# taz.de -- Ethik des autonomen Fahrens: Regeln für den Algorithmus | |
> Eine vom Verkehrsministerium eingesetzte Kommission fordert: keine | |
> Aufrechnung von Menschenleben und besseren Datenschutz. | |
Bild: Autonome Fahrt mit einem Prototyp auf der A81 | |
Berlin taz | Autos treffen zunehmend autonome Entscheidungen. Sie parken | |
beispielsweise bereits ohne Lenkung des Fahrers ein oder wechseln | |
selbstständig die Fahrspur auf der Autobahn. Bei der Programmierung | |
künftiger, noch selbstständigerer Fahrsysteme sollen Entwickler ethische | |
Leitplanken befolgen. Der Grundsatz dabei: Fahrsysteme sind dann ethisch | |
wünschenswert, wenn sie weniger Unfälle verursachen als menschliche Fahrer. | |
Das ist das Ergebnis eines gestern vorgestellten [1][Berichts] der von | |
Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) eingesetzten | |
Ethik-Kommission. | |
„Wir sind das erste Land weltweit, das nebst gesetzlichen nun auch ethische | |
Fragen diskutiert“, sagte Dobrindt. In fünf Jahren würden die heute auf der | |
A 9 getesteten selbstfahrenden Autos auf dem Markt erhältlich sein, sagte | |
der Verkehrsminister. Die Mitglieder der 14-köpfigen Ethikkommission haben | |
die vollautomatisierten Fahrzeuge im Rahmen der Untersuchung auf der A 9 | |
auch selbst getestet. Dabei handelt es sich um dauerhaft vom System | |
gesteuerte Modelle, bei denen der Fahrer jedoch aufgefordert werden kann, | |
die Führung zu übernehmen. | |
„Ich wollte die Steuerung gar nicht mehr zurückhaben“, sagte der Leiter der | |
Kommission und frühere Verfassungsrichter Udo Di Fabio. Das Fahrsystem sei | |
bei strömendem Regen um einiges besser gefahren als er. Trotz des großen | |
Potenzials der Unfallvermeidung sagte Di Fabio: „Keine Technik wird uns | |
jemals totale Sicherheit bringen.“ Es werde immer Situationen geben, in | |
denen Schäden an Menschen unausweichlich seien. | |
In diesen Fällen geht laut dem Bericht zwar Sachschaden vor | |
Personenschaden, bei den menschlichen Opfern darf jedoch keine Selektion | |
gemacht werden. „Die Qualifizierung nach persönlichen Merkmalen wie Alter, | |
Geschlecht, körperliche oder geistige Konstitution ist strikt untersagt“, | |
schreiben die Wissenschaftler und Experten der Ethikkommission. Anders | |
verhält es sich bei der Anzahl der Personenschäden: Hier kann laut Bericht | |
eine allgemeine Programmierung auf eine möglichst geringe Zahl von | |
Personenschäden vertretbar sein. | |
## Riesiger Zukunftsmarkt | |
Auch das Thema Datenschutz findet sich in dem Bericht. „Die Datenmengen | |
werden mit automatisiertem und vernetztem Fahren explodieren“, sagte Di | |
Fabio. Hinsichtlich dieser Entwicklung müssten Fahrzeughalter | |
„grundsätzlich über Weitergabe und Verwendung ihrer anfallenden | |
Fahrzeugdaten“ entscheiden dürfen, heißt es im Bericht – anders als das | |
heute etwa bei der Nutzung sozialer Netzwerke die Regel sei. | |
Bekannte Datensammler wie die US-Konzerne Google und Apple planen bereits | |
den Einstieg in die pozentiell hoch lukrative Roboterautoindustrie. Studien | |
von McKinsesy zufolge sollen mit dem autonomen Fahren bis im Jahr 2030 | |
jährlich über 6 Billionen Dollar umgesetzt werden. | |
20 Jun 2017 | |
## LINKS | |
[1] http://www.bmvi.de/SharedDocs/DE/Anlage/G/bericht-ethik-kommission-af.html | |
## AUTOREN | |
Dario Dietsche | |
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