Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- „Bild“ klagt gegen „Focus Online“: Abkupfern mit System
> Bei „Bild Plus“ vermarktet Springer Artikel mit einer Bezahlschranke.
> „Focus Online“ soll aus diesen Texten abgeschrieben haben.
Bild: Hat „Focus Online“ aus „Bild“-Texten zitiert? Oder deren Themen g…
Berlin taz | Das Springerblatt Bild hat beim Landgericht Köln Klage gegen
Focus Online eingereicht. Der Vorwurf: Focus Online schreibe „systematisch“
beim kostenpflichtigen Angebot Bild Plus ab und veröffentliche deren Infos
für lau. Dies sei „eine gezielte Behinderung des Geschäftsmodells von
BildPlus sowie eine Verletzung des Datenbankrechts“, [1][verbreitet
Springer in einer Pressemitteilung].
Die Beweisführung ist gar nicht mal so leicht: Gerade im
Online-Journalismus ist Abschreiben nur schwer von Zitieren zu trennen.
Ständig wird die Konkurrenz gelesen, um zu überprüfen, ob man selbst Themen
verpasst hat. Wenn ja, berichtet man eben auch. Um den Verweis auf den
Urheber der Nachricht geht es der Bild denn auch gar nicht so sehr: Links
auf die Bild-Plus-Meldungen habe Focus Online meist eingebaut, gibt man bei
Springer zu.
Das Problem sei vielmehr die Systematik hinter dem Vorgehen: „exklusive
Bezahl-Inhalte von BildPlus“ würden abgeschrieben und von Focus Online „zum
Teil des eigenen Geschäftsmodells“ gemacht, heißt es in der
Pressemitteilung. Den kostenpflichtigen BildPlus-Bereich hat die Bild 2013
eingeführt, [2][um zusätzliche Einnahmen zu erzielen].
Bereits im Mai 2014 war es zum ersten Knatsch zwischen Bild und Focus
Online gekommen. Via Twitter hatten damals Bild.de-Chefredakteur Julian
Reichelt und der damalige Bild-Chefredakteur Kai Diekmann Focus Online
vorgeworfen, zwei Texte über Aussagen von Altkanzler Helmut Schmidt über
die Ukraine-Krise sowie über Morddrohungen gegen Carsten Maschmeyer quasi
abgeschrieben zu haben. Der Branchendienst Meedia hat [3][den Fall
dokumentiert].
## Klage wegen Datenbankrecht
„Peinlich“ nannte Diekmann das Vorgehen von Focus-Online-Chef Daniel Steil,
früher Kollege bei der Bild. In einem [4][Interview mit dem Medienportal
turi.de] im August 2014 mahnte Reichelt vor allem korrektes Zitieren an:
„Solange wir sauber zitiert werden, freuen wir uns über Weiterverbreitung.“
Das hat sich mittlerweile offenbar geändert: Über Monate habe die Bild
eigene Texte mit denen auf Focus Online verglichen, mit dem Ergebnis, dass
hinter dem Inhalte-Klau System stecke. „Mit diesem Verhalten greift Focus
Online das Geschäftsmodell einer ganzen Branche an – dagegen müssen wir uns
wehren“, lässt sich Chefredakeur Reichelt in der Pressemitteilung zitieren.
Die Bild klagt nun auf Unterlassung, Auskunft und
Schadensersatzfeststellung.
Die Klage betrifft Wettbewerbs- und Urheberrecht, beruft sich aber auf eine
spezielle Klausel. Urheberrechtlich ist Focus Online nämlich weitgehend auf
der sicheren Seite, da es nicht wortwörtlich Sätze von der Bild kopiert,
sondern nur die Informationen übernimmt – und zudem auf die Bild als
Urheber verweist. Die Bild-Klage beruft sich deswegen auf Paragraph 87 des
Urheberrechtsgesetzes, das Datenbankrecht. Dieses schützt den
Datenbankhersteller vor unzulässiger Verwertung seiner Datenbank.
Nach Angaben von Bild-Anwalt Felix Stang kommt im vorliegenden Fall
entscheidend hinzu, dass die Datenbankinhalte hinter einer Bezahlschranke
liegen – und damit eigentlich geschützt seien. „Darin liegt die
Unlauterkeit des Vorgehens von Focus Online“, erklärt Stang gegenüber der
taz. „Das kann nicht rechtens sein.“
Das Verfahren könnte ein Jahr oder länger in Anspruch nehmen. „Wir betreten
in dieser Konstellation juristisches Neuland“, sagt Stang. Bild strebe aber
kein Eil-Verfahren an, es gehe um eine grundsätzliche Klärung.
Focus Online wollte sich auf Anfrage nicht zu dem Verfahren äußern, da die
Klage noch nicht vorliege.
17 Jan 2017
## LINKS
[1] http://www.axelspringer.de/presse/-Das-Wertvollste-was-wir-haben-BILD-klagt…
[2] /Bezahlinhalte-bei-Bildde/!5062871
[3] http://meedia.de/2014/05/16/peinlich-bild-chefs-aergern-sich-ueber-abschrei…
[4] http://www.turi2.de/interview/geschichten-klau-ist-peinlich/
## AUTOREN
Malte Göbel
## TAGS
Bild-Zeitung
Focus
Schwerpunkt Urheberrecht
bild.de
Paid Content
Medien
Spiegel Online
Flüchtlinge
Internet
Axel Springer
bild.de
## ARTIKEL ZUM THEMA
30 Jahre „Focus“: Die Kaufhäuser des Journalismus
Wozu gibt es noch Medien wie den „Focus“, fragt sich unser Kolumnist.
Derweil feiert das Magazin sein 30-jähriges Bestehen.
Bezahlinhalte bei Spiegel Online: Aus „Plus“ wird „+“
Der „Spiegel“ ordnet seine digitalen Bezahlinhalte neu. Ein Flatrate-Modell
soll alles übersichtlicher machen – und mehr Geld einbringen.
„Bild“ empört sich über Sexismus: Wer im Glashaus sitzt
Ausgerechnet die „Bild“ macht sich Sorgen: Diesmal ist es das Frauenbild
von Flüchtlingen, das schnellstens auf den Prüfstand gestellt werden
sollte.
Paywalls für journalistische Inhalte: Jetzt zählt nur noch Geld
Früher zählten Reichweite, Visits und Page Impressions. Nun lassen
Zeitungsverlage ihre Leser im Netz bezahlen. Mit unterschiedlichem Erfolg.
Erste Abozahlen für „Bildplus“: Die Grenzen der Liebe
Bei Axel Springer ist man stolz auf die Zahlen des Bezahl-Internetangebotes
„Bildplus“ – und beschwört die eigene Verbundenheit zum Journalismus.
Bezahlinhalte bei „Bild.de“: Schmutzige Geschichten gibt's gratis
Seit sechs Wochen ist ein Teil von „Bild.de“ kostenpflichtig. Doch welchen
Mehrwert kriegen die Leser dafür geboten? Eine Zwischenbilanz.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.