Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Neuer Ärger um Ditib: In der Zentrale eingebunkert
> Neue Vorwürfe belasten den Islamverband. Auch der Spitzelverdacht gegen
> seine Imame ist nicht ausgeräumt, Doch Konsequenzen bleiben aus.
Bild: Ditib ist größte deutsche Islamverband. Das Archivbild zeigt einen Mann…
Berlin taz | Der größte deutsche Islamverband kommt nicht zur Ruhe. Die
Affäre um die Imame der „Türkisch-Islamischen Union der Anstalt für
Religion“ (Ditib), die ihre Gemeinden ausgeforscht haben, ist noch nicht
ausgestanden. Da sorgt der Hessische Rundfunk [1][mit einem Bericht],
wonach Mitglieder von Ditib-Gemeinden auf Facebook in türkischer Sprache
abwertende Sprüche gegen Christen und Juden gepostet hätten, für neue
Unruhe.
Aber der Reihe nach: [2][Im Dezember des vergangenen Jahres wurde bekannt],
dass die Religionsattachés der türkischen Generalkonsulate in Köln,
Düsseldorf und München Spitzelberichte nach Ankara geschickt hatten. In
diesen Berichten waren Namen von angeblichen Gülen-Anhängern in Deutschland
aufgelistet. Imame der türkisch-islamischen Ditib sollen sie
zusammengetragen haben.
Die Imame der Ditib werden von der türkischen Religionsbehörde Diyanet
entsandt und bezahlt, um in Deutschland als Vorbeter und Seelsorger zu
arbeiten. Doch nach dem Putschversuch in der Türkei wurden sie auch damit
beauftragt, Anhänger des türkischen Predigers Fethullah Gülen in
Deutschland ausfindig zu machen und nach Ankara zu melden. Die türkische
Regierung macht Gülen für den gescheiterten Staatsstreich im Juli
verantwortlich.
Der taz liegt der Bericht des Religionsattachés des Münchener Konsulats
vor, der verrät, dass mehrere Ditib-Imame Mitglieder ihrer Gemeinden
angeschwärzt haben. Einige Imame hatten nicht viel zu berichten und fassten
sich sehr kurz, andere kamen dem Wunsch der türkischen Regierung mit großem
Eifer nach.
Der Imam der Eyüp-Sultan-Moschee im nordrhein-westfälischen Engelskirchen
etwa listete mehrere Personen namentlich auf. Und der Imam der
Ditib-Gemeinde in Fürthen (Rheinland-Pfalz) ergänzte die Namen um eine
kurze Beschreibung ihrer Tätigkeiten. Wer als Gülen-Anhänger verdächtigt
wird, kann bei der Einreise in der Türkei Probleme bekommen.
## Im Visier des Generalbundesanwalts
Der Grünen-Politiker Volker Beck hatte im Dezember Anzeige gegen Ditib
wegen Spionageverdachts erstattet, der Generalbundesanwalt nahm daraufhin
Ermittlungen auf. Die Namen der Imame, die sich als Informanten betätigt
haben, gehen aus den Berichten hervor. Manche, wie der Imam der Moschee in
Betzdorf, sind inzwischen wieder in die Türkei zurückgekehrt. Andere, wie
der Imam der Merkez-Moschee in Duisburg, sind offenbar noch immer im
Dienst.
Ditib-Generalsekretär Bekir Alboga [3][hatte es Mitte Januar als „Panne“
bezeichnet], dass Ditib-Imame der Anweisung aus Ankara gefolgt seien, und
„Konsequenzen“ versprochen. Doch passiert ist seitdem nichts. Wie alle
Vorstandsmitglieder des Ditib-Bundesverbands ist Alboga direkt bei der
Religionsbehörde in Ankara angestellt.
Auch manchen Ditib-Landesverbänden fehlt da der Aufklärungswille. Die
Vorwürfe müssten auf jeden Fall geklärt werden, sagte Sedat Simsek, der
Vorsitzende von Ditib-Nord, dem NDR. „Wenn es wirklich solche Leute gibt,
dann müssen sie sofort rausgeschmissen werden.“ Denn das sei eindeutig
Amtsmissbrauch. Er selbst, so Simsek, könne einem solchen Imam nicht mehr
vertrauen.
