# taz.de -- Nach Angriff auf Hilfskonvoi: Neue Hilfe für Syrien | |
> Die Waffenruhe in Syrien ist dahin, jetzt nehmen die UN die | |
> Hilfslieferungen wieder auf. USA und Deutschland fordern zudem eine | |
> Flugverbotszone. | |
Bild: Letzte Chance auf Rettung? Familien wurden am Donnerstag aus der syrische… | |
GENF/DAMASKUS epd/dpa | Drei Tage nach dem verheerenden Angriff auf einen | |
humanitären Konvoi haben die Vereinten Nationen ihre Hilfslieferungen in | |
Syrien wieder aufgenommen. Der humanitäre Berater der UN für Syrien, Jan | |
Egeland, sagte in Genf, er hoffe, dass die Helfer am Donnerstag die | |
belagerte Stadt Madaya erreichen würden. Bundesaußenminister Frank-Walter | |
Steinmeier (SPD) forderte zur Beruhigung der Lage in Syrien eine | |
vorübergehende Flugverbotszone. | |
Laut Egeland bereiten die UN auch Lieferungen für die Menschen in den | |
abgeriegelten Orten Foua, Kafraya und Zabadani vor. Die Helfer seien dabei, | |
die Lastwagen mit Gütern zu beladen. Laut Egeland ist es wahrscheinlich, | |
dass die UN die Erlaubnis für die Lieferungen von den Behörden des | |
Machthabers Baschar al-Assad erhalten werden. Danach würden andere Ziele | |
angefahren. | |
Während Aufständische die Orte Foua und Kafraya belagern, schnüren Truppen | |
des Diktators Baschar al-Assad die Orte Zabadani und Madaya ab. In den vier | |
Orten harren nach UN-Angaben rund 62.000 Menschen aus. | |
Die UN wollen trotz der gescheiterten Waffenruhe in Syrien einen Neustart | |
für die festgefahrenen Friedensverhandlungen versuchen. Es solle möglichst | |
bald von separaten Gesprächen zu direkten Verhandlungen zwischen der | |
Regierung und den Rebellen übergegangen werden, sagte der stellvertretende | |
UN-Sonderbeauftragte für Syrien, Ramzy Ezzeldin Ramzy, am Donnerstag in | |
Genf. | |
## Steinmeier: Flugverbot einzige Chance auf Waffenstillstand | |
UN-Generalsekretär Ban Ki Moon habe den Syrien-Sonderbeauftragten Staffan | |
de Mistura um die Vorbereitung einer neuen Gesprächsrunde gebeten. De | |
Mistura wolle dafür innerhalb der nächsten Wochen einen neuen Rahmenplan | |
vorlegen und Vorgespräche mit den Konfliktgegnern führen. | |
Nach dem Zusammenbruch der Waffenruhe Anfang der Woche wollen die USA und | |
Deutschland die neu aufgeflammte Gewalt mit einer Flugverbotszone | |
eindämmen. Außenminister Frank-Walter Steinmeier unterstützte den Vorschlag | |
seines US-Kollegen John Kerry. „Wenn der Waffenstillstand überhaupt noch | |
eine Chance haben soll, führt der Weg nur über ein zeitlich begrenztes, | |
aber vollständiges Verbot aller militärischen Flugbewegungen über Syrien – | |
mindestens für drei, besser für sieben Tage“, sagte er am Mittwochabend | |
(Ortszeit) in New York. | |
Der Vorschlag soll auch dazu dienen, verheerende Angriffe wie den auf einen | |
UN-Konvoi mit 21 toten Zivilisten Anfang der Woche zu verhindern. Die | |
Vereinten Nationen nahmen ihre Hilfe in dem Bürgerkriegsland am Donnerstag | |
trotzdem wieder auf. Ein Transport mit Nahrung und Medizin sei unterwegs, | |
