# taz.de -- Kommentar Politik in Niederösterreich: Abgang eines Landesfürsten | |
> Kopiert sie den autoritären Stil ihres Vorgängers? Da wäre die neue | |
> Landeshauptfrau in Niederösterreich, Mikl-Leitner, schlecht beraten. | |
Bild: Übergibt sein Amt als Landeshauptmeister an die designierte Nachfolgerin… | |
Erwin Pröll wurde wegen seines autoritären aber gleichzeitig effektiven | |
Regierungsstils in Niederösterreich mit allen möglichen monarchischen | |
Titeln beschrieben. Fast ein Vierteljahrhundert hat er nicht nur die | |
Landespolitik dominiert, sondern auch im Bund kräftig mitgemischt. | |
Seine Fußstapfen sind für [1][seine designierte Nachfolgerin Johanna | |
Mikl-Leitner] zweifelsfrei zu groß. Die 52-jährige gelernte | |
Handelsakademielehrerin, die von Pröll jahrzehntelang gefördert wurde, wäre | |
schlecht beraten, wenn sie den Stil ihres Gönners kopieren wollte. Der eher | |
schmächtigen Frau stünde das autoritäre Poltern, das keine Widerrede | |
zulässt, schlecht zu Gesicht. Auch Pröll musste sich die Autorität erst | |
durch Wahlerfolge verdienen. | |
In Europa kennt man die ehemalige Innenministerin als Rechtspopulistin, die | |
die Union angesichts der anhaltenden Flüchtlingswelle wörtlich „zu einer | |
Festung“ ausbauen will. Auch der niederösterreichischen Politik ist | |
Populismus nicht fremd. So wurde vergangenes Jahr beschlossen, die | |
staatliche Mindestsicherung für Flüchtlinge zu kürzen. Insgesamt spielt das | |
aber im Bundesland eine untergeordnete Rolle. Landeshauptleute können die | |
Steuergelder, die der Bund einhebt, in fürstlicher Manier verteilen und | |
damit ihre Klientel bedienen aber auch neue Anhänger schaffen. Dieses | |
Handwerk beherrschte Pröll meisterhaft, wie die Ansammlung eher linker | |
Künstler in seinen Unterstützungskomitees bewies. | |
Mikl-Leitner hat sich bisher wenig aus dem Fenster gelehnt. In einer ersten | |
Stellungnahme zu ihren Plänen sieht sie die Notwendigkeit von | |
internationaler Kooperation und will „konkrete Weichenstellungen“ | |
angesichts des Zeitalters der Digitalisierung setzen. Ihr Amtsantritt | |
bietet ihr aber auch die Chance, sich nicht durch landesfürstliche | |
Diktatur, sondern durch die Einleitung einer Demokratisierung zu | |
profilieren. Dass sie flexibel ist, hat sie in ihren bisherigen Ämtern | |
schon gezeigt. | |
20 Jan 2017 | |
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## AUTOREN | |
Ralf Leonhard | |
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