Die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Aydan Özoğuz, fordert von
Ditib, sich zügig und vollständig von Ankara zu lösen. Doch nach außen
wirkt der Verband eher hermetisch und bunkert sich in seiner Zentrale in
Köln ein.
## Schnelle Reaktion auf neue Vorwürfe
Auf die jüngsten Medienberichte über Facebook-Hetze von
Gemeinde-Mitgliedern hat er rasch reagiert. Der Ditib-Vorsitzende Nevzat
Yaşar Aşıkoğlu erklärte am Dienstag, Antisemitismus und
Christenfeindlichkeit seien „absolut inakzeptabel“.
Auch wenn „diese hetzerischen Umtriebe“ nicht in Kenntnis der Ditib erfolgt
seien, werde es „entsprechende Untersuchungen“ und „Konsequenzen“ geben…
auf solche Pressemeldungen dringt bei Ditib aber kaum Internes nach außen.
31 Jan 2017
## LINKS
[1] http://www.ardmediathek.de/tv/defacto/defacto-deckt-auf-DITIB/hr-fernsehen/…
[2] /Imame-als-Spitzel-in-Deutschland/!5366928
[3] /Islamverband-entschuldigt-sich/!5371091
## AUTOREN
Daniel Bax
## TAGS
Ditib
Ditib
Ditib
Ditib
Islam
Schwerpunkt Angela Merkel
Ditib
Schwerpunkt Türkei
Anis Amri
Ditib
Islamkonferenz
## ARTIKEL ZUM THEMA
Nach Ditib-Spitzelvorwürfen: Sechs Imame abgezogen
Der Moscheeverband Ditib steht in der Kritik, Geistliche sollen gespitzelt
haben. Die türkische Religionsbehörde Diyanet zieht nun sechs Imame aus
Deutschland ab.
Ditib-Imane unter Spionageverdacht: Razzien bei vier Geistlichen
Für die Wohnungen von vier Imamen hat die Bundesanwaltschaft Durchsuchungen
angeordnet. Die Geistlichen stehen unter Spionaheverdacht.
Türkisch-islamischer Verband Ditib: Mindestens 13 Imame waren Spione
Der Verfassungsschutz aus Nordrhein-Westfalen belegt die Spitzeltätigkeit
der Imame. Sie hätten angebliche Gülen-Anhänger nach Ankara gemeldet.
Spitzelaffäre bei Islamverband: Aufstand der Moscheegemeinden
Seit der Affäre um spitzelnde Imame werden Stimmen lauter, die beim Ditib
auf eine Reform drängen. Deshalb traf man sich zum Krisengipfel.
Vor Merkel-Besuch in der Türkei: Aufforderung zur Kritik
Die Bundesregierung versucht die Bedeutung des Besuchs herunterzuspielen.
Opposition und NGOs fordern Solidaritätsgesten für die Verfolgten.
Ditib-Imame als Spitzel: Namenslisten aus Deutschland
Listen mit Namen von vermeintlichen Gülen-Anhängern sind nach Ankara
geschickt worden. Absender sollen Imame des Islamverbands Ditib gewesen
sein.
Kommentar türkische Imame als Spitzel: Zerreißprobe für Ditib
Die Spitzeldienste von Ditib-Imamen sind mehr als nur eine Panne. Der
Verband muss aufhören, den verlängerten Arm Ankaras zu spielen.
Berlin nach dem Anschlag: Mörderisch gottesfürchtig
Die Moabiter Moschee, in der der Attentäter vom Breitscheidplatz verkehrte,
ist geschlossen – vom Träger. Ein offizielles Verbot erging bisher nicht.
Islamverband entschuldigt sich: Ditib gibt Spitzeldienste für Ankara zu
Jetzt also doch: Imame des Islamverbands haben der türkischen Regierung
über Gülen-Anhänger in Deutschland berichtet.
Zehn Jahre Islamkonferenz: Verbände fühlen sich vorverurteilt
Einen Generalverdacht gebe es nicht, sagt Innenminister de Maiziere.
Trotzdem fordert er von islamischen Verbänden klare Statements gegen
Anschläge.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.