# taz.de -- Finanzministerin Monika Heinold über den Wahlkampf: „Humanität … | |
> Schleswig-Holsteins grüne Spitzenkandidatin Monika Heinold über das Ende | |
> der HSH Nordbank, einen Abschiebestopp nach Afghanistan und Robert | |
> Habeck. | |
Bild: Den Plan hat sie, jetzt fehlt nur noch ein gutes Wahlergebnis: Monika Hei… | |
taz: Frau Heinold, was ist für Sie linksliberal? | |
Monika Heinold: Das heißt, sich um die Interessen der Mehrheit zu kümmern, | |
um diejenigen, die täglich dazu beitragen, dass unser Staat funktioniert. | |
Und diejenigen zu unterstützen, die Hilfe brauchen. Es heißt auch, Freiheit | |
und Sicherheit in Übereinstimmung zu bringen. | |
Partei-Guru Robert Habeck hat die Grünen jüngst zur „führenden | |
linksliberalen Kraft in Schleswig-Holstein“ erklärt. Was meint er damit? | |
Fragen Sie ihn selbst. Ich sehe uns Grüne als Innovationspartei mit dem | |
Kernthema Ökologie. | |
Sie betonten in ihrer Bewerbung um die Spitzenkandidatur, Grünen stünden | |
für eine gerechte Gesellschaft: ist das liberal, linksliberal oder links? | |
Was spielt das für eine Rolle? Gerechtigkeit ist das Kernelement für den | |
Zusammenhalt unserer Gesellschaft. Sie ist Ziel grüner Politik und auf die | |
Zukunft gerichtet. | |
Gilt das auch für die soziale Gerechtigkeit? Oder wollen sie das Thema der | |
SPD überlassen? In Schleswig-Holstein Ralf Stegner und im Bund Martin | |
Schulz? | |
Sicher nicht. Ich komme als Erzieherin aus dem sozialen Bereich und bin im | |
Herzen weiterhin Sozialpolitikerin. Finanzministerin bin ich geworden, um | |
soziale Gerechtigkeit umzusetzen. | |
Sie wollen auch einen Abschiebestopp nach Afghanistan – keine linke | |
Forderung? | |
Das ist schlicht eine humanitäre Forderung. Integration muss dauerhaft | |
gestaltet und auch bezahlt werden: Bildung, Ausbildung, Wohnungsbau. Dafür | |
habe ich als Finanzministerin sogar zeitweilig die Schuldenbremse in Frage | |
gestellt. Humanität wird in Schleswig-Holstein nicht am Geld scheitern. | |
Sie sind Spitzenkandidatin für die Landtagswahl und Finanzministerin: | |
Müssen Sie da nicht gegenläufige Interessen unter einen Hut bringen? | |
Die Menschen haben keinen Bock mehr auf leere Versprechungen, sie wollen | |
ernst genommen werden und die Wahrheit wissen. Meine Verantwortung für den | |
Landeshaushalt bedeutet vor allem, Dinge möglich zu machen: Das ist kein | |
Widerspruch. | |
Ihr größtes Sorgenkind, die hochverschuldete HSH Nordbank, soll verkauft | |
werden. Können die Eignerländer Schleswig-Holstein und Hamburg das | |
finanziell überhaupt überleben? | |
Ja. Und auch wenn es schmerzt, wir müssen und wir werden mit den | |
milliardenschweren Altlasten der HSH Nordbank umgehen. Der geplante Verkauf | |
ist richtig, um einen Schlussstrich zu ziehen. Aber es kommen mehrere | |
Milliarden Schulden auf Hamburg und Schleswig-Holstein zu. | |
Wie viele? | |
Das wissen wir noch nicht. Es können zehn Milliarden sein, zwölf oder auch | |
mehr. | |
Pro Land? | |
Zusammen. | |
Oder auch 27,2 Milliarden, wie Skeptiker errechnet haben? | |
Ich beteilige mich nicht an solchen Spekulationen. Aber wir müssen uns auf | |
einen zweistelligen Milliardenbetrag einrichten, für den die beiden Länder | |
gemeinsam haften müssen. Unsere Aufgabe ist es jetzt, mit diesen Altlasten | |
so vermögensschonend wie möglich umzugehen. | |
Zehn, zwölf Milliarden – das entspricht den Jahreshaushalten von Hamburg | |
und Schleswig-Holstein. Wie sollen die beiden Länder da mit halbwegs heiler | |
Haut rauskommen? | |
Ja, das ist ärgerlich, das ist bitter, aber wir müssen diese Situation | |
bewältigen. Auch ich würde das viele Geld lieber sinnvoller ausgeben – für | |
Bildung und Klimaschutz.. Aber wir kommen nicht darum herum. Die Fehler der | |
Vergangenheit wiegen schwer und sind verdammt teuer. | |
Wenn sich kein Käufer zu einem fairen Preis für die HSH Nordbank findet: | |
Wird sie samt der gut 2.000 Jobs dann abgewickelt? | |
Die Verständigung mit de EU-Kommission ist klar: Die Bank wird verkauft | |
oder abgewickelt. | |
Mit allen Arbeitsplätzen? | |
Wir werden im Verkaufsprozess den Standortvorteil Schleswig-Holsteins | |
betonen. Aber letztendlich entscheidet der künftige Eigentümer über | |
