# taz.de -- Viel wenig Geld: Der gespaltene Arbeitsmarkt | |
> Überdurchschnittlich hoch ist die Zahl der Bremer, die im im | |
> Niedriglohnsektor arbeiten – vor allem im Gastgewerbe. Aber es gibt auch | |
> viele Gutverdiener | |
Bild: Goldene Fritten verschaffen kein glänzendes Einkommen | |
BREMEN taz | Wirtschaftswachstum und Stellenzuwachs passen in Bremen nicht | |
zusammen, Leiharbeit boomt und der Lohnunterschied zwischen Frauen und | |
Männern ist immens: Das hat die Arbeitnehmerkammer in ihrem letzten | |
[1][„Bericht zur Lage der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer im Land | |
Bremen“ aufgezeigt.] Jetzt aber hat sie ausnahmsweise etwas Positives zu | |
berichten: Bremer ArbeitnehmerInnen haben 2015 deutlich mehr verdient. | |
Verantwortlich dafür, sagte bei der Präsentation der Auswertung Ingo | |
Schierenbeck, Geschäftsführer der Arbeitnehmerkammer, sei der gesetzliche | |
Mindestlohn. Gepaart mit der niedrigen Inflation verursachte der im | |
vergangenen Jahr einen durchschnittlichen Reallohnzuwachs von 2,2 Prozent | |
bei einer nominalen Steigerung von 2,6 Prozent – der höchsten seit fünf | |
Jahren. Dass dies am Mindestlohn liegt, zeigt sich an jenen, die am meisten | |
von ihm profitieren: Teilzeitkräfte und ungelernte ArbeitnehmerInnen. | |
Letztere erzielten 2015 nominal drei Prozent mehr Lohn, | |
Teilzeitbeschäftigte 3,1 Prozent mehr. Innerhalb der beiden | |
Beschäftigtengruppen hat der Mindestlohn vor allem im traditionell mies | |
bezahlten Gastgewerbe gegriffen. Hier lag die Steigerung bei 8,7 Prozent. | |
Und: Hier wurden viele Minijobs in sozialversicherungspflichtige | |
Beschäftigungsverhältnisse umgewandelt. | |
„Der Mindestlohn ist unserer Auffassung nach ein wirksames Mittel zur | |
Armutsbekämpfung“, so Schierenbeck. Auch, dass er ab Januar auf 8,84 Euro | |
pro Stunde steige, sei begrüßenswert, aber: „Er muss in größeren Schritten | |
angehoben werden. Um eine armutsfeste Rente zu bekommen, muss er bei über | |
elf Euro liegen.“ Wer weniger verdient, bekommt so wenig Rente, dass er im | |
Alter auf Hartz-IV-Leistungen angewiesen ist. | |
Im Durchschnitt hat 2015 jedEr vollzeitbeschäftigte BremerIn 3.709 Euro | |
brutto verdient – das klingt viel und liegt im Ranking der Bundesländer | |
tatsächlich auch fast einhundert Euro über dem Durchschnitt. Aber: Das | |
liegt vor allem an Fachkräften, die im Ländervergleich in Bremen | |
Spitzenverdiener sind: Nur in Hamburg und Baden-Württemberg werden sie | |
besser bezahlt. Das drückt den Bremer Durchschnittsverdienst erheblich nach | |
oben. | |
Denn umgekehrt sieht es gar nicht gut aus: Der Niedriglohnsektor, also der | |
Bereich, in dem ArbeitnehmerInnen weniger als zwei Drittel des | |
durchschnittlichen mittleren Einkommens verdienen, ist hier besonders groß. | |
Mit 19,9 Prozent liegt auch dieser Arbeitsplatz-Anteil in Bremen über dem | |
Bundesdurchschnitt. | |
„In diesem Bereich“, sagt Kammer-Geschäftsführerin Elke Heyduck, „könn… | |
wir leider keine Entwarnung geben.“ Rund jedEr fünfte ArbeitnehmerIn im | |
Land Bremen arbeitet im Niedriglohnsektor, über 45 Prozent der | |
Beschäftigten ohne Berufsabschluss sind Geringverdiener – und auch hier ist | |
das Gastgewerbe wieder besonders auffällig: 75,4 Prozent der dort | |
Vollzeitbeschäftigten verdienen maximal 2.146 Euro brutto im Monat. | |
„Der Bremer Arbeitsmarkt ist gespalten“, sagt Heyduck. Das bedeutet: An den | |
Rändern liegt er jeweils über dem Durchschnitt. Und während in den | |
überdurchschnittlich gut bezahlten Industriearbeitsplätzen vorwiegend | |
Männer arbeiten, sind es die Frauen, die zum größten Teil am „unteren Rand… | |
tätig sind: Im Gastgewerbe, im Helferbereich, im Sozial- oder im | |
Gesundheitswesen. | |
21 Dec 2016 | |
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## AUTOREN | |
Simone Schnase | |
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