Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Armee-Razzia in Palästinensergebieten: Überfall mitten in der Nac…
> Die israelische Armee dringt in dem Dorf Bilin in der Westbank in mehrere
> Häuser ein. Das Dorf ist bekannt für seinen Kampf gegen die Mauer.
Bild: Mitwochmorgen kurz vor drei Uhr im Haus der Familie Abu Rahmah
Berlin taz | Am frühen Mittwochmorgen gegen halb drei Uhr ist eine Einheit
der israelischen Armee in das Dorf Bilin in der besetzten Westbank
eingedrungen.
Die Soldaten durchsuchten mehrere Häuser und beschlagnahmten Handys,
Computer und schriftliche Unterlagen. Nach bislang vorliegenden Berichten
wurde niemand festgenommen. Von dem nächtlichen Überfall gibt es mehrere
Videoaufnahmen. [1][Hier das Haus der Familie Abu Rahmah.]
Abdallah Abu Rahmah, der Koordinator des zivilen Widerstands in den
palästinensischen Gebieten, befindet sich derzeit auf einer Vortragstour
durch Deutschland, Österreich und die Schweiz. Der bekannte
Menschenrechtsaktivist spricht über die israelische Besatzung, die
Siedlungspolitik und den Widerstand der Palästinenser. Am vergangenen
Donnerstag hielt er auch einen Vortrag im taz-Café.
Beobachter halten es für möglich, dass die nächtlichen Razzien, die sich
noch gegen andere Mitglieder der Familie Abu Rahmah richteten, darauf
zielen, die Familie einzuschüchtern. Denkbar sei auch eine gezielte Warnung
an den Abdallah Abu Rahmah.
## Einschüchterung als Ziel
Abu Rahmah selbst wurde in der Nacht durch einen Anruf auf die Razzia in
seinem Hause aufmerksam gemacht. Er äußerte seine Sorge um seine Familie
und die anderen Familien im Dorf: „Sie haben es darauf angelegt, meine
Kinder und die Familien einzuschüchtern“, sagte er gegenüber der taz. Das
sei ja nicht die erste nächtliche Razzia, die das Dorf zu erleiden habe.
Ein Sprecher der israelischen Armee erklärte auf Nachfrage der
palästinensischen Agentur Maan, dass man die Angelegenheit verfolgen,
derzeit aber noch keine näheren Angaben zum Armeeinsatz machen könne.
Das palästinensische Dorf Bilin, etwa zehn Kilometer westlich von Ramallah
gelegen, ist seit Jahren wegen seiner wöchentlichen Proteste gegen die
israelische Mauer bekannt. Seit dem Frühjahr 2005 finden an jedem Freitag
Demonstrationen gegen den Landraub, den Siedlungsbau und die Fortdauer der
israelischen Besatzung statt.
## Ungebrochener Widerstand in Bilin
Nach einem Beschluss des Obersten Israelischen Gerichtshofes aus dem Jahre
2007 erhielten die Einwohner einen Teil der konfiszierten
landwirtschaftlichen Flächen zurück. Die Armee versetzte den Zaun etwa vier
Jahre nach dem Gerichtsbeschluss. Gegenüber vom Dorf befindet sich die
israelische Siedlung Illit Modiin, die eine der größten Städte in Israel
werden soll. Dort leben fast ausschließlich ultraorthodoxe Juden.
Der Leiter des zivilen Widerstandes gegen die Mauer Abdallah Abu Rahmeh
wurde in Deutschland 2008 mit dem Carl von Ossietzky-Preis der Deutschen
Gesellschaft für Menschenrechte ausgezeichnet. Von der Europäischen Union
erhielt er die Ehrung als „Verteidiger der Menschenrechte“ und Amnesty
International nannte ihn einen Gefangenen aus Gewissensgründen.
Ein Sprecher der Komittees in Bilin, Ratib Abu Rahmeh, erklärte am
Mittwoch, dass sich das Dorf durch die Razzien nicht einschüchtern lasse
und am Freitag wieder gegen die israelische Besatzung und den Landraub
demonstrieren werde. Zwei Dorfbewohner wurden bislang bei den Protesten von
der israelischen Armee getötet. Dutzende Personen, auch israelische und
internationale Demonstranten, wurden in den 11 Jahren des Protestes durch
die Einsätze der Armee mit Tränengas. Schlagstöcken und gummiummantelter
Munition verletzt.
22 Sep 2016
## LINKS
[1] https://www.youtube.com/watch?v=G7xlov098U4&feature=youtu.b
## AUTOREN
Georg Baltissen
## TAGS
Schwerpunkt Nahost-Konflikt
Palästina
Israel
Besatzung
Razzia
Armee
Schwerpunkt Nahost-Konflikt
Israel
Israel
Israel
Amnesty International
Palästinenser
## ARTIKEL ZUM THEMA
Kommentar Israels Siedlungspolitik: Siedlerlobby kommt gut weg
Die illegale Siedlung Amona muss abgerissen werden, so das oberste Gericht.
Doch das Urteil ist kein schlechter Deal für die Verfechter Großisraels.
Streit um den Tempelberg: Israel beendet Unesco-Kooperation
Die UN-Kulturorganisation nimmt die umstrittene Resolution zu den Heiligen
Stätten in Ostjerusalem an. Die Beziehungen sind angespannt.
Israelische Marine: Protestschiff vor Gaza gestoppt
Sie wollten die Seeblockade durchbrechen: Israel hat ein Schiff mit
propalästinensischen Aktivistinnen vor dem Gazastreifen abgefangen.
Netanjahu besucht die USA: Trump will Raketenabwehr für Israel
Israels Ministerpräsident besucht Hillary Clinton und Donald Trump. Beide
versichern Benjamin Netanjahu auch in Zukunft eine enge Zusammenarbeit.
Palästinensischer Aktivist vor Gericht: Militär urteilt über Abu Rahma
Ein Organisator des Widerstandes gegen die israelische Sperrmauer soll
hinter Gitter. Ihm wird illegaler „Aufruhr“ vorgeworfen.
Friedensgespräche in Palästina umstritten: Verbesserungen statt Gesten
Im Westjordanland formiert sich allmählich Protest gegen die Verhandlungen
in Washington. Die Skepsis gegenüber der Autonomiebehörde ist groß.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.