Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Kommentar Italiens Bankenkrise: An der Realität gescheitert
> Die europäische „Bankenunion“ von 2014 funktioniert nicht. Das
> Eigenkapital der Banken ist immer noch viel zu niedrig, um Verluste
> aufzufangen.
Bild: Der Haupteingang der toskanischen Bank Monte dei Paschi in Siena
Diese Bankenrettung zeigt, dass die Finanzlobby gesiegt hat: Die
toskanische [1][Großbank Monte dei Paschi wird wohl Hilfsmilliarden vom
italienischen Staat erhalten]. Damit ist die europäische „Bankenunion“ von
2014 gleich am ersten Realitätstest gescheitert. Denn sie sah eigentlich
vor, dass zunächst die Aktionäre und Gläubiger einspringen sollen, wenn
eine Bank in Schieflage gerät.
Eine Überraschung ist es nicht, dass die „Bankenunion“ versagt. Von Anfang
an war abzusehen, dass es nicht funktionieren würde, die Gläubiger zahlen
zu lassen. Denn wer sind denn diese „Gläubiger“? Dazu gehören oft auch ga…
normale Sparer, die nie ein Risiko eingehen wollten, sondern ahnungslos nur
ihr Geld geparkt haben. Man kann sie nicht bluten lassen wie typische
Finanzanleger. Also muss der Staat ran.
Die „Bankenunion“ war eine Farce. Sie sollte nur kaschieren, dass es den
europäischen Politikern nicht gelungen ist, sich gegen die Finanzlobby
durchzusetzen: Das Eigenkapital der Banken ist immer noch viel zu niedrig,
um Verluste aufzufangen. Also wurde die Mär verbreitet, dass ja auch die
Gläubiger haften könnten, falls es zu einer Bankpleite kommt.
Es ist kein Zufall, dass die Banken ihre gesamte Lobbymacht aufbieten, um
das Eigenkapital niedrig zu halten. Denn sie sehen eine Kausalkette des
Grauens vor sich: Mehr Eigenkapital bedeutet mehr Aktien, so dass mehr Geld
für Dividenden abfließen würde. Da man den Bankgewinn aber nur einmal
verteilen kann, bliebe weniger Geld übrig, um dem Top-Management hohe
Gehälter und Boni auszuzahlen.
Diese Missstände sind europaweit zu beobachten. Auch die Deutsche Bank
schlingert bedrohlich – und daher stieg ihr Börsenkurs sofort, als die
Nachricht kam, dass der italienische Staat bei Monte dei Paschi aushelfen
könnte. Denn es ist ja leider nicht ausgeschlossen, dass auch die
Bundesregierung irgendwann herbeieilen muss, um die Deutsche Bank zu
retten.
22 Dec 2016
## LINKS
[1] /!5366354
## AUTOREN
Ulrike Herrmann
## TAGS
Schwerpunkt Finanzkrise
Italien
Bankenkrise
Wirtschaft
Monte dei Paschi
Deutsche Bank
Schwerpunkt Finanzkrise
Italien
Matteo Renzi
Attac
Währungsunion
Das Milliardenloch
## ARTIKEL ZUM THEMA
Die Deutsche Bank und die Boni: Das Modell Spekulation ist ausgereizt
Die Bank will die individuellen Boni kürzen. Das ist kein Zeichen von
Stärke, sondern macht deutlich, wie schlecht es ihr geht.
Pleite der Monte dei Paschi di Siena: Italien rettet eine Bank
Die Bank Monte dei Paschi di Siena braucht frisches Kapital. Doch private
Investoren halten sich zurück. Jetzt muss der Staat ran.
Auswirkungen von Renzis Rücktritt: Die Finanzwelt bleibt entspannt
Italiens Regierungschef geht – trotzdem gibt es keine Panik. Vorausgesagte
Bankenpleiten schrecken offenbar auch nicht. Wieso?
Verfassungsreferendum in Italien: Stresstest für die EU
Italien soll leichter zu regieren sein. Aber die anstehende Abstimmung
schürt Ängste vor einer Abwärtsspirale – nicht nur ökonomisch.
Debatte Finanztransaktionssteuer: Die schlimmste Zockerei beenden
Zehn EU-Länder verhandeln über die Einführung einer
Finanztransaktionssteuer. Diese dürfte für Spekulanten schwer zu umgehen
sein.
Debatte Zukunft Europas: Zivilisiert den Euro!
Das Euro-Regime polarisiert und spaltet. Statt Austerität müssen die
Hauptprofiteure des Marktes für den Erhalt des Euro sorgen.
Bundeshaushalt und die Schwarze Null: Der Schäuble-Komplex
Die Null ist schwarz, aber nichts ist gut: Deutschland braucht ein
Konjunkturprogramm. Und der Rest von Europa mehr deutsche Schulden.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.