# taz.de -- Zweifel an US-Wahlergebnis: Keine Beweise für Betrug | |
> Nach Medienberichten wollen Computerexperten in drei Bundesstaaten | |
> verdächtige Ergebnisse ausgemacht haben. Jedoch gibt es dafür keine | |
> harten Belege. | |
Bild: Hier ist die Sache sicher: Ein US-Bürger in Kalifornien füllt seinen Wa… | |
Washington dpa/taz | Eine Gruppe prominenter Computerexperten und | |
Wahlrechtsanwälte will die Demokratin Hillary Clinton dazu drängen, eine | |
Neuauszählung der Stimmen in drei US-Bundesstaaten zu fordern. Die | |
Ergebnisse der unterlegenen Präsidentschaftskandidatin in Wisconsin, | |
Michigan und Pennsylvania wichen auffällig ab, [1][berichtet das New York | |
Magazine] unter Berufung auf eine Gruppe von Aktivisten. | |
Es gebe ein Muster überzeugender Anhaltspunkte dafür, dass diese Ergebnisse | |
manipuliert oder gehackt worden sein könnten. Das mache eine unabhängige | |
Überprüfung nötig. Beweise habe man aber noch keine. | |
Die Ergebnisse in den drei Staaten sind sehr knapp. In Wisconsin habe | |
Clinton der Gruppe zufolge in Bezirken mit elektronischer Stimmabgabe | |
sieben Prozent weniger Stimmen erhalten als in Bezirken, die andere | |
Wahlmethoden verwenden. Das summiere sich auf 30.000 Stimmen. Clinton | |
verlor den Staat mit 27.000 Stimmen. | |
Mehrere Statistikexperten widersprachen der Darstellung bereits kurz nach | |
der Veröffentlichung des Verdachts. So seien die Ergebnisse unter | |
Einbeziehung der demografischen Spezifika in den betroffenen Stimmbezirken | |
in ihrer Abweichung sehr plausibel, berichten [2][Nate Cohn] von der New | |
York Times und der unabhängige Experte [3][Nate Silver] übereinstimmend. | |
J. Alex Haldermann, Informatikprofessor an der Universität Michigan, der im | |
urprünglichen Bericht als Verfechter einer Neuauszählung wegen des | |
Betrugsverdachtes aufgeführt wird, [4][stellte inzwischen klar], dass er | |
zwar begründete Zweifel an der Sicherheit der Wahlmaschinen habe und | |
tatsächlich Nachauszählungen befürworte, jedoch einen Hackerangriff in | |
diesem konkreten Fall für unwahrscheinlich halte. | |
Um eine Mehrheit unter den Wahlleuten zu erlangen, müsste Clinton in allen | |
drei betroffenen Staaten die Wahl für sich entscheiden. Da keine harten | |
Beweise für eine Manipulation vorliegen, sondern lediglich Indizien | |
vorliegen, die dazu starken Zweifeln unterliegen und die | |
Obama-Administration dazu angedeutet haben soll, eine juristische | |
Auseinandersetzung um den Wahlausgang nicht zu unterstützen, erscheint es | |
unwahrscheinlich, dass Clinton dem Aufruf, eine Überprüfung zu verlangen, | |
folgen wird. | |
Der Bundesstaat Michigan (16 Wahlleute) ist nach wie vor nicht zu Ende | |
ausgezählt, Trump liegt hier 0,3 Prozentpunkte vorne. In Wisconsin holte | |
Donald Trump 10 Wahlleute und in Pennsylvania 20. Hier hatte er etwa einen | |
Prozentpunkt Vorsprung. Er überschritt damit für viele völlig überraschend | |
die nötige Zahl von 270 Wahlleuten und ist designierter US-Präsident. Im | |
„Electoral College“, der Gruppe der Wahlleute, liegt er bei 290 und Clinton | |
bei 232 Stimmen. | |
Dessen ungeachtet hat Clinton bei den insgesamt abgegebenen Stimmen, dem | |
sogenannten popular vote einen Vorsprung von rund zwei Millionen Stimmen. | |
Das ist der höchste Wert für eine Kandidatin, die trotzdem die Wahl | |
verloren hat. Bisher hielt der Demokrat Al Gore den Rekord, der im Jahr | |
2000 George Bush unterlag, obwohl er rund 500.000 Stimmen mehr auf sich | |
vereinen konnte. | |
23 Nov 2016 | |
## LINKS | |
[1] http://nymag.com/daily/intelligencer/2016/11/activists-urge-hillary-clinton… | |
[2] https://twitter.com/Nate_Cohn | |
[3] https://twitter.com/NateSilver538 | |
[4] https://medium.com/@jhalderm/want-to-know-if-the-election-was-hacked-look-a… | |
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