| # taz.de -- Maidan-Jahrestag in der Ukraine: Gedenken schlägt in Gewalt um | |
| > Weniger Menschen als erwartet kommen, um den dritten Jahrestag der | |
| > Revolte zu feiern – und sind enttäuscht. Rechtsradikale dominieren das | |
| > Bild. | |
| Bild: Rechtsradikale gedenken des dritten Jahrestages des Maidan | |
| Kiew taz | Zerborstene Scheiben, zerstörte Möbel und Hardware im | |
| Schönheitssalon Sun Light und einer Filiale der russischen Bank Sberbank im | |
| Zentrum Kiews: Das ist das Ergebnis eines Angriffs von Rechtsradikalen am | |
| Montagabend. Mehrere Verdächtige wurden festgesetzt. | |
| Die Angriffe auf die Bank und den Schönheitssalon waren der Abschluss eines | |
| bis dahin friedlich verlaufenen Gedenkens anlässlich des dritten Jahrestags | |
| der Revolte auf dem Maidan. Knapp 500 Menschen waren am Montagabend einem | |
| Aufruf rechtsradikaler ukrainischer Gruppen zu einer Versammlung gefolgt. | |
| Nach deren Ende zogen die Teilnehmer zum Büro des Politikers Viktor | |
| Medwetschuk. Er macht aus seiner Freundschaft mit dem russischen | |
| Präsidenten Wladimir Putin, der Taufpate seiner Tochter Darja ist, kein | |
| Hehl. Medwetschuk gilt vielen in der Ukraine als Verräter. Doch vor dem | |
| Gebäude von Medwetschuks Büro angekommen, verwechselten die Angreifer die | |
| Räumlichkeiten und attackierten den Schönheitssalon. | |
| Weit weniger Menschen als erwartet hatten am Montag in Kiew an Aktionen und | |
| Gedenkveranstaltungen, die mit dem Niederlegen von Blumen auf der Straße | |
| der Himmlischen Hundert begannen, teilgenommen. Mit über 6.000 Beamten | |
| hatten die Behörden demonstriert, dass man jeglichen Versuch, eine neue | |
| Revolte zu beginnen, im Keim ersticken werde. | |
| ## Blumen für einen toten Mitschüler | |
| „Ich bin heute hier, weil ich einem im Jahr 2013 getöteten ehemaligen | |
| Mitschüler Blumen bringen möchte. Die Veranstaltungen selbst interessieren | |
| mich nicht. Denn sie sind von Politikern organisiert und denen traue ich | |
| nicht“, erklärt eine junge Frau. | |
| „Wofür hat unser Dima sein Leben gegeben?“, mischt sich ihr Begleiter ein. | |
| „Für all die leeren Versprechungen, die uns die Leute damals auf dem Maidan | |
| gegeben haben und die nun eine glänzende Karriere haben machen können?“ | |
| Am Vormittag hatten Hunderte Anhänger der Partei Für das Leben vor der | |
| Zentralbank den Rücktritt der ihrer Meinung nach korrupten | |
| Zentralbankchefin Waleria Gontarewa gefordert. „Heute bezahle ich zehn Mal | |
| mehr für die Heizung, mehr als das Doppelte für Benzin als vor drei | |
| Jahren“, beklagt sich eine Demonstrantin. „Nichts hat sich gebessert“, | |
| schimpft sie. | |
| Am Nachmittag waren 500 zum größten Teil vermummte Jugendliche des | |
| rechtsradikalen Zivilen Corps Asow mit Sprechchören wie „Ruhm der Ukraine – | |
| Tod den Feinden“ und „Die Ukraine über alles“ durch die Kiewer Innenstadt | |
| gezogen. | |
| 22 Nov 2016 | |
| ## AUTOREN | |
| Bernhard Clasen | |
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