Standorte und Arbeitsplätze. Bei einer Abwicklung fallen in letzter | |
Konsequenz mittelfristig alle Arbeitsplätze weg. Das ist leider richtig. | |
So oder so ein Ende mit Schrecken? | |
Ja. | |
Kommen wir zu einem vielleicht hoffnungsvollen Anfang: Robert Habeck hat | |
mit seiner Bewerbung für die Spitzenkandidatur der Grünen zur | |
Bundestagswahl mächtig für Furore gesorgt. Gut für ihn, gut für die Grünen, | |
gut für Schleswig-Holstein? | |
Robert ist eine große Bereicherung für unsere Partei, er fordert uns alle | |
immer wieder heraus mit seiner ungewöhnlichen Art, neu und nach vorne zu | |
denken. Und er ist hier im Land der beliebteste Politiker. Das alles ist | |
gut für die Grünen und für Schleswig-Holstein. | |
Stärkt das den kleinen grünen Verein aus dem hohen Norden in der | |
Bundespartei? | |
Ja, sicher findet Robert bundesweit Gehör und damit auch die | |
schleswig-holsteinischen Grünen. Seine Kandidatur, auch wenn er leider | |
knapp gescheitert ist, hat für Aufwind gesorgt, auch hier im Land, auch | |
hier für unseren Wahlkampf. | |
Und er bleibt Minister in Kiel? | |
So ist der Plan. Jetzt brauchen wir nur noch ein gutes Wahlergebnis. | |
Wie wollen Sie nach der Wahl weitermachen? | |
Mit der Küstenkoalition aus SPD, SSW und Grünen. Wir haben fünf Jahre gut | |
und erfolgreich und ohne überflüssige Streitereien gearbeitet, das wollen | |
wir weiterhin machen. Zunächst machen wir aber erst einmal einen komplett | |
grünen eigenständigen Wahlkampf. Mit den Themen Weltoffenheit und offene | |
Gesellschaft, Energiewende, Verkehrswende, Agrarwende, Lebensqualität. | |
Der nächste Landtag wird aus mindestens fünf Fraktionen bestehen: CDU, SPD, | |
Grüne, FDP und SSW. Wenn zusätzlich die Linken wieder und die AfD erstmals | |
hinzu kommen, wird es für Ihre Lieblingskoalition nicht reichen. Was machen | |
die Grünen dann? | |
Wir wollen, dass es reicht. Aber wir wissen es nicht. Jetzt heißt es | |
kämpfen. Und wir haben uns klar positioniert: keine Ausschließeritis, außer | |
mit der AfD natürlich. | |
Blieben also die Große Koalition aus CDU und SPD oder die Dreierbündnisse | |
Ampel und Jamaika: SPD oder CDU mit Grünen und FDP? | |
Wir sollten das Wahlergebnis abwarten, dann sind wir alle klüger. | |
5 Feb 2017 | |
## AUTOREN | |
Sven-Michael Veit | |
## TAGS | |
Grüne | |
Robert Habeck | |
Landtagswahl Schleswig-Holstein | |
HSH Nordbank | |
Wahlkampf | |
Schwerpunkt Landtagswahlen | |
Schwerpunkt Landtagswahlen | |
Grüne Schleswig-Holstein | |
Abschiebung | |
Wahlkampf | |
Schleswig-Holstein | |
HSH Nordbank | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Landtagswahl: „Unser Ideal ist ein starker Staat“ | |
Lars Harms, Spitzenkandidat des Südschleswigschen Wählerverbandes (SSW), | |
über friesische Perspektiven, Minderheitenpolitik und die Koalition mit SPD | |
und Grünen | |
Schulz' Wahlkampf in den Bundesländern: Alles klar, Jungs? | |
Schulz schüttelt Hände, besucht Schulen, Altenheime und Start-ups. Bald | |
schon steht die erste Bewährungsprobe für den designierten SPD-Chef an. | |
Lucky Looser Robert Habeck: Sieger in der Nachspielzeit | |
Robert Habeck hat zwar die Urwahl zum Grünen-Spitzenkandidaten auf | |
Bundesebene verloren, dafür aber Chancen, Bundesvorsitzender zu werden. | |
Straffällige Afghanen sollen gehen: Abschiebungen spalten Rot und Grün | |
Seit Wochen sucht die Rot-Grün in Hamburg nach einer Haltung zur | |
Abschiebung afghanischer Flüchtlinge. Jetzt scheint ein Kompromiss in | |
Sicht. | |
„Trump-Methoden“ und „Falschbehauptungen“: Bei der Autobahn hört der S… | |
In Schleswig-Holstein ist wenige Monate vor der Wahl eine Debatte über die | |
Verkehrspolitik aus dem Ruder gelaufen. Opposition und Regierung | |
bezichtigen einander der Lüge. | |
Kiel will Abschiebestopp: Neues sicheres Ankunftsland | |
Schleswig-Holstein kündigt einen Abschiebestopp für afghanische Flüchtlinge | |
an. Die Sicherheitslage habe sich rapide verschlechtert. Hamburg zieht | |
nicht mit. | |
Revision beginnt: Die Unschuld der Banker | |
Zwei Jahre nach dem Freispruch durchs Landgericht Hamburg beugt sich der | |
Bundesgerichtshof noch mal über den Prozess gegen die | |
HSH-Nordbank-Vorstände |