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# taz.de -- Rechte Burschenschaft in Österreich: Germania wird aufgelöst
> Die Burschenschaft des FPÖ-Politikers Udo Landbauer war wegen eines
> Liedbuches in die Schlagzeilen geraten. Es verherrlicht den Holocaust.
Bild: Der FPÖ-Politiker Landbauer war bis vor Kurzem noch Vize-Vorsitzender de…
Wien taz | Die Burschenschaft Germania zu Wiener Neustadt soll nach dem
Skandal um ein antisemitisches Liederbuch aufgelöst werden. Das habe er mit
Innenminister Herbert Kickl (FPÖ) vereinbart, erklärte Bundeskanzler
Sebastian Kurz (ÖVP) am Mittwoch vor dem Ministerrat. Die
Staatsanwaltschaft ermittelt gegen die schlagende Schülerverbindung wegen
Verstoßes gegen das NS-Verbotsgesetz.
Anlass ist das vergangenene Woche in die Schlagzeilen geratene Liederbuch
der Burschenschaft, in dem der Holocaust verherrlicht wird. Udo Landbauer,
FPÖ-Spitzenkandidat bei den niederösterreichischen Landtagswahlen am
Wochenende, war bis vor Kurzem stellvertretender Vorsitzender dieser
Burschenschaft. Er wird den seiner Partei zustehenden Sitz in der
Landesregierung voraussichtlich nicht einnehmen.
Für einen Parteiausschluss Landbauers sieht Vizekanzler und FPÖ-Chef
Heinz-Christian Strache aber derzeit keine Veranlassung. Landbauer habe
glaubhaft versichert, die Liedertexte nicht gekannt zu haben, so Strache.
All jenen, die sich etwas zuschulden kommen ließen, drohten aber
„strafrechtliche und moralische Konsequenzen“.
Vor einigen Tagen hat Strache sogar eine Aufarbeitung der braunen Flecken
der Partei durch eine Historikerkommission in den Raum gestellt. Ein
gewagtes Vorhaben, ging die FPÖ doch aus dem Verband der Unabhängigen (VdU)
hervor, der als Sammelbecken ehemaliger Nationalsozialisten gegründet
wurde, als das Verbot politischer Betätigung für die „Ehemaligen“ 1949
auslief.
## Experte: „Kein Einzelfall“
Bernhard Weidinger, Rechtsextremismusexperte des Dokumentationsarchivs des
Österreichischen Widerstandes (DÖW), zeigte sich überrascht über die
geplante Auflösung der Germania: Das passe nicht zur bisherigen Erzählung.
Warum sollte man den ganzen Verein auflösen, wenn es sich doch, wie bisher
behauptet, „nur um Verfehlungen von Einzelnen handelt?“ Weidinger hat
inzwischen Schilderungen aus anderen Burschenschaften gehört und ist
überzeugt, „dass solche Liedtexte kein Einzelfall sind“.
Vizekanzler Strache hatte zuletzt treuherzig versichert, dass die
Burschenschaften nichts mit der FPÖ zu tun hätten. Allerdings sind die
meisten seiner Minister und 18 von 51 Nationalratsabgeordneten seiner
Partei Mitglieder einer solchen – Strache eingeschlossen.
Experte Bernhard Weidinger sagt, man dürfe sich „die Burschenschaften in
der FPÖ nicht als monolithischen Block“ vorstellen. In Summe seien sie aber
eine Kraft, die die FPÖ „über Jahrzehnte am rechten Rand gehalten“ hätte.
Gemein sei ihnen Demokratie-Skepsis, völkischer Nationalismus, das
männerbündlerische Prinzip und die politische Standhaftigkeit, die es
verbiete, Kompromisse zu schließen.
Zwar seien die Burschenschafter mit 0,4 Promill der Bevölkerung eine
verschwindende Minderheit der Bevölkerung, sagt etwa Henning Scharsach,
Autor des Buches „Stille Machtergreifung. Hofer, Strache und die
Burschenschaften“. In der FPÖ hätten sie aber „de facto die Macht
übernommen“.
31 Jan 2018
## AUTOREN
Ralf Leonhard
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