# taz.de -- 1.900-Kilometer lange Öl-Pipeline: Zweifel an der schwarzen Schlan… | |
> Die Nord-Dakota-Pipeline gerät von unerwarteter Seite unter Druck. | |
> Tausende NorwegerInnen demonstrieren virtuell und real. | |
Bild: Welche Ethik? Pfefferspray-Opfer in Nord-Dakota | |
STOCKHOLM taz | „Wir stehen hier, um unsere Brüder und Schwestern auf der | |
anderen Seite des Atlantiks zu unterstützen.“ Das erklärte der samische | |
Sänger Ánte Mihkkal Gaup zuletzt bei einer Demonstration in Oslo. | |
Zahlreiche andere Sami-KünstlerInnen, PolitikerInnen des skandinavischen | |
Urvolks und VertreterInnen von 19 Umweltschutzorganisationen und | |
politischen Gruppen protestierten da gegen ein mehrere tausend Kilometer | |
entferntes Projekt, das – so Gaup – „uns alle angeht“: die umstrittene | |
Dakota Access Pipeline. | |
Tatsächlich geht dieses Projekt Norwegen ganz speziell etwas an. Die | |
Tageszeitung Aftenposten hat vorgerechnet, wie sehr der auch unter dem | |
Namen „Ölfonds“ bekannte norwegische Pensionsfonds – immerhin der weltwe… | |
größte Staatsfonds – und der größte norwegische Finanzkonzern, DNB, in die | |
Finanzierung der „Black Snake“ verwickelt sind. | |
Dem Bericht nach finanziert die DNB über eine Tochter in New York und | |
Filialen auf den Kaimaninseln mit Krediten rund 10 Prozent der | |
Projektkosten. Der „Ölfonds“ hat 10,3 Milliarden Kronen, umgerechnet rund | |
1,1 Milliarden Euro, in fünf Unternehmen investiert, die damit beauftragt | |
worden sind, den Bau der 1.900 Kilometer langen Pipeline zu realisieren. | |
Die Leitung soll Öl aus tausenden Frackingbohrstellen des Bakken-Field – | |
benannt nach dem aus Norwegen stammenden Farmer Henry Bakken – | |
transportieren, an denen wiederum der staatliche Ölkonzern Statoil | |
Beteiligungen hält. Der Bau bedroht die Wasserversorgung von | |
UreinwohnerInnen und zerstört indianische Kultstätten. | |
## Druck auf Ölfonds zeigt Resultate | |
Wie ist das mit den ethischen Richtlinien der DNB oder des „Ölfonds“ | |
vereinbar? Gar nicht, meint Beate Sjåfjell, Professorin für | |
Unternehmensrecht an der Universität Oslo: „Hier steht nicht nur infrage, | |
ob die Menschenrechte indigener Völker verletzt werden, sondern es geht | |
zusätzlich auch noch um massive Umweltschäden, darüber hinaus steht dieses | |
Projekt vollständig im Widerspruch zu den Verpflichtungen aus dem Pariser | |
Klimaabkommen.“ | |
Die DNB reagierte schnell. Nachdem tausende NorwegerInnen in sozialen | |
Medien protestiert hatten, am Wochenende in Bergen und Oslo Demonstrationen | |
stattfanden und die „Anregung“, doch sein DNB-Konto zu kündigen, offenbar | |
ein für die Bank empfindlich spürbares Echo gefunden hatte, teilte der | |
Konzern mit, man werde seine Kreditzusagen überprüfen. | |
„Mit Sorge“ beobachte man, wie sich „die Situation um die Ölpipeline in | |
Nord-Dakota entwickelt hat“, heißt es in einer Pressemitteilung. Zunächst | |
werde man nun versuchen, als Investor auf eine Lösung des Konflikts | |
hinzuwirken. Führe das aber zu „keinen befriedigenden Antworten und | |
Resultaten“, werde man vor dem Hintergrund der „deutlichen Prinzipien“, d… | |
man bei ökologischen und sozialen Kriterien habe, „die weitere Beteiligung | |
