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# taz.de -- UN-Sicherheitsrat zu Syrien: Die anderen sind schuld
> Russland und der Westen machen sich gegenseitig für die Eskalation der
> Gewalt in Syrien verantwortlich. Derweil wird Aleppo weiter schwer
> bombardiert.
Bild: Sonntag, 25. September: Aleppo nach den Bombenangriffen
New York/Damaskus dpa | Angesichts der bislang schwersten Bombenangriffe
auf Aleppo machen sich Russland und die westlichen Staaten gegenseitig für
die Eskalation der Gewalt in Syrien verantwortlich. Bei einer Sondersitzung
des UN-Sicherheitsrats am Sonntag warf Frankreichs UN-Botschafter Francois
Delattre der Regierung in Moskau vor, durch ihre Unterstützung für das
Regime des syrischen Machthabers Baschar al-Assad die Bemühungen um eine
Waffenruhe zu unterlaufen. Sein russischer Kollege Witali Tschurkin wies
das zurück. UN-Generalsekretär Ban Ki-Moon sprach von „Kriegsverbrechen“,
die in Aleppo verübt würden.
„Was Russland fördert und unterstützt, ist nicht Terrorbekämpfung, es ist
Barbarei“, sagte die US-Botschafterin bei den Vereinten Nationen, Samantha
Power. Statt nach Frieden zu streben, führten „Russland und Assad“ Krieg.
„Glaubt Russland wirklich, dass es Vertrauen gewinnen kann, wenn es auf der
einen Seite über Waffenruhe verhandelt und auf der anderen das Regime
unterstützt, das Aleppo bombardiert?“, fragte ihr französischer Kollege
Delattre.
„Frieden nach Syrien zu bringen, ist inzwischen fast unmöglich“, entgegnete
Tschurkin. Er