sagte ein mit der Sache betrauter Helfer der Deutschen Presse-Agentur. Der | |
UN-Beauftragte Jan Egeland sagte, noch am Donnerstag sollten Hilfsgüter in | |
den Damaszener Vorort Moadamija gebracht werden. | |
## Flugverbot ließe koordinierte Schläge gegen IS zu | |
Steinmeier sagte, ein solches Flugverbot schaffe gleichzeitig Raum für | |
„präzise Verabredungen in der Syrien-Unterstützergruppe zum koordinierten | |
Vorgehen gegen IS und Al-Kaida und für einen Rückweg in Verhandlungen über | |
eine Übergangsregierung für Syrien.“ Flugverbotszonen bergen aber auch | |
Potenzial für neue Konflikte, weil sie notfalls militärisch durchgesetzt | |
werden müssen. Anfang des Monats hatte die Türkei den USA und Russland | |
bereits einen entsprechenden Vorschlag unterbreitet. | |
Vize-Kanzler Sigmar Gabriel begrüßte bei seinem Moskau-Besuch den Vorschlag | |
einer Flugverbotszone. Aber: „Wir alle wissen, dass das nur zwei Nationen, | |
die in diesem Konflikt beteiligt sind, durchsetzen können. Und das sind die | |
USA und Russland.“ Bei einem Treffen am Mittwoch mit Kremlchef Wladimir | |
Putin habe er zwar über den Syrien-Konflikt gesprochen, um eine | |
Flugverbotszone sei es dabei aber nicht gegangen. Zugleich rief Gabriel | |
Russland auf, sich an der Aufklärung zu beteiligen, wer den Hilfskonvoi | |
angegriffen habe. „Wir gehen mit hoher Wahrscheinlichkeit davon aus, dass | |
die syrische Armee daran beteiligt war“, sagte er. | |
Am Donnerstagabend wollte die Syrien-Unterstützergruppe in New York nach | |
einem Weg suchen, wie die Waffenruhe doch noch zu retten ist. Russland und | |
die USA hatten sich am Mittwochabend bei einem Schlagabtausch im | |
UN-Sicherheitsrat gegenseitig die Schuld für das Desaster zugeschoben. | |
US-Außenminister John Kerry drängte seinen russischen Kollegen Sergej | |
Lawrow sichtlich verärgert dazu, die Verantwortung für den Angriff auf den | |
Hilfskonvoi zu übernehmen. Der russische Chefdiplomat nannte den Angriff | |
eine „inakzeptable Provokation“. Die Vereinten Nationen kündigten eine | |
Untersuchung an. | |
## Erneut schwere Luftangriffe am Donnerstag | |
Das russische Militär hat zum Zeitpunkt des Angriffs auf den UN-Konvoi nach | |
eigenen Angaben eine Drohne der US-geführten Koalition in der Nähe geortet. | |
Das Pentagon dementierte die Darstellung des russischen Militärs umgehend. | |
Auf den Schlachtfeldern in Syrien gab es am Donnerstag wieder schwere | |
Luftangriffe und heftige Kämpfe. In der umkämpften Millionenstadt Aleppo | |
berichtete die zivile Hilfsorganisation der Weißhelme von mehr als 200 | |
Luftangriffen. Die Weißhelme wurden für ihre Arbeit am Donnerstag mit dem | |
Alternativen Nobelpreis ausgezeichnet. Ihr Direktor Raed al-Saleh sagte der | |
Deutschen Welle, ihm fehle der Optimismus für eine dauerhafte Waffenruhe in | |
Syrien, weil es der internationalen Gemeinschaft an politischem Willen | |
fehle. | |
Unterdessen verließen Hunderte Rebellen nach einer Vereinbarung mit der | |
Regierung einen belagerten Stadtteil der zentralsyrischen Stadt Homs. Die | |
