# taz.de -- Demonstration in Ungarn: Tausende für Pressefreiheit | |
> Gegen die Fidesz-Regierung auf der Straße: Eine Woche nach der Schließung | |
> von Ungarns größter Oppositionszeitung protestieren in Budapest Tausende. | |
Bild: Der Protest am Sonntag in Budapest | |
BUDAPEST afp | In der ungarischen Hauptstadt Budapest haben am Sonntag | |
mehrere tausend Menschen für Pressefreiheit demonstriert. Zahlreiche | |
Demonstranten hielten eine Ausgabe der Oppositionszeitung „Nepszabadsag“ in | |
der Hand, deren Erscheinen eine Woche zuvor überraschend eingestellt worden | |
war. Sie skandierten Slogans wie „Sie rauben unsere Freiheit“ oder „Stoppt | |
die Diktatur der Fidesz!“, der konservativen Regierungspartei von | |
Ministerpräsident Viktor Orban. | |
„Wir wollen, dass diese ungewisse Situation aufhört und der Eigentümer klar | |
sagt, was er vorhat“, sagte der stellvertretende Chefredakteur der Zeitung, | |
Peter Petö. Die Regierungspartei Fidesz hielt parallel zur Demonstration | |
eine Pressekonferenz ab, in der Vize-Parteichef Gergely Gulyas sagte, die | |
Pressefreiheit in Ungarn sei garantiert. Bei der Einstellung der Zeitung | |
„Nepszabadsag“ handele es sich um eine wirtschaftliche Entscheidung wegen | |
der starken Verluste. Die Regierung habe damit nichts zu tun. | |
Die Zeitung war am 8. Oktober ohne Vorwarnung vorübergehend eingestellt | |
worden. Sie hatte immer wieder kritisch über den im Jahr 2010 an die Macht | |
gelangten Orban berichtet. Der Eigentümer, die österreichische Gesellschaft | |
Mediaworks, erklärte, es handele sich um eine rein ökonomische | |
Entscheidung. Firmenchef Heinrich Pecina erklärte am Samstag in einem | |
Interview, niemand wolle die Zeitung mehr haben. | |
Oppositionsparteien, Kritiker und ein Teil der Mitarbeiter sehen in dem | |
Schritt einen Schlag gegen die Pressefreiheit. Kritiker werfen dem | |
einwanderungsfeindlichen und rechtsnationalen Ministerpräsidenten vor, die | |
Medien im Land zu Verlautbarungsorganen seiner Regierung machen zu wollen. | |
Zahlreiche privatwirtschaftliche Medien wurden demnach von | |
regierungsfreundlichen Oligarchen aufgekauft. | |
17 Oct 2016 | |
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