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# taz.de -- Rechter Terror in Sachsen: Anklage gegen „Gruppe Freital“
> Sieben Männer und eine Frau aus Freital sollen unter anderem Anschläge
> auf Flüchtlingsheime verübt haben. Sie stehen nun unter
> Terrorismusverdacht.
Bild: Flüchtlingsunterkunft in Freital nach dem Anschlag vom 1. November 2015
Dresden/München/Berlin epd/dpa | Ein Jahr nach einer Anschlagsserie im
sächsischen Freital hat Medienberichten zufolge der Generalbundesanwalt
sieben Männer und eine Frau angeklagt. Er wirft ihnen vor, eine
rechtsterroristische Vereinigung gegründet zu haben, wie Süddeutsche
Zeitung, NDR und MDR unter Berufung auf die mehr als 160 Seiten starke
Anklageschrift berichteten.
Von Juli 2015 an hätten die Mitglieder der sogenannten Gruppe Freital
versucht, ihre rechtsextremistische Gesinnung durchzusetzen, indem sie
Anschläge begingen, heißt es zur Begründung. Ziele waren demnach
Asylsuchende sowie politisch Andersdenkende.
Die mutmaßlichen Terroristen hätten unter anderem Asylbewerberheime
angegriffen sowie das Auto eines Stadtrats der Linkspartei, hieß es. Dabei
sei zwar niemand ums Leben gekommen, die Ermittler gehen gleichwohl von
versuchtem Mord aus. Die Täter hätten den Tod der Opfer laut Anklageschrift
billigend in Kauf genommen.
Die Stadt Freital mit etwa 40.000 Einwohnern in der Nähe von Dresden
erregte im vergangenen Jahr Aufsehen, als es auf den Straßen zu heftigen
Protesten gegen die Unterbringung von Flüchtlingen in einem ehemaligen
Hotel kam. Die Gruppe Freital bildete sich den Angaben zufolge im Sommer
und beging eine Serie von zunehmend gefährlichen Anschlägen. Der letzte
ereignete sich in der Nacht auf den 1. November 2015, als die Gruppe eine
Unterkunft für Asylbewerber aufsuchte und von außen Feuerwerkskörper an den
Fensterscheiben anbrachte. Als sie explodierten, flog Glas aus den
geborstenen Fenstern umher. Ein Bewohner der Unterkunft erlitt
Schnittwunden im Gesicht.
Die Terrorgruppe soll auch Sprengsätze am Auto eines Stadtrats der
Linkspartei angebracht haben sowie am Freitaler Büro der Partei. Außerdem
soll die Gruppe das Gebäude des alternativen Wohnprojekts
„Mangelwirtschaft“ in Dresden angegriffen haben. Mehrere der
Rechtsextremisten sollen Steine und Sprengsätze in die Fenster geschleudert
haben, auch in erleuchtete Fenster.
Als Rädelsführer der Gruppe sieht die Bundesanwaltschaft Timo S. und
Patrick F., beide sind den Angaben zufolge Mitte zwanzig. Timo S. hatte
Anfang 2015 eine Bürgerwehr gegründet. Ursprünglich hatte die Dresdner
Generalstaatsanwaltschaft gegen die Verdächtigen ermittelt, unter anderem
wegen Herbeiführens einer Sprengstoffexplosion, nicht jedoch wegen Terrors.
Kritiker warfen der sächsischen Justiz vor, den Fall nicht ernst genug zu
nehmen. Im April übernahm dann der Generalbundesanwalt in Karlsruhe den
Fall und ermittelte wegen Terrorismusverdachts.
Der Prozess gegen die unter Terrorverdacht stehenden Mitglieder der Gruppe
Freital soll im Speisesaal einer neuen Flüchtlingsunterkunft in Dresden
stattfinden. Das Oberlandesgericht Sachsen hatte im Juli mitgeteilt, das
öffentliche Interesse sei so groß, dass die Sitzungssäle am Gericht nicht
ausreichten. Das künftige Flüchtlingsdomizil werde für die Zwecke des
Prozesses angepasst, hieß es. Erst nach Ende der Verhandlung soll das
Gebäude dann seinem ursprünglichen Zweck dienen.
8 Nov 2016
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Rechtsextremismus
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