# taz.de -- Gift in Küche und Alltag: Modesünde Blei | |
> Ob in der Halskette oder in den Rosmarinkartoffeln – Gifte lauern | |
> überall. Zum Glück gibt es Kontrollen, bei denen das auffällt. | |
Bild: immer schön und manchmal gefährlich | |
Berlin taz | Wer demnächst in einem selbstgebastelten Adventskalender eine | |
günstige Halskette findet, die so gar nicht gefällt, muss nun nicht mehr | |
die Gefühle des Partners verletzen. Denn über Geschmack lässt sich streiten | |
– über Gesundheitsrisiken nicht. | |
Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) | |
präsentierte am Mittwoch in Berlin die Ergebnisse der amtlichen Kontrollen | |
2015 und stellte dabei insbesondere preisgünstigen Schmuck an den Pranger. | |
In 12 Prozent der Fälle seien Bleigehalte oberhalb des geltenden | |
Höchstgehalts von 500 Milligramm pro Kilo festgestellt worden. Bei einer | |
Kette waren die beiden Karabinerhaken sogar vollständig aus Blei gefertigt. | |
Bei zehn Prozent der Proben überschritt der Cadmiumgehalt den gesetzlichen | |
Grenzwert. „Die Gefahr entsteht vor allem, wenn der Schmuck, zum Beispiel | |
ein Ring oder Anhänger, verschluckt werden kann. Dann sind schwerwiegende, | |
sogar tödliche Vergiftungen möglich“, warnte Juliane Becker, diesjährige | |
Vorsitzende der Länderarbeitsgemeinschaft Verbraucherschutz. | |
Rosmarin, Dill und Oregano mit Pestiziden belastet | |
Ein zweiter Schwerpunkt des diesjährigen Berichts waren die Rückstände von | |
Pflanzenschutzmitteln in Kräutern. Bei neun Prozent der Rosmarin-Proben, | |
7,6 Prozent der Dill-Proben und 6,5 Prozent der Oregano-Proben wurden die | |
gesetzlich festgelegten Rückstandshöchstwerte überschritten – in 90 Prozent | |
der Kräuter fanden sich zudem Aluminiumrückstände. Ursache hierfür könnte | |
die Verwendung aluminiumhaltiger Pflanzenschutzmittel sein. | |
Der Präsident der Untersuchungsbehörde, Helmut Tschiersky, wollte jedoch | |
nicht unbedingt dazu raten, das Konsumverhalten zu verändern: „Ein akutes | |
Gesundheitsrisiko besteht nicht, dafür sind die typischen Verzehrmengen zu | |
gering.“ Besonders häufig überschritten Kräuter aus Nicht-EU-Staaten die | |
geltenden Rückstandshöchstgehalte. | |
Das System der Lebensmittelkontrolle ist in Deutschland dreiteilig | |
aufgebaut. Die Eigenkontrolle der Unternehmen und ihre gesetzlichen | |
Dokumentationspflichten sind die Basis. Die amtliche Überwachung der | |
Landkreise und der Kreise ist dann die „Kontrolle der Kontrolle“, wobei | |
hierfür die Verantwortung bei den Bundesländern liegt. Das BVL selbst hat | |
keine eigenen Kontrolleure und koordiniert die bundesweiten | |
Überwachungsprogramme sowie den Austausch mit EU- und Bundespolitik. | |
Im Jahr 2015 wurde von den 1,21 Millionen registrierten Betrieben, die in | |
Deutschland Lebensmittel herstellen, bearbeiten oder verkaufen, fast die | |
Hälfte kontrolliert (43,7 Prozent). Im Zeitraum von drei Jahren sollen | |
sämtliche Betriebe mindestens einmal überprüft worden sein. Im vergangenen | |
Jahr wurden bei einem Viertel der Betriebskontrollen Verstöße aufgedeckt, | |
wobei 70 Prozent auf Mängel in Bezug auf Hygienevorschriften zurückzuführen | |
waren. | |
Neben den Kontrollbesuchen in Betrieben gibt es auch Untersuchungen von | |
Proben im Labor. Mehr als jede zehnte Probe (12 Prozent) wurde von den | |
Behörden beanstandet. Hauptgrund hierbei waren falsche Kennzeichnungen der | |
Produkte (60 Prozent). Dass es hier deutlich mehr Verstöße gab, führte das | |
BVL auf neue Rechtsvorschriften aus dem Jahr 2014 zurück, die unter anderem | |
eine bessere Kennzeichnung von Allergien und Unverträglichkeiten | |
vorschreiben. Diese sind offenbar noch nicht überall angekommen. Dem BVL | |
zufolge fielen letztes Jahr noch vielfach kleinere Hersteller wie | |
Bäckereien und Metzgereien mit ungenügender Kennzeichnung auf. | |
1 Dec 2016 | |
## AUTOREN | |
Luca Spinelli | |
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