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# taz.de -- Israel kauft deutsche U-Boote: Netanjahu spielt Kapitän
> Der Kauf dreier deutscher U-Boote steht unter dem Verdacht von Korruption
> und Vetternwirtschaft. Es sind Freunde Netanjahus involviert.
Bild: Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu inspiziert das fünfte deutsche…
Jerusalem taz | Regierungschef Benjamin Netanjahu weist jeden Verdacht von
sich. Von Korruption könne bei dem Kauf dreier weiterer deutscher U-Boote
keine Rede sein. Ihm sei es einzig und allein um die Sicherheit seines
Landes gegangen, sagt er. Hintergrund der Affäre ist die Verbindung
zwischen Netanjahus persönlichem Anwalt, David Schimron, und Miki Ganor,
der ebenfalls Klient Schimrons ist.
Ganor ist der israelische Vertriebspartner von ThyssenKrupp, des
Unternehmens, das die U-Boote herstellt. Dass Schimron den Handel einfädelt
haben könnte, streitet Netanjahu ab. Er habe mit seinem Anwalt nicht über
die U-Boote gesprochen. Seinen Kritikern riet er, sich abzuregen. „Ich
werde noch lange bleiben“, signalisierte er.
Tatsächlich aber verdichten sich die Anzeichen, dass die Dinge nicht ganz
so koscher waren, wie Netanjahu sie darzustellen versucht. Laut Information
des TV-Channel 10 hatte Schimron Kontakt zu Vertretern des
Verteidigungsministeriums, bevor es zu einer internationalen Ausschreibung
für die U-Boote kam. Auf Drängen Netanjahus habe das Ministerium auf die
Ausschreibung verzichtet, berichtete Channel 10 am Montagabend.
„Israel muss in der Lage sein, sich gegen jeden Feind zu verteidigen“,
rechtfertigte Netanjahu den Kauf der deutschen U-Boote. Diesen hatte er
gegen den Widerstand des früheren Verteidigungsministers Mosche Jaalon
durchgesetzt. Generalstaatsanwalt Avichai Mendelblit will prüfen, ob ein
Interessenkonflikt vorliegt.
## Deutsche Wiedergutmachung
Jaalon, der im Frühjahr über einen Streit mit Netanjahu seinen Posten
verließ, fordert eine strafrechtliche Ermittlung, die Mendelblit derzeit
nicht plant. Auch Oppositionsführer Itzhak Herzog appellierte an den
Generalstaatsanwalt, baldmöglichst „Licht in die Affäre“ zu bringen.
Die U-Boote gelten als die teuersten Kampfmaschinen der Armee. Mit
insgesamt 2,5 Milliarden Euro beziffert Ha’aretz die Kosten für die bereits
erstandenen sechs deutschen U-Boote, von denen das letzte noch geliefert
werden muss.
Die Bundesregierung soll rund die Hälfte der Kosten übernommen haben. Die
großzügige Geste galt als Wiedergutmachung, weil deutsche Firmen an der
Produktion chemischer Waffen für das irakische Regime Saddam Husseins
beteiligt waren.
Während der frühere Verteidigungsminister Ehud Barak die neuen Käufe für
sinnvoll hielt, warnte sein Nachfolger Jaalon vor überflüssigen Ausgaben.
Verteidigungsminister Avigdor Lieberman stützt wiederum Netanjahus
Entscheidung.
## Solange Merkel noch an Bord ist
Die U-Boote gelten als Israels gefährlichste Waffe und dienen zur
Abschreckung vor allem mit Blick auf Iran, Israels größten Feind.
Umstritten war der Handel von Anfang an auch in Deutschland, denn die
U-Boote können mit Atomwaffen bestückt werden.
Miki Ganor, so recherchierte das Handelsblatt, stehe als Vertriebspartner
von ThyssenKrupp eine Provision von zwei Prozent zu. Die Zeitung will
Informationen haben, dass Netanjahus Anwalt Schimron auch „in der
Zusammenarbeit mit ThyssenKrupp tätig“ war.
Die neuen U-Boote sollen ab 2027 die in den Jahren 1999 und 2000 in einer
ersten Tranche gelieferten Modelle ersetzen. Netanjahu habe das Geschäft
abschließen wollen, solange Angela Merkel, „eine Freundin Israels“, noch im
Kanzleramt sitzt, erklärte er die Dringlichkeit. Die U-Boote seien von
strategischer Notwendigkeit, um „Israels Existenz für die kommenden
Jahrzehnte zu sichern“.
23 Nov 2016
## AUTOREN
Susanne Knaul
## TAGS
Israel
U-Boot
Benjamin Netanjahu
Schwerpunkt Angela Merkel
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