# taz.de -- Kommentar Israels Siedlungspolitik: Siedlerlobby kommt gut weg | |
> Die illegale Siedlung Amona muss abgerissen werden, so das oberste | |
> Gericht. Doch das Urteil ist kein schlechter Deal für die Verfechter | |
> Großisraels. | |
Bild: Illegal auf palästinensischen Land errichtet: die Siedlung Amona im West… | |
Unter dem Strich ist das Urteil des obersten Gerichtes in Israel in Sachen | |
Siedlungspolitik für die Verfechter der jüdischen Besiedlung Großisraels | |
vermutlich gar kein so schlechtes Geschäft. Ein paar Dutzend Mobil- und | |
Fertighäuser in der illegalen Siedlung Amona werden bis Weihnachten den | |
Bulldozern zum Opfer fallen, weil sie auf privatem palästinensischem Boden | |
errichtet wurden. Das Gericht entschied im Sinne der palästinensischen | |
Grundstückseigentümer, die sich auf dem Rechtsweg zurückholen, was ihnen | |
zusteht. | |
Anstelle der zerstörten Wohnmobile sollen knapp einhundert neue Wohnungen | |
in einer benachbarten und aus israelischer Sicht „legalen“ Siedlung | |
errichtet werden, um den Schaden, der den temporär obdachlosen Siedlern | |
entsteht, zu kompensieren. Das sind rund zwei neue Wohnungen für jeweils | |
ein zerstörtes Wohnmobil und damit Wohnraum für doppelt viele Siedler. Für | |
die Zweistaatenlösung mag diese Rechnung kaum aufgehen. Das Gerichtsurteil | |
und die Räumung ist trotzdem sinnvoll. | |
Das Beispiel Amonas könnte Schule machen und mehr palästinensische | |
Grundstückseigentümer dazu ermutigen, das eigene Land vor Gericht | |
zurückzufordern. Jeder weitere Richterspruch für die Beraubten wäre Zeugnis | |
für das Unrecht, das vielen Palästinensern im Westjordanland angetan wird | |
und das in der israelischen Öffentlichkeit kaum noch Beachtung findet. | |
Jedes neue Verfahren wäre damit Katalysator für die innerisraelische | |
Debatte, gerade jetzt, wo ein Gesetzentwurf auf dem Tisch liegt, mit dem | |
die illegalen Siedlungen rückwirkend legalisiert werden sollen. | |
Ungeachtet des für sie günstigen Handels werden die Siedler mobil machen | |
und Widerstand leisten gegen die Räumung Amonas, schon aus Prinzip. Der | |
Regierungskoalition steht eine Belastungsprobe bevor, die sie bestehen | |
dürfte. Das Bündnis zwischen rechts, rechts-national und rechts-religiös | |
bedarf einer heftigeren Erschütterung, um es zu Fall zu bringen. | |
16 Nov 2016 | |
## AUTOREN | |
Susanne Knaul | |
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