# taz.de -- Doku über Fußball-Hooligans: Grölende Glatzen | |
> Ein Dokumentarfilm über die Hooliganszene zieht auch wegen seiner | |
> Harmlosigkeit ein ganz spezielles Publikum an. | |
Bild: An die richtig harten Kerle sei sie gar nicht rangekommen, gibt Filmemach… | |
BERLIN taz Der Titel des Films "Kategorie C" scheint magnetisch auf die | |
Hooliganszene zu wirken. Bei der Premiere der Dokumentation von Franziska | |
Tenner, Anfang November in Leipzig, gab es vor dem Kino Scharmützel | |
zwischen rivalisierenden Fans von Lokomotive Leipzig und dem FC Sachsen | |
Leipzig, die ebendieser "Kategorie C" zugerechnet werden. Unter der | |
Bezeichnung sammelt die Polizei Daten sogenannter "gewaltsuchender" | |
Fußballanhänger. Die Hools der beiden verfeindeten Leipziger Vereine und | |
deren Verhältnis zur Gewalt sind Thema des Films. | |
Auch bei der ersten auswärtigen Vorführung am Donnerstag im Berliner | |
Stadtteil Weißensee hatten sich in Internetforen Hooligans angekündigt - | |
die vom BFC Dynamo und dem 1. FC Union Berlin. Ebenfalls eine gepflegte | |
Hassbeziehung. Die Polizei zeigte mit zwei Mannschaftswagen vor dem Kino | |
Präsenz. Das Interesse bei den Fans in Deutschland an diesem Film ist groß, | |
sagt Produzent Klaus Schmutzer. Die Kinobetreiber aber hätten Bedenken. Bei | |
diesen überwiegt wohl die Angst vor zu lebendigem Kino. | |
Dabei kann man den Filmtitel als Etikettenschwindel bezeichnen. "Ich bin | |
gescheitert", gibt die Dokumentarfilmerin Franziska Tenner zu. An die | |
wirklich harten Kerle sei sie gar nicht herangekommen. Die hätten sich den | |
Kameras verweigert. Nur in spärlichen Sequenzen wird diese Ablehnung | |
sichtbar. Weggestoßene Kameras, Drohungen und Beschimpfungen. Statt dieses | |
Scheitern zu thematisieren, nimmt der Film mit nichtrepräsentativen | |
Ersatzkandidaten vorlieb. Immer wieder werden wacklige und unscharfe | |
Hooligan-Clips gezeigt. Wald-und-Wiesen-Kämpfe rivalisierender | |
Fangruppierungen, die sich selbst gefilmt haben. Das sind die Szenen, an | |
denen sich die kahlköpfigen Kinobesucher in Berlin grölend berauschten. | |
Zu Beginn des Filmes, auf der Zugeinfahrt in den Leipziger Hauptbahnhof, | |
formuliert Tenner die fulminante Eingangsfrage: "Woher nehmen sich Männer | |
das Recht, das Gewaltverbot zu übertreten?" Und später konfrontiert sie | |
ihre Gesprächspartner mit philosophischer Neugierde: "Gehört Gewalt zum | |
Leben von Männern?" Oder: "Fehlt Männern heute der Krieg?" | |
Ein befragter Sachsen-Hool trägt auf seinem Shirt eine Botschaft: | |
"Teutonisch, barbarisch, wir Leutzscher, wir sind arisch". Warum? Das will | |
das Filmteam nicht wissen. Das führe nur zu Stigmatisierungen und erschwere | |
die Kommunikation, erklärt Tenner. | |
18 Nov 2008 | |
## AUTOREN | |
Johannes Kopp | |
Johannes Kopp | |
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