# taz.de -- Kommentar Regionalwahl in Österreich: Immun gegen NS-Nostalgie | |
> Ihr Spitzenkandidat singt Nazi-Lieder und die FPÖ verdoppelt ihr | |
> Ergebnis. Für die Wähler waren am Sonntag andere Dinge ausschlaggebend. | |
Bild: Erfolgreich bei der Wahl am Sonntag: FPÖ-Spitzenkandidat Udo Landbauer | |
„Gebt Gas, ihr alten Germanen, wir schaffen die siebte Million“. Man sollte | |
erwarten, dass Politiker, die Vereinen angehören, in denen solche Lieder | |
gesungen werden, mit der Entrüstung der Wähler bestraft werden. Udo | |
Landbauer aber, Spitzenkandidat der FPÖ in Niederösterreich, hat bei den | |
[1][Landtagswahlen vom Sonntag] das Ergebnis seiner Partei von 2013 fast | |
verdoppelt: auf 14,8 Prozent. | |
Das klingt dramatisch. Landbauer, bis vor Kurzem Mitglied der | |
Burschenschaft Germania, hat sich zwar von diesem Lied distanziert, seinen | |
Wahlkampf hat er aber mit dem trotzigen Schlachtuf „Jetzt erst recht!“ | |
beendet. Gibt es also in Niederösterreich fast 15 Prozent | |
Nazi-Sympathisanten? | |
Betrachtet man die Wahlmotive, darf man Entwarnung geben. Während für die | |
ÖVP-Wähler die Person der amtierenden Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner | |
das wichtigste Argument war, haben 39 Prozent der FPÖ-Wähler ihre | |
Entscheidung aufgrund der Anti-Flüchtlings- und Anti-Migrationshaltung der | |
Partei getroffen. Der Spitzenkandidat hat da praktisch keine Rolle | |
gespielt. Und gegen NS-Nostalgie in der FPÖ und in ihrem Umfeld sind deren | |
Sympathisanten eben längst immunisiert. | |
Dazu kommt, dass nur acht Prozent der Wähler ihre Entscheidung erst in den | |
letzten Tagen, also nach Auffliegen des rechtsextremen Liederbuches, | |
getroffen haben. Und die FPÖ kann sich zwar über die höchsten Zuwächse | |
freuen, doch lagen ihre Erwartungen ursprünglich weit höher. Schließlich | |
hatten bei den Nationalratswahlen im Oktober 25 Prozent in Niederösterreich | |
FPÖ gewählt. Daher glaubte man noch vor zwei Wochen, die SPÖ als zweite | |
Kraft überholen zu können. Davon ist die FPÖ-Niederösterreich weit | |
entfernt. Neun Prozentpunkte trennen die beiden Parteien. | |
Dass die FPÖ von rechtsextremen Burschenschaftern durchsetzt ist, bleibt | |
aber ein Problem für FPÖ-Chef und Vizekanzler Strache. Er wird auf die | |
Dauer nicht gleichzeitig politische Salonfähigkeit demonstrieren und diese | |
Klientel bedienen können. | |
29 Jan 2018 | |
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## AUTOREN | |
Ralf Leonhard | |
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