Abmachung sieht vor, dass 350 Aufständische mit ihren Familien den Bezirk | |
Al-Waer verlassen dürfen und in Rebellengebiete im Norden des Landes | |
gebracht werden. | |
22 Sep 2016 | |
## TAGS | |
Syrien Bürgerkrieg | |
Waffenstillstand | |
Flugverbotszone | |
Baschar al-Assad | |
Uno | |
Flugverbotszone | |
Syrien Bürgerkrieg | |
Syrien-Intervention | |
Lesestück Meinung und Analyse | |
Schwerpunkt Syrienkrieg | |
taz-Debatte Syrien | |
Schwerpunkt Syrienkrieg | |
Schwerpunkt Syrienkrieg | |
Schwerpunkt Syrienkrieg | |
Schwerpunkt Syrienkrieg | |
Schwerpunkt Syrienkrieg | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Kommentar Flugverbotszone über Syrien: Moralische Empörung ohne Folgen | |
Ohne Kooperation mit der Regierung Putin ist eine Flugverbotszone nicht | |
durchsetzbar. Die USA und Russland müssen zusammenarbeiten. | |
UN-Sicherheitsrat zu Syrien: Die anderen sind schuld | |
Russland und der Westen machen sich gegenseitig für die Eskalation der | |
Gewalt in Syrien verantwortlich. Derweil wird Aleppo weiter schwer | |
bombardiert. | |
Kampf um die syrische Metropole Aleppo: Heftige Luftangriffe gehen weiter | |
Am Sonntag gehen die heftigen Bombardements auf Aleppo weiter. Der Westen | |
appelliert an Russland, die syrischen Rebellen halten Verhandlungen für | |
sinnlos. | |
Essay Bürgerkrieg in Syrien: Warum Putin Assad fallenlassen sollte | |
Ein geordneter Machtwechsel in Syrien und das Ende des Krieges: Aus vier | |
Gründen liegt das im Interesse Putins. Nur: Wer sagt es ihm? | |
Nach Zusammenbruch der Waffenruhe: Mehr als 180 Tote in Aleppo | |
Kein Wasser, keine Ärzte: Die belagerten Rebellengebiete von Aleppo sind | |
nach dem Zusammenbruch der Waffenruhe das Ziel nicht endender Gewalt. | |
Nach erfolglosen Syrien-Gesprächen: „Aleppo bebt“ | |
Assad bombardiert Aleppo, eine Waffenruhe ist nicht in Sicht. Aber: Eine | |
erste Hilfslieferung erreicht die Menschen in Moadamiya nahe Damaskus. | |
Flugverbotszone über syrischen Gebieten: Russland nicht überzeugt | |
Die USA schlagen vor, über Syrien eine Flugverbotszone einzurichten. Moskau | |
wiegelt ab. Schwere Luftangriffe erschüttern Aleppo. | |
Nach Angriff auf Hilfskonvoi in Syrien: Erneut vier Helfer getötet | |
Die USA geben Russland die Schuld am Angriff auf den Hilfskonvoi. Zugleich | |
geben sie zu, am Wochenende versehentlich syrische Stellungen angegriffen | |
zu haben. | |
Kommentar Krieg in Syrien: Ein neuer Tiefpunkt | |
Die Luftangriffe der vergangenen Tage haben den Zusammenbruch der | |
Waffenruhe besiegelt. Haben die USA und Russland die Kontrolle verloren? | |
Angriff auf Hilfskonvoi in Syrien: Wer hat das verbrochen? | |
Moskau und Damaskus bestreiten die Beteiligung an der Zerstörung von | |
mindestens 18 von 31 Lastwagen. Die Hilfslieferungen werden eingestellt. | |
Krieg in Syrien: Luftangriff auf Hilfskonvoi | |
Eine Fahrzeugkolonne mit Versorgungsgütern ist bei Aleppo bombardiert | |
worden. Die USA stellen die mit Russland vereinbarte Zusammenarbeit in | |
Frage. |