# taz.de -- Deutsche Militärhilfe für Israel: U-Boot-Affäre weitet sich aus | |
> Mit millionenschwerer Unterstützung aus Berlin kauft Israel deutsche | |
> U-Boote. Nun untersucht die israelische Justiz, ob Schmiergelder | |
> geflossen sind. | |
Bild: Will mehr davon – und zwar aus Deutschland: Premierminister Benjamin Ne… | |
Tel Aviv/Berlin/Kiel dpa | Der israelische Generalstaatsanwalt erweitert | |
ihre Ermittlungen wegen Korruptionsverdacht beim Kauf von U-Booten aus | |
Deutschland. Es gehe um mehrere Verdächtige, teilte das Justizministerium | |
in Jerusalem am Dienstag mit. Ministerpräsident Benjamin Netanjahu gehöre | |
nach bisherigen Erkenntnissen nicht dazu. | |
Bei dem angeblich 1,5 Milliarden Euro teuren Geschäft geht es um drei | |
U-Boote von ThyssenKrupp Marine Systems in Kiel. Außerdem hat Israel 2015 | |
einen Vertrag zum Kauf von vier Korvetten abgeschlossen. Laut | |
Justizministerium betreffen die Ermittlungen beide Fälle. | |
Deutschland hat rund 570 Millionen Euro Zuschuss für den Kauf bis ins Jahr | |
2027 veranschlagt. Der Vertrag zwischen Israel und ThyssenKrupp für die | |
drei U-Boote sei allerdings noch nicht abgeschlossen, sagte eine | |
Sprecherin. Die Bundesregierung unterstützt die U-Boot-Lieferungen, weil | |
sie sich für die Sicherheit des Staates Israel besonders verantwortlich | |
fühlt. | |
Nach Angaben von Netanjahus Büro äußerte der Regierungschef im Oktober 2015 | |
bei einem Besuch in Berlin gegenüber Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) | |
den Wunsch, drei weitere U-Boote zu kaufen. Merkel habe zugestimmt. Eine | |
entsprechende Grundsatzvereinbarung mit Deutschland sei am 26. Oktober 2016 | |
einstimmig von der israelischen Regierung gebilligt worden. | |
Netanjahu steht seit Monaten wegen Korruptionsvorwürfen unter Druck. Dazu | |
gehört auch die U-Boot-Affäre. Als Schlüsselfigur gilt Netanjahus | |
persönlicher Rechtsberater David Schimron. Dieser vertritt auch den | |
Geschäftsmann Miki Ganor, der als israelischer Vertriebspartner von | |
ThyssenKrupp Marine Systems dient. Bei einem Deal kann er mit einer | |
Kommission in Millionenhöhe rechnen. | |
## Sind die U-Boote zu teuer? | |
Der deutsche Lieferant hat eine eigene Untersuchung eingeleitet, aber nach | |
eigenen Angaben bei internen Untersuchungen bisher keine Unregelmäßigkeiten | |
festgestellt. „Auf Basis der bereits durchgeführten Untersuchungsmaßnahmen | |
haben sich bislang keine Hinweise auf Korruption ergeben – weder mit Blick | |
auf U-Boot-Projekte noch im Zusammenhang mit der Beschaffung von | |
Korvetten“, sagte ein Sprecher. | |
Netanjahu wurde im vergangenen Jahr vorgeworfen, er habe den Kauf der | |
U-Boote gegen den Willen von Militär und Verteidigungsministerium | |
durchgesetzt. Sicherheitsexperten waren nach Medienberichten der Meinung, | |
der Deal sei zu teuer, man wolle das Geld lieber in andere Waffensysteme | |
investieren. | |
Schimron und Netanjahu haben die Korruptionsvorwürfe zurückgewiesen. | |
Netanjahu hat betont, er habe sich beim Kauf der U-Boote nur von | |
Sicherheitserwägungen leiten lassen. | |
Israel hat bereits fünf deutsche U-Boote erhalten, die zum Teil aus | |
deutschen Steuergeldern finanziert wurden. Ein weiteres soll dieses Jahr | |
ausgeliefert werden. Der Kaufpreis der Boote der sogenannten Dolphin-Klasse | |
wurde vom Wirtschaftsministeriums in der Vergangenheit mit je rund 600 | |
Millionen Euro beziffert. | |
Das Verteidigungsministerium hatte zudem 2014 den Kauf von | |
Raketenschnellbooten zur Sicherung von Gasfeldern im Mittelmeer | |
international ausgeschrieben. Unternehmen aus Südkorea, Spanien, Italien | |
und Israel hätten Interesse bekundet, schrieb die Zeitung Haaretz. Das | |
Verteidigungsministerium habe die Ausschreibung jedoch eingefroren, weil | |
die deutsche Regierung bereit gewesen sei, die Schnellboote zu | |
subventionieren. Man habe das Geschäft wegen des günstigeren Preises und | |
„der Wichtigkeit der strategischen Beziehungen zu Deutschland“ vereinbart, | |
hieß es aus Netanjahus Büro. | |
28 Feb 2017 | |
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