# taz.de -- Klimagipfel in Marrakesch: Kerry schickt Trump zum Südpol | |
> Der Noch-Außenminister der USA liest dem künftigen Präsidenten die | |
> Leviten: Der solle den Klimawandel endlich ernst nehmen. | |
Bild: Kerry mit Omans Außenminister beim Weltkugelgucken | |
MARRAKESCH taz | Mit einem dringenden Appell an den neuen US-Präsidenten | |
Donald Trump hat der scheidende US-Außenminister John Kerry seine | |
Abschiedsvorstellung bei der Klimakonferenz gegeben. Wer nicht an den | |
Klimawandel glaube, solle sich selbst von der dramatischen Lage in Arktis | |
und Antarktis überzeugen. | |
„Sehen Sie es sich selbst an, sprechen Sie mit den besten Ökonomen, | |
Militärs, Wissenschaftlern, Fischern“, rief Kerry in Richtung der neuen | |
US-Regierung. Er nannte Trump nicht beim Namen, aber sein Appell war klar: | |
„Niemand hat das Recht, ohne korrekten Input und nur aus ideologischen | |
Gründen Entscheidungen zu fällen, die Milliarden Menschen betreffen.“ | |
Kerrys Rede sollte einen Kontrapunkt setzen zu den Gerüchten, die seit der | |
US-Wahl die Klimakonferenz heimsuchen. Vorher war gemunkelt worden, Trump | |
würde noch vor Kerrys Rede den Ausstieg der USA aus dem Pariser Abkommen | |
erklären. | |
Stattdessen rief Kerry die Zuhörer dazu auf, optimistisch in die Zukunft zu | |
blicken: Das Pariser Abkommen sei geschlossen, erneuerbare Energien würden | |
billiger, die Richtung sei klar. Allerdings gehe alles zu langsam, und | |
„sich mit der einen Hand auf die Schulter zu klopfen, um mit der anderen | |
Schecks für Kohlekraftwerke zu schreiben, ist Selbstmord“. | |
## Kerry: Die Wirtschaft hat verstanden | |
Die zentralen Teile seiner Rede richtete Kerry praktisch direkt an die | |
Zuschauer in den USA und an die neue Regierung. Trump hatte zuvor mehrfach | |
den menschengemachten Klimawandel angezweifelt. Saubere Energie sei gut für | |
die Wirtschaft und die Umwelt, sagte Kerry. | |
Man müsse sich von „Fakten, nicht von Meinungen“ bei diesem Thema leiten | |
lassen. Wer den Klimaschutz vernachlässige, begehe „Verrat und einen | |
moralischen Fehler“, riskiere extreme Schäden in den USA und anderswo. | |
Regierungen hätten die Verpflichtung zu führen, aber „der wichtigste Sektor | |
ist die private Wirtschaft“. Und dort sei das Signal von Paris längst | |
angekommen. | |
Passend dazu hatte sich auf der Konferenz kurz davor eine Koalition aus | |
mehr als 360 Unternehmen für das Pariser Abkommen starkgemacht. Es sei „bei | |
Weitem die beste Chance der Welt“, den Klimawandel zu beherrschen und zu | |
einer Zukunft mit sauberer Energiezukunft zu sichern, sagte Sue Reid von | |
der Investmentfirma Ceres auf der UN-Konferenz. „Ein Scheitern setzt den | |
amerikanischen Wohlstand aufs Spiel. Wenn wir jetzt nicht handeln, | |
verlieren wir Wachstum und Jobs.“ | |
## Selbst Mars will Klimaschutz | |
Der Initiative „360plus“ gehören Unternehmen wie Nike, Mars, Unilever, | |
DuPont, Gab, General Mills oder Hewlett Packard an, dazu mittelgroße | |
Unternehmen und institutionelle Investoren. Sie sind Teil einer weltweiten | |
Allianz von Firmen und Unternehmen, die seit Jahren auf mehr Klimaschutz | |
drängen. | |
Auch beim jährlichen „Klimaschutz-Index“ der Entwicklungsorganisation | |
Germanwatch rutschten die USA einige Plätze ab und landen jetzt auf Rang 43 | |
– und das alles noch mit der Politik von Präsident Obama und Außenminister | |
Kerry. | |
Vor allem durch ihre hohen Emissionen, aber auch wegen unzureichender | |
Politik blieben die USA ebenso wie China (Platz 48) auf den hinteren | |
Plätzen. Die Wahl Trumps und seine Ankündigungen, aus der internationalen | |
Klimapolitik auszusteigen, könnten „die weltweite Energiewende | |
verlangsamen“, fürchtet Germanwatch. | |
## Deutschland rutscht im Klimaschutzranking ab | |
Die hat laut „Klimaschutz-Index“ gerade richtig Fahrt aufgenommen. „Die | |
Voraussetzungen dafür waren nie besser“, sagt Jan Burck, Autor des | |
Berichts. Es gebe einen „stabilen Aufwärtstrend“, der allerdings viel zu | |
langsam verlaufe. Niemand dürfe zögern, den Vertrag von Paris umzusetzen. | |
Auch Deutschland ist im Index auf Platz 29 abgerutscht, weil ein | |
Ausstiegsdatum für die Braunkohle fehlt und das Klimaziel für 2020 von | |
minus 40 Prozent „sehr wahrscheinlich verfehlt wird“. Gastgeber Marokko | |
landet als afrikanischer Vorreiter auf Platz acht hinter Staaten wie | |
Frankreich, Schweden und Großbritannien. | |
Auch bei der zwölften Ausgabe des „Klimaindex“, der Politik und Emissionen | |
von 58 Staaten mit 90 Prozent der Emissionen bewertet, bleiben wie immer | |
die ersten drei Plätze frei – weil kein Land bisher genug tut, um das 1,5- | |
oder 2-Grad-Ziel zu erreichen. | |
16 Nov 2016 | |
## AUTOREN | |
Bernhard Pötter | |
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