen? | |
Wie gesagt, wir suchen noch nach dem gemeinsamen Nenner. Das berufliche | |
Thema ist für uns wichtig, das Motto gleicher Lohn für gleiche Arbeit, der | |
Kampf gegen die berühmte gläserne Decke, unter der Frauen hängenbleiben. Am | |
Ende lassen sich die verschiedenen Themen auch immer wieder verweben. | |
Soll der Sisters’ March nur der Auftakt zu mehr sein? | |
Wir haben Ideen, wir wünschen uns, dass wir mehr werden. Aber erst einmal | |
steht der March an. | |
Hat Hamburg da eine Vorreiterrolle? | |
Ich glaube, wir hatten Glück mit diesem Treffen im Januar, in dem die | |
Dynamik aufkam, gemeinsam etwas zu tun. Im Februar gab es ein | |
Arbeitstreffen – dass dann alles so schnell ging, hat uns selbst | |
überrascht. Deswegen wissen wir selbst auch noch nicht so genau, wie sich | |
die Dinge nach der ersten Welle weiterentwickeln werden. | |
Sisters’ March: 8. 3. 2017, 17.30 bis 19 Uhr, Hamburger Rathausmarkt | |
8 Mar 2017 | |
## AUTOREN | |
Friederike Gräff | |
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