# taz.de -- AfD in den Medien: Einladung zur „Lügenpresse“ | |
> Drei Thüringer Zeitungen drucken einen Gastbeitrag von Björn Höcke. Ein | |
> Sonderfall? Andere Lokalzeitungen sind skeptischer. | |
Bild: Spricht gern von „Heimatsliebe“ [sic!], auch in der Zeitung: Thüring… | |
Björn Höcke sieht sich als Opfer: „Wer heute zur traditionellen Familie | |
steht, der wird verachtet. Wer den Ort seiner Herkunft Heimat nennt und gar | |
von Heimatsliebe [sic!] spricht, der wird verlacht. Und wer sich zu seinem | |
Vaterland bekennt, der wird ausgegrenzt“, schreibt der Thüringer AfD-Chef | |
in einem am Dienstag erschienenen [1][Gastbeitrag in der Ostthüringer | |
Zeitung] (OTZ). | |
Der Artikel ist Teil einer Reihe, in der Thüringer Politiker über | |
Konservatismus schreiben. Nur: Ist Höcke, der immer wieder [2][gegen | |
Flüchtlinge und Muslime hetzt], ein Politiker wie alle anderen? Immerhin | |
sei er ein gewählter Politiker im Thüringer Parlament, findet | |
OTZ-Chefredakteur Jörg Riebartsch. | |
Riebartsch selbst hatte die Reihe gestartet. In [3][einem Kommentar schrieb | |
er], dass der „Begriff des Konservativen in Deutschland abhandengekommen“ | |
sei. Alles, was nicht Linkspartei, Grüne oder SPD heiße, sei heute rechts. | |
Riebartsch sieht ein „Lager der Meinungsdiktatoren“. An der Debatte | |
beteiligten sich der linke Ministerpräsident [4][Bodo Ramelow] und der | |
[5][CDU-Landeschef Mike Mohring]. Alle, die meinten, etwas vom Thema zu | |
verstehen, sagt Riebartsch, sollten sich beteiligen können und so habe man | |
auch Björn Höcke angesprochen. | |
Höckes Beitrag erschien Anfang der Woche in der OTZ und der Thüringischen | |
Landeszeitung (TLZ), gekürzt in der Thüringer Allgemeine (TA). Die drei | |
Zeitungen bilden die Mediengruppe Thüringen und drucken zum Teil die | |
gleichen Inhalte in einer Auflage von gut 250.000 Stück. | |
## Lightversion früherer Reden | |
Höcke bezeichnet in seinem Text unter anderem die Thüringer CDU als | |
unglaubwürdig, weil ihr Vorsitzender Mohring nie die Kanzlerin für die | |
„totale Grenzöffnung“ kritisiert habe, „die letztlich zur finalen | |
Plünderung der Solidargemeinschaft führen muss“. Er zitiert Armin Mohler, | |
den er einen „großen konservativen Denker“ nennt. Mohler gilt als Vordenker | |
der Neuen Rechten, er fand Hitler ästhetisch beeindruckend und nannte sich | |
selbst „Faschist“. | |
Höckes Gastbeitrag ist eine Lightversion früherer Reden. 2015 | |
beispielsweise polemisierte er am neurechten Institut für Staatspolitik | |
gegen den „[6][lebensbejahenden afrikanischen Ausbreitungstyp]“. Sollte so | |
jemand ein Forum in einer Zeitung bekommen? Noch dazu als Gastbeitrag, | |
nicht als Interview, in dem ihm Fragesteller widersprechen könnten? | |
Sowohl der Chefredakteur der OTZ als auch der stellvertretenden Chef der | |
TA, Thomas Bärsch, sagen: Höcke hat in seinen Texten für die Zeitung nichts | |
Rassistisches geschrieben. Und unwidersprochen sei er nicht, weil sein Text | |
ja Teil einer Reihe ist. | |
In den Redaktionen der anderen Bundesländer, in denen die AfD im Landtag | |
sitzt, ist man da skeptischer. Annette Binninger, Ressortleiterin Politik | |
und Wirtschaft bei der Sächsischen Zeitung, sagt: „Einen Gastbeitrag von | |
Herrn Höcke hätte es bei uns vor dem Hintergrund seiner bisherigen Aussagen | |
sicher nicht gegeben.“ Binninger würde für einen solchen Fall ein Interview | |
bevorzugen. | |
Willi Reiners, Politikredakteur der Stuttgarter Zeitung, sagt: „Die AfD | |
wurde von 15 Prozent der Baden-Württemberger gewählt, sie und ihre | |
Positionen gehören in unsere Zeitung.“ Allerdings würde er eher ein | |
Interview vorziehen, um den Gesprächspartner konfrontieren zu können. | |
Pauschal ablehnen würde er ein Angebot des baden-württembergischen | |
AfD-Chefs Jörg Meuthen aber nicht. | |
Die in Sachsen-Anhalt erscheinende Mitteldeutsche Zeitung druckt selten | |
Gastbeiträge. Falls doch einmal, sagt Kai Gauselmann, Chef vom Dienst, | |
würde sie den dortigen AfD-Landtagsfraktionschef André Poggenburg behandeln | |
wie andere Autoren auch. „Völkische, rassistische oder sexistische | |
Positionen würden wir in keinem Fall und von keinem Autor ohne Einordnung | |
oder Kommentierung verbreiten.“ | |
Ähnlich steht es beim Hamburger Abendblatt, das wie die Thüringer Zeitungen | |
zum Verlagshaus Funke gehört. Bäte die Redaktion die Fraktionschefs der | |
Bürgerschaft um einen Gastbeitrag, sagt Stephan Steinlein, Mitglied der | |
Chefredaktion, dann würde sie sich sicher an alle Fraktionschefs wenden. | |
19 Oct 2016 | |
## LINKS | |
[1] http://www.otz.de/startseite/detail/-/specific/AfD-Landeschef-Bjoern-Hoecke… | |
[2] /AfD-mobilisiert-gegen-geplante-Moschee/!5303077 | |
[3] http://www.otz.de/web/zgt/suche/detail/-/specific/Leitartikel-Aufstand-der-… | |
[4] http://www.otz.de/web/zgt/thema/detail/-/specific/Gastbeitrag-von-Bodo-Rame… | |
[5] http://www.otz.de/web/zgt/thema/detail/-/specific/CDU-Landeschef-Mohring-Mi… | |
[6] /Verdacht-der-Volksverhetzung/!5264296 | |
## AUTOREN | |
Anne Fromm | |
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Höcke deutlich. |