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# taz.de -- Präsidentenwahl in Gambia: Rückzug vom Rückzug als Rätsel
> In Gambia widerruft der abgewählte Präsident Yahya Jammeh das
> Eingeständnis seiner Niederlage. Er will von der Macht nicht lassen.
Bild: Wahlwerbung für Yahya Jammeh in Serrekunda
Abuja taz | Jetzt will Yahya Jammeh also doch nicht gehen. Gut eine Woche
nach seiner Abwahl am 1. Dezember bezweifelt er seine Niederlage gegen
Herausforderer Adama Barrow und will Neuwahlen. Lokalen Medienberichten
zufolge sei die Armee auf den Straßen der gambischen Hauptstadt Banjul
präsent.
Am Sonnabend war zudem Ellen Johnson-Sirleaf, die liberianische Präsidentin
und Vorsitzende der Westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft Ecowas, die
Einreise verweigert worden. Die angespannte Stimmung ist bereits vom
UN-Sicherheitsrat scharf kritisiert worden. Den 51-jährigen Jammeh, der
knapp 40 Prozent der Stimmen für sich verbuchen konnte, scheint das nicht
zu beeindrucken.
Ohnehin klang es fast zu schön, um wahr zu sein. Keine 24 Stunden nach
Schließung der Wahllokale hatte der Langzeitherrscher seine Niederlage
eingestanden. Nach 22 Jahren an der Macht, die er 1994 durch einen Putsch
an sich gerissen hatte, gab er sich als vorbildlicher Verlierer, wollte
Frieden für sein Land, gratulierte Oppositionspolitiker Adama Barrow und
versprach diesem seine Unterstützung.
In seiner Amtszeit hatte Jammeh zahlreiche Oppositionelle ins Gefängnis
werfen, die Todesstrafe wieder vollstrecken lassen und HIV mithilfe von
Kräutern heilen wollen. Über seinen plötzlichen Sinneswandel jubelte die
Welt. Demokratie sei auch in Westafrika möglich, freuten sich Beobachter.
## Nächster Coup?
Jetzt heißt es: Was ist nur in ihn gefahren? Wahrscheinlich müsste die
Frage besser heißen: Warum hat er kampflos seine Niederlage eingestanden?
Oder war es ein kalkulierter Schritt, damit er seinen nächsten Coup planen
kann? In den vergangenen Jahren hatte sich Jammeh mehrfach widersprüchlich
verhalten, etwa in der Migrationsfrage. Drei Prozent all jener Migranten,
die über das Mittelmeer nach Europa gelangen, stammen aus Gambia.
Im Juni 2015 forderte Jammeh den Internationalen Strafgerichtshof in Den
Haag (ICC) auf, den Tod von vielen Tausend Afrikanern im Mittelmeer zu
untersuchen. 16 Monate später wollte er den Austritt aus dem Gremium.
Widersprüche pur.
Ausschlaggebend für Jammehs Verhalten könnten nun mehrere Faktoren gewesen
sein: Der von ihm verhaftete Politiker Ousainou Darboe, Schwergewicht der
oppositionellen Vereinten Demokratiepartei (UDP), wurde nach Barrows Wahl
umgehend aus dem Gefängnis entlassen, ein klares Zeichen gegen die
Herrschaft Jammehs.
Bedeutender dürfte jedoch eine Aussage der Oppositionskoalition gewesen
sein. So forderte die Politikerin Fatoumata Jallow-Tambajang, Jammeh müsse
verhaftet werden.
## Kein Vertrauen
Offiziell wolle sich dieser zwar auf seinen Bauernhof an der Grenze zum
Senegal zurückziehen. Doch von dort aus könnte er den Widerstand proben und
sogar einen neuen Staatsstreich planen, befürchtete Jallow-Tambajang.
„Wir trauen ihm nicht. Je länger wir ihn gewähren lassen, desto größer si…
die Chancen zu fliehen oder Unruhe zu stiften.“ Mit der Aussicht, künftig
selbst auf der Anklagebank des ICC zu sitzen, dürfte er seine Niederlage
dann doch nicht so kampflos eingestanden haben.
11 Dec 2016
## AUTOREN
Katrin Gänsler
## TAGS
Gambia
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