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# taz.de -- Cebit-Eröffnung: Japan ganz analog
> Japan lässt sich auf der Cebit als Hightech-Land feiern. Bei
> Hinrichtungen setzt es aber noch auf ganz traditionelle Grausamkeit
Bild: Sieben Hinrichtungsräume unterhält Japan
HANNOVER taz| Montag eröffnet in Hannover die Cebit. Bei der mit 200.000
TeilnehmerInnen weltgrößten Digitaltechnologie-Messe pflegt Japan als
Partnerland sein Image: Es gilt ja vielen als Inbegriff von Hightech oder
gar als „Mutterland digitaler Technologien“, wie Thorsten Dirks, der
Präsident des Branchenverbandes Bitkom, sagt, bevor er Nippon-Gemeinplätze
[1][im Schwall ausstößt]: „Hoch innovative Industrien“, die „weit vorne…
liegen, „autonomes Fahren“, „Robotik“ und „eine Gesellschaft, die off…
Innovationen ist und in der die Menschen mit Begeisterung neue Technologien
nutzen“ … Ja, ja, ja.
Dass Japans Gesellschaft vor allem für neofaschistische Politik offen ist,
hat er wohl vergessen zu sagen. Dank Amnesty International wird am Montag
aber wenigstens daran erinnert, dass die Menschen sich dort auch für
archaische Techniken begeistern können: Ab 8.30 Uhr werden AktivistInnen
mit schwarzen Augebinden am Nordeingang der Messe stehen und darauf hin
weisen, dass Japan neben den USA der einzige Industriestaat ist, der die
Todesstrafe praktiziert. Verhängt wird sie ohne Rücksicht auf
internationale Standards: Selbst Menschen mit geistiger Behinderung, die
bei ihren Taten nicht selbstbestimmt waren, wie Matsumoto Kenji, kommen in
den Todestrakt. Er hatte 1991, angestiftet von seinem überlegenen Bruder,
Menschen beraubt und getötet.
Hingerichtet wird heimlich: Betroffene Familien bekommen die Asche nach
Hause. Wenn es keine Angehörigen gibt, kriegt oft niemand etwas mit. Um an
offizielle Hinrichtungszahlen zu kommen, müsste man die Regierungscomputer
hacken. Amnesty International hat, seit 2012 der die [2][extreme Rechte
unterstützende] Geschichtsrevisionist [3][Shinzō Abe] Premierminister
wurde, 17 Fälle gezählt.
Diskretion scheint dabei ein Anliegen zu sein. Möglich, dass die
Digitalnation deshalb aufs Erhängen in Hinrichtungskammern zurückgreift,
statt schmerzfrei mit Stickstoff oder robotergesteuerten Giftinjektionen zu
töten: Der Verbrauch von Gaskartuschen oder Giftampullen ließe Rückschlüsse
zu. Das analoge, fehleranfällige und grausame Erhängen hinterlässt Spuren
am Hals, aber nicht in der Datenbank – ein Strick verbraucht sich nicht so
schnell.
21 Mar 2017
## LINKS
[1] http://www.cebit.de/de/ausstellung/specials/partnerland/partnerland-japan.x…
[2] https://www.nytimes.com/2017/03/16/world/asia/japan-shinzo-abe-scandal-ties…
[3] http://apjjf.org/2013/11/1/Narusawa-Muneo/3879/article.html
## AUTOREN
Benno Schirrmeister
## TAGS
Japan
Faschismus
Shinzo Abe
Todesstrafe
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