| # taz.de -- Die Wahrheit: Wo sind all die Nazis hin? | |
| > Anders als die bekannten Klemmnazis von der AfD reden offen | |
| > Rechtsradikale wie Horst Mahler wenigstens nicht um den rassistischen | |
| > Brei herum. | |
| Bild: Horst Mahlers Ausflug an die Donau ist definitv vorbei (Archivbild vom 17… | |
| Man ist ja inzwischen fast froh um jeden bekennenden Rassisten, der sich | |
| hinstellt und offen erklärt, dass die „weiße Rasse“ besser sei als alle | |
| anderen, dass die Ethnien sich nicht vermischen und dass in Deutschland nur | |
| der „nordische“ Menschentyp leben sollte. So klar formulierte es zum | |
| Beispiel der vor einigen Jahren verstorbene Nazi-Anwalt und Botschafter des | |
| Klobrillenbarts Jürgen Rieger, als ihn die afrodeutsche Journalistin Mo | |
| Asumang für ihren Film „Roots Germania“ befragte. | |
| Ähnlich deutlich äußerte sich der erst links- und dann rechtsradikale Horst | |
| Mahler in einem Interview mit Michel Friedman. Zunächst begrüßte er seinen | |
| Gesprächspartner mit „Heil Hitler, Herr Friedman“, um dann im Folgenden den | |
| Holocaust ausschweifend zu leugnen. Ebenfalls rührend in seiner | |
| Unverstelltheit: der tumbe NPD-Funktionär Udo Pastörs, der sich auch von | |
| laufenden Kameras nicht davon abhalten ließ, von der „Judenrepublik“ und | |
| den alles beherrschenden „Krummnasen“ zu sprechen. | |
| Über soviel arische Ehrlichkeit freut man sich nicht nur, weil sich die | |
| Rassenschwadroneure für die Äußerungen in der Regel eine Klage einfangen | |
| und dann im besten Falle – wie Mahler – in den Knast gehen. Vor allem freut | |
| man sich, weil hier niemand versucht, etwas zu vertuschen. Diese Leute | |
| eiern nicht herum. Sie machen keine Spielchen. Im Gegenteil: Sie wollen | |
| Klartext reden. Das macht die Reaktion einfacher. | |
| AfD-Funktionäre hingegen sitzen in Talkshows und versuchen einerseits | |
| Flüchtlinge, Migranten und Muslime möglichst effektiv herabzuwürdigen, | |
| anderseits betonen sie ständig, dass es nicht um Rasse oder Herkunft gehe, | |
| sondern um fremde Kultur, Religion und den Integrationswillen. Oder um | |
| Sachfragen wie Aufnahmekapazitäten und Unterbringungsmöglichkeiten. | |
| Das ist der Grund, warum es so sinnlos und kontraproduktiv ist, mit diesen | |
| Leute zu diskutieren. Egal ob in Fernsehstudios oder auf Podien: Weil sie | |
| dort nicht sagen, was sie wirklich denken. Hört man ihnen jedoch zu, wenn | |
| sie mehr oder weniger unter sich sind, wenn sie sich bei Veranstaltungen | |
| gegenseitig Mut zusprechen oder das Wahlvolk aufpeitschen wollen, erfährt | |
| man mehr. | |
| Dann bekennt sich Björn Höcke offen zu Pegida, und Hans-Thomas | |
| Tillschneider lobt die „Identitäre Bewegung“, die hippen It-Boys der | |
| rechtsradikalen Szene. Richtig interessant wird es, wenn man ihr Publikum | |
| zu Wort kommen lässt, die Menschen, die sich von diesem reaktionären | |
| Rhetorikschmodder und den eingestreuten völkischen Trigger-Vokabeln | |
| angesprochen fühlen. Einerseits plappern sie hemmungslos rassistisch | |
| drauflos, wollen in der Regel aber gleichfalls ums Verrecken keine | |
| Rassisten sein. Gemäß dem neuen Sachsen-Mantra: Bloß weil ich was gegen | |
| Kanaken hab und Merkel aufhängen will, bin ich noch lange kein Nazi! | |
| Aber auch hier gilt das „Prinzip der Parsimonie“: Hat etwas vier Beine und | |
| wiehert, ist es wahrscheinlich ein Pferd und kein Zebra. | |
| 30 Nov 2016 | |
| ## AUTOREN | |
| Hartmut El Kurdi | |
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