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# taz.de -- Dortmunder Hooligans: Ohne Rücksicht auf Kinder und Frauen
> Nach den Ausschreitungen von BVB-Anhängern in Dortmund wird der Ruf nach
> Konsequenzen laut. Die Gewaltexzesse sind auch Thema im NRW-Landtag.
Bild: Spruchbänder mit Hassparolen gegen RB Leipzig
Dortmund/Düsseldorf afp/dpa | Die Krawalle am Rande des
Fußball-Bundesligaspiels Borussia Dortmund gegen RB Leipzig beschäftigen
nun auch den nordrhein-westfälischen Landtag. Die oppositionelle
CDU-Fraktion beantragte am Montag eine Aktuelle Viertelstunde zu den
Übergriffen gewalttätiger Dortmund-Fans, wie ein Fraktionssprecher in
Düsseldorf mitteilte. Das Thema soll in der Sitzung des
Landtagsinnenausschusses am Donnerstag behandelt werden.
„Diese Gewaltexzesse sind inakzeptabel“, erklärte der Innenexperte der
Landtags-CDU, Theo Kruse. „Wir dürfen die Stadien nicht den Chaoten
überlassen. Nicht nur die betroffenen Vereine müssen jetzt ihre internen
Standards überprüfen und sich der berechtigten Debatte stellen.“ Kruse
verwies in diesem Zusammenhang auf Berichte, wonach Opfer und Augenzeugen
der Ausschreitungen in Dortmund eine zu geringe Polizeipräsenz beklagt
haben sollen.
Deshalb müsse sich Landesinnenminister Ralf Jäger (SPD) persönlich Fragen
zum Polizeieinsatz stellen, forderte Kruse. „Wir wollen wissen, welche
Risikoeinstufung das Spiel hatte und wie der Kräfteansatz war.“
Auch Bundesinnenminister Thomas de Maizière hat nach den gewalttätigen
Attacken Dortmunder Fußball-Randalierer harte Konsequenzen gefordert. „Ich
hoffe auf eine schnelle und harte Reaktion der Justiz, damit alle wissen,
was ihnen droht, wenn man sich so verhält“, sagte der CDU-Politiker der
Bild-Zeitung. De Maizière sagte, die gewalttätigen Szenen „lassen einem den
Atem stocken“. Nach Ansicht des Bundesinnenministers gehören die
Krawallmacher „nicht ins Stadion, sondern hinter Schloss und Riegel“.
Bei den massiven Ausschreitungen am Rande der Bundesligapartie in Dortmund
waren am Samstag mindestens zehn Menschen verletzt worden. Nach
Polizeiangaben griffen Dortmunder Fans im Vorfeld des Bundesligaspieles
Anhänger von RB Leipzig, Unbeteiligte und Polizeibeamte unter anderem mit
Steinen, Flaschen und Leuchtraketen an. Die Gewalt richtete sich plötzlich
gegen jeden erkennbaren Leipziger Anhänger – unabhängig davon, ob es sich
dabei um Kinder, Frauen oder Familien handelte.
## „Ein völlig enthemmter Mob“
Die Polizei berichtete von einem „völlig enthemmten Mob“. „Solche Bilder,
in solche hasserfüllten Fratzen habe ich noch in keinem meiner
Polizeieinsätze gesehen – ich bin schockiert!“, schilderte der Dortmunder
Einsatzleiter, Polizeidirektor Edzard Freyhoff, die Ausschreitungen in
einer Mitteilung am Sonntag.
Auch während des Spiels beruhigte sich die Stimmung nach Angaben de Polizei
nicht: Die Südtribüne des Stadions sei ein „einziges Meer“ voller Banner
und Plakate mit teilweise diffamierendem, beleidigendem und beschämendem
Inhalt gewesen. Auch in den Fällen will die Polizei dem Anfangsverdacht von
Straftaten wie Beleidigungen nachgehen. Ein Mitarbeiter eines TV-Senders
sei nur knapp einer ernsthaften Verletzung durch eine geworfene
Metallstange entgangen. Hierzu werde wegen versuchter gefährlicher
Körperverletzung ermittelt.
Die Polizei hatte bis Sonntag Kenntnis von zehn Verletzten, darunter sechs
Gästefans und vier Polizisten. Außerdem ist ein Diensthund der Polizei
verletzt worden, wie aus einer Mitteilung hervorging. Die Polizei hatte am
Samstagabend elf mutmaßliche Straftäter aus der Ultraszene des BVB und
einen Leipziger vorläufig festgenommen. Die Männer sind nach dem Abschluss
polizeilicher Maßnahmen inzwischen wieder auf freiem Fuß, sagte eine
Sprecherin der Polizei am Montag.
Die Polizei ruft Zeugen auf, sich zu melden, damit Straftaten nicht ohne
Folgen bleiben. Umfangreiche Ermittlungen sind angelaufen: „Die Auswertung
von Film-, Video- und Beweismaterial wird uns in den nächsten Wochen
intensiv beschäftigen“, hieß es bereits am Sonntag.
Fanclubs von RB Leipzig kritisierten das BVB-Sicherheitskonzept. In einer
Stellungnahme an DFB, Deutsche Fußball Liga und BVB schrieb der Fanverband
des Bundesliga-Aufsteigers und Tabellenzweiten: „Wir Fans von RB Leipzig
sind seit Jahren Einiges gewohnt, aber was in Dortmund los war, war bisher
unerreicht!“. Ein Sicherheitskonzept sei zu „keiner Zeit zu erkennen“
gewesen. Mit Bussen angereiste Fans seien überfallen, geschlagen und deren
Eintrittskarten gestohlen worden.
6 Feb 2017
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