# taz.de -- Pannenflughafen BER in Berlin: Der Traum vom Fliegen | |
> Das Projekt BER ist verkorkst: Auch mit der Eröffnung 2017 wird es | |
> nichts, man hofft auf 2018. Am Dienstag berät sich der Aufsichtsrat. | |
Bild: Eigentlich bereit, noch nicht bespielt: das Terminalgebäude des Hauptsta… | |
Am Dienstag trifft er sich mal wieder – der Aufsichtsrat der | |
Flughafengesellschaft Berlin-Brandenburg (FBB), die seit über zehn Jahren | |
versucht, einen Hauptstadtflughafen zu bauen. Seit zwei Wochen ist klar, | |
dass es mit der Eröffnung des BER auch 2017 nichts wird, weil die | |
Sprinkleranlagen und die Automatiktüren in Verbindung mit der | |
Brandschutzsteuerung nicht richtig funktionieren. Schon vor viereinhalb | |
Jahren, als der Start des Airports krachend platzte, waren die Türen Teil | |
des Problems gewesen. Es ist wie in einem Albtraum. | |
Dem Vernehmen nach geht der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) | |
jetzt davon aus, dass der mindestens 6,5 Milliarden Euro teure Flughafen – | |
rund eine Million Euro Steuergelder verbrennt die Baustelle Tag für Tag – | |
im Jahr 2018 in Betrieb geht. Der Aufsichtsratsvorsitzende will am Dienstag | |
der Geschäftsführung Druck machen, damit diese einen konkreten | |
Eröffnungstermin nennt. | |
Von den einschlägigen Medien wurde auch die Zielmarke 2018 sofort wieder | |
angezweifelt – und niemand kann solchen Zweifeln ernsthaft etwas | |
entgegensetzen. | |
## Das Projekt BER ist verkorkst | |
Das Projekt BER ist dermaßen verkorkst, dass wohl auch ein in technischen | |
Dingen versierter Aufsichtsrat seine liebe Mühe mit der Kontrolle hätte. | |
Noch viel unwahrscheinlicher jedoch ist, dass neben Michael Müller die | |
Senatoren Dirk Behrendt (Grüne, Justiz) und Klaus Lederer (Linke, Kultur) | |
wissen, welche entscheidenden Fragen sie der FBB-Geschäftsführung stellen | |
müssen, um das lecke Luftschiff endlich auf Kurs zu bringen. | |
Müller selbst hat die Besetzung durch Fachfremde forciert, nachdem der | |
Regierungswechsel in Berlin und eine anstehende Vergrößerung des Gremiums | |
die Neubesetzung erforderlich gemacht hatten. Insbesondere die Grünen waren | |
gegen die Senatoren-Lösung, sie mussten sich der Koalitionsräson beugen. | |
Grünen-Abgeordnete wie der Flughafenexperte Andreas Otto, der jahrelang im | |
BER-Untersuchungsausschuss saß, sind mehr als unglücklich mit diesem | |
Schritt und haben auch keine richtige Erklärung dafür: „Wir wollten eine | |
strukturelle Neuordnung“, sagt er, einen Aufsichtsrat mit Expertise und | |
dafür politisch Verantwortliche wie den Finanzsenator in der | |
Gesellschafterversammlung, also dem Eigentümergremium der FBB. | |
Dass es auch anders geht, zeigen Brandenburg und der Bund. Sie entsenden | |
lediglich Staatssekretäre und Fachleute in den Aufsichtsrat. | |
Hätte Otto am liebsten gleich eine Neuauflage des Untersuchungsausschusses? | |
Nein, sagt der Grünen-Politiker, jetzt solle die rot-rot-grüne Koalition im | |
Aufsichtsrat erst einmal beweisen, „dass sie Flughafen kann“. Sollte das | |
nicht der Fall sein – wovon Andreas Otto nicht ausgehen will –, dürfte der | |
nächste Koalitionskrach vor der Tür stehen. | |
## In Tegel brummts | |
Während der BER also weiter am Boden bleibt, brummen in Schönefeld (Alt) | |
und in Tegel weiterhin die Turbinen. Vor allem im Fall des Westberliner | |
Flughafens geht dieses Geräusch den Menschen in den Einflugschneisen schon | |
lange und zunehmend auf die Nerven. Trotzdem werden politische Stimmen | |
laut, die einen Weiterbetrieb von Tegel fordern. Angeblich könne Berlin mit | |
einem Single-Airport BER keine Weltstadt mehr sein. | |
Wenn Ende März die Unterschriften für das Volksbegehren zur Offenhaltung | |
Tegels ausgezählt sind, wird sich zeigen, ob nach so vielen Jahren auch an | |
dieser Front noch weitergekämpft werden muss. | |
Dieser Text ist Teil des Schwerpunkts zum Berliner Flugverkehr, der in der | |
Samstagsausgabe der taz.berlin zu lesen ist. | |
4 Feb 2017 | |
## AUTOREN | |
Claudius Prößer | |
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