am Projekt neu entscheiden“. | |
Auch der Druck auf den „Ölfonds“ zeigt erste Resultate. Aufgrund einer | |
Initiative von Grünen und Linkssozialisten, die von „katastrophalen | |
Konsequenzen“ sprechen, wird es eine Parlamentsdebatte geben, bei der sich | |
die für den Fonds politisch verantwortliche Finanzministerin Siv Jensen | |
erklären soll. Auch beim Ethikrat des Staatsfonds sollen die Beteiligungen | |
auf der Tagesordnung stehen. | |
Es sei typisch, dass man erst reagiere, nachdem das Thema von Medien | |
aufgegriffen und in der Öffentlichkeit auf Interesse gestoßen sei, | |
kritisiert Sjåfjell. Dabei hätten die Finanzinstitutionen die eigentliche | |
Macht über solche Projekte: „Ohne sie ist es nicht möglich, sie zu | |
realisieren.“ | |
9 Nov 2016 | |
## AUTOREN | |
Reinhard Wolff | |
## TAGS | |
Ölpipeline | |
Norwegen | |
Ureinwohner | |
Atlantik | |
Norwegen | |
Pensionsfonds | |
North Dakota | |
Pipeline | |
Ureinwohner | |
Kolumbien | |
Keystone-XL-Pipeline | |
Ölpest | |
Ölpest | |
Barack Obama | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Norwegen und der Umweltschutz: Grünes Geld aus dreckigem Öl | |
Öko-Pionier Norwegen schreibt eine Rekordzahl von Ölfeldern zur Erkundung | |
aus. Als Produzent bediene man nur die Nachfrage. | |
Ökonomische Reserven Norwegens: Pensionfonds klebt am Öl | |
Es hakt noch beim Umbau des staatlichen Pensionfonds in Norwegen: Das Öl- | |
und Erdgasportfolio ist zu groß. Nur in Sachen Kohle geht es voran. | |
Protest gegen die Dakota Access Pipeline: Die Lage spitzt sich zu | |
Die Polizei verletzte zahlreiche DemonstrantInnen mit Gummigeschossen. | |
KriegsveteranInnen wollen sich als Schutzschilde vor sie stellen. | |
Indigener Protest gegen Öl-Pipeline: Eiskalter Wasserwerfer | |
Polizei und Demonstranten gerieten an der Dakota-Access-Pipeline im Norden | |
der USA aneinander. Es gab 167 Verletzte. 17 wurden ins Krankenhaus | |
eingeliefert. | |
US-Ureinwohner gegen Ölpipeline: Flüsse und Kultstätten in Gefahr | |
Die Sioux wollen in North Dakota den Bau einer Pipeline verhindern, die | |
Heiligtümer und Wasserversorgung bedroht. Ein Gericht entscheidet nun. | |
Anschlag auf Pipeline in Kolumbien: Wasser sparen gegen die Ölpest | |
Unbekannte haben am Sonntag eine Ölpipeline in Kolumbien gesprengt. Nun | |
droht wegen des auslaufenden Rohöls eine Umweltkatastrophe. | |
Aufschub für Ölpipeline Keystone XL: Hoffen auf anderen US-Präsidenten | |
TransCanada will eine Prüfungspause bei der geplanten Pipeline. Aktivisten | |
glauben, der Konzern hoffe auf einen ölfreundlicheren US-Präsidenten. | |
Ölpest in Kanada: Es riecht beißend nach Teer | |
Umweltkatastrophe im Norden Kanadas: Fisch- und Jagdgründe sind bedroht. | |
Ein großes Pipelineleck bringt die Ölsand-Industrie in Erklärungsnot. | |
Pipelineleck in Kalifornien: 14 Kilometer langer Ölteppich | |
Zehntausende Liter Öl fließen in den Pazifik. US-Marine und Umweltschützer | |
versuchen, die Ausbreitung zweier Ölteppiche zu verhindern. | |
Ölpipeline in den USA: Die lange schmutzige Leitung | |
Der Senat hat sich dem Votum des Repräsentantenhauses für den Bau der | |
Keystone XL angeschlossen. Präsident Obama hat mit einem Veto dagegen | |
gedroht. |