# taz.de -- Exhumierung von spanischen Putschisten: Späte Gerechtigkeit | |
> In Pamplona werden Emilio Mola und José Sanjurjo nicht mehr geehrt. Ihre | |
> sterblichen Überreste wurden aus dem Mausoleum entfernt – die Rechte ist | |
> empört. | |
Bild: Im Oktober unterstützen Demonstranten Jose Asiron, der die Exhumierung d… | |
Pamplona taz | Die nordspanische Stadt Pamplona räumt mit ihrer traurigen | |
Geschichte auf. In dieser Woche wurden die sterblichen Überreste der beiden | |
Putschgeneräle Emilio Mola und José Sanjurjo, die in einem Mausoleum | |
inmitten der Hauptstadt der Provinz Navarra ruhten, exhumiert und den | |
Familien übergeben. Diese werden die sterblichen Überreste jetzt auf einem | |
Friedhof beisetzen. Die Exhumierungen fanden nachts statt, um die | |
Privatsphären der Familien zu wahren und Proteste Rechtsradikaler zu | |
verhindern. | |
„Das hat nichts mit Vergeltung zu tun, sondern wir erfüllen geltendes | |
Gesetz“, erklärt Bürgermeister Joseba Asiron und verweist auf das „Gesetz | |
des historischen Andenkens“ aus dem Jahr 2007. Der 64-jährige Doktor der | |
Kunstgeschichte und Lehrer an einer baskischsprachigen Schule gehört der | |
linksnationalistischen Partei EH Bildu an. Ob das nun leere „Mausoleum der | |
Gefallenen“ abgerissen oder in eine Gedenkstätte für den Spanischen | |
Bürgerkrieg umgewandelt wird, müssen der Stadtrat und das Regionalparlament | |
noch entscheiden. | |
Mola und Sanjurjo gehörten zu den Militärs, die unter der Führung des | |
Generals und späteren Diktators Francisco Franco 1936 gegen die spanische | |
Republik putschten. Die Folge war ein dreijähriger Bürgerkrieg, den die | |
Verteidiger der verfassungsmäßigen Ordnung verloren. Knapp 40 Jahre | |
Diktatur bis 1975 waren die Folge. | |
## Ideologe des Staatsstreichs | |
Mola gilt als einer der Ideologen des Staatsstreichs. Er forderte die | |
seinen auf, „alle, die nicht wie wir denken, ohne Skrupel und ohne Zögern | |
zu eliminieren“. In Navarra, das keine Kampfhandlungen im Bürgerkrieg sah, | |
wurden mindestens 4.000 Demokraten, Gewerkschafter und Linke ohne jedwedes | |
Gerichtsverfahren hingerichtet. Im ganzen Land wird die Zahl der getöteten | |
Zivilisten auf über 114.000 geschätzt. Viele der Opfer gelten bis heute als | |
verschwunden. | |
Die Familien der Generäle, die Kirche und konservative Politiker | |
protestierten gegen die Exhumierung. „Die Wahrheit und der Rechtsstaat“ | |
seien Opfer der „Linksnationalisten, die alte Wunden aufreißen“, erklärt | |
die Familie Sanjurjo. Auch für den Bischof von Pamplona ist das Mausoleum | |
eine „unantastbare, religiöse Kultstätte“, und der ehemalige Innenminister | |
der Regierung von Mariano Rajoy und derzeitige Vorsitzende des | |
außenpolitischen Ausschusses des spanischen Parlaments, Jorge Fernández | |
Díaz, glaubt, dass „einige den Bürgerkrieg im Nachhinein gewinnen wollen“. | |
Die Opfer von Putsch und Diktatur fordern, dass auch andere Generäle | |
exhumiert werden. Einige von ihnen ruhen in Kirchen, wie der Basilika in | |
Sevilla. Der Leichnam Francos befindet sich in einer von Zwangsarbeitern in | |
den Fels gehauenen Kathedrale im „Tal der Gefallenen“ nahe Madrid. | |
Republikanische Kriegsopfer und Franco-Faschisten wurden während der | |
Diktatur „als Zeichen der Versöhnung“ dort beerdigt. Viele Familien fordern | |
auch heute noch, 40 Jahre nach Ende der Gewaltherrschaft, vergebens die | |
sterblichen Überreste ihrer Angehörigen zurück. | |
19 Nov 2016 | |
## AUTOREN | |
Reiner Wandler | |
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