# taz.de -- Nach der Wahlniederlage in Gambia: Der Autokrat setzt auf Krawall | |
> Statt die Macht abzugeben, verhängt Präsident Jammeh den Ausnahmezustand. | |
> Nigeria rüstet für ein Eingreifen, Touristen fliegen aus. | |
Bild: Szene aus Gambia | |
COTONOU taz | Einen friedlichen Machtwechsel wird es in Gambia am | |
Donnerstag nicht geben. Und damit auch keine Bilder, auf denen der | |
abgewählte Präsident Yahya Jammeh (51) seinem Nachfolger Adama Barrow (51) | |
die Hände schüttelt und ihm Unterstützung im obersten Staatsamt verspricht. | |
Barrow, Sieger der Wahl vom 1. Dezember, hält sich weiterhin im Nachbarland | |
Senegal auf, wo er Anfang der Woche Zuflucht gesucht hatte. Und Jammeh gibt | |
sich siegessicherer denn je. In einer Sondersitzung hat das Parlament | |
gerade seine Amtszeit, die am 18. Januar endet, um 90 Tage verlängert. 44 | |
der 53 Abgeordneten stellt seine Regierungspartei APRC (Allianz für | |
patriotische Neuorientierung und Aufbau). | |
Außerdem hat Jammeh den Ausnahmezustand ausgerufen. In seiner Erklärung vom | |
Dienstagabend wettert er gegen alles und jeden: ausländischen Einfluss | |
während der Präsidentschaftswahl am 1. Dezember, obwohl beispielsweise | |
keine EU-Beobachter zugelassen waren; die Unfähigkeit des Obersten | |
Gerichts, ein Urteil über seine Klage gegen das Wahlergebnis zu fällen, | |
obwohl schon im Dezember klar war, dass es dafür nicht genügend Richter | |
gibt; die Angst und Verunsicherung, die einige Politiker angeblich schüren, | |
obwohl diejenigen, um die es geht, zumeist schon das Land verlassen haben. | |
Zahlreiche Oppositionelle und auch Alieu Momar Njai, Chef der gambischen | |
Wahlkommission, haben in Senegal Schutz gesucht. Auch die Mehrzahl der | |
Minister in Gambia ist aus Protest gegen Jammeh zurückgetreten. | |
In seiner Ansprache zur Verhängung des Ausnahmezustands betont der seit | |
1994 herrschende Jammeh, dass die Bürgerrechte geachtet werden sollen. Die | |
Sicherheitskräfte sollen für das Befolgen von Gesetzen verantwortlich sein. | |
Doch daran glaubt in Gambia wohl niemand mehr, im Gegenteil: Nachdem | |
bereits mehrere Tausend Gambier außer Landes geflohen sind, hat der | |
britische Reiseanbieter Thomas Cook angekündigt, alle noch verbleibenden | |
Urlauber mit zusätzlichen Maschinen binnen 48 Stunden auszufliegen. | |
Betroffen sind vor allem Reisende aus Großbritannien. Es soll sich um 985 | |
Pauschalreisende handeln sowie 2.500 Kunden, die nur einen Flug gebucht | |
haben. Für Briten ist Gambia ein beliebtes Billigurlaubsland. Gambias | |
Einnahmen aus dem Tourismus haben laut Schätzungen in jüngster Zeit 5 bis | |
20 Prozent des Bruttoinlandsprodukts ausgemacht. Jetzt stürmen Touristen | |
den Flughafen der Hauptstadt Banjul. Es ist völlig unklar, ob er in den | |
nächsten Tagen komplett geschlossen wird. Die Landgrenzen nach Senegal sind | |
es nachts bereits. | |
## Ecowas erhöht den Druck | |
Unterdessen verstärkt die westafrikanische Regionalorganisation Ecowas | |
(Westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft), die hinter Barrow steht, ihren | |
Druck. Laut Medienberichten aus Nigeria ist das nigerianische Kriegsschiff | |
„NNS Unity“ auf dem Weg nach Gambia. 800 Elitetruppen aus Nigeria sollten | |
den Berichten zufolge noch am Mittwoch nach Senegal geflogen werden, um | |
dort für ein Eingreifen bereitzustehen – eine leichte Übung, wird | |
suggeriert, denn Gambias Armee wird auf nur 900 Soldaten geschätzt, und das | |
Offizierskorps wurde überwiegend in Nigeria ausgebildet. | |
Adama Barrow, so heißt es, soll auf jeden Fall am Donnerstag irgendwo auf | |
gambischem Territorium als Präsident vereidigt werden. Er selbst gibt sich | |
zuversichtlich: „Morgen beginnt unsere Zukunft“, schreibt er auf Twitter. | |
18 Jan 2017 | |
## AUTOREN | |
Katrin Gänsler | |
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