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# taz.de -- Ditib-Imame als Spitzel: Namenslisten aus Deutschland
> Listen mit Namen von vermeintlichen Gülen-Anhängern sind nach Ankara
> geschickt worden. Absender sollen Imame des Islamverbands Ditib gewesen
> sein.
Bild: Die Zentralmoschee in der Nähe der Zentrale der türkisch-islamischen Un…
KÖLN dpa | Die Ditib als größter Islamverband in Deutschland gerät in der
Affäre um Spitzelvorwürfe gegen ihre Imame weiter unter Druck. Dem
nordrhein-westfälischen Verfassungsschutz liegen Berichte der
Religionsattachés der türkischen Generalkonsulate in Köln, Düsseldorf und
München an die türkische Religionsbehörde Diyanet (Ankara) vor, in denen
Namen von angeblichen Gülen-Anhängern aufgelistet werden. Das sagte ein
Sprecher des Düsseldorfer Innenministeriums auf Anfrage. Die drei Listen
umfassten insgesamt 28 Personennamen und elf Institutionen. Der Kölner
Stadt-Anzeiger hatte zuerst berichtet.
Der Zeitung zufolge sollen Ditib-Imame die Listen erstellt haben. Es seien
auch fünf Lehrer aus NRW aufgeführt. Die Türkisch-Islamische Anstalt für
Religion (Ditib) hatte jüngst eingeräumt, „fälscherweise“ seien einzelne
Ditib-Imame einer Aufforderung der Diyanet gefolgt. Sie hätten
Informationen über Anhänger des Predigers Fethullah Gülen nach Ankara
geschickt. Gülen gilt dort als Staatsfeind, seine Anhänger werden in der
Türkei rigoros verfolgt.
Der Ministeriumssprecher sagte: „Die betroffenen Personen sind – soweit sie
anzutreffen waren – von den zuständigen Polizeibehörden in
Gefährdeten-Ansprachen informiert worden.“ Man habe sie darauf aufmerksam
gemacht, dass sie bei der Planung möglicher Türkeireisen beachten sollten,
dass sie in den Berichten als Gülen-Anhänger aufgeführt seien.
Diyanet hatte im September 2016 alle für Religion zuständigen Mitarbeiter
türkischer Botschaften und Konsulate dazu aufgefordert, Berichte über die
Gülen-Bewegung in ihrer Region zu verfassen. Ditib-Generalsekretär Bekir
Alboga hatte es als „Panne“ bezeichnet, dass auch einzelne Ditib-Imame
dieser Anweisung gefolgt seien, die sich gar nicht an die Ditib gerichtet
habe. Imame der Ditib werden allerdings von der Behörde Diyanet entsandt
und bezahlt.
## Streit um Zusammenarbeit mit Ditib
Die NRW-Regierung will die Zusammenarbeit mit dem Verband fortsetzen, wie
sie vor zehn Tagen nach Gesprächen mit der Ditib erklärt hatte. In
Düsseldorf hatten Vertreter mehrerer Ministerien ihre Sorgen zwar klar
formuliert, die Organisation aber weiter als Partner bezeichnet. In einem
Beirat für den Islamischen Religionsunterricht an NRW-Schulen bleibt die
Ditib auch weiter vertreten. Ein Gutachten bis Jahresende soll klären, ob
eine unmittelbare Einflussnahme aus Ankara besteht.
Die FDP forderte die Landesregierung auf, die Zusammenarbeit mit Ditib
auszusetzen. „Solange Umfang und Tiefe der Spionage-Tätigkeit von
Ditib-Imamen in Nordrhein-Westfalen nicht geklärt sind, muss die
Landesregierung die Zusammenarbeit mit Ditib auf Eis legen“, sagte
Fraktionsvize Joachim Stamp. Die integrationspolitische Sprecherin der
CDU-Fraktion, Serap Güler, sagte, die Landesregierung müsse sicherstellen,
dass derlei Spionageaktivitäten unterbunden werden.
Angesichts der Vorwürfe gegen die Ditib hatte der religionspolitische
Sprecher der Grünen-Bundestagsfraktion, Volker Beck, im Dezember Anzeige
wegen Spionageverdachts gestellt. Daraufhin hatte der Generalbundesanwalt
Ermittlungen gegen Unbekannt aufgenommen. Das Bundesinnenministerium rief
die Ditib vor kurzem auf, den Vorwurf der Bespitzelung und Denunziation
aufzuklären.
24 Jan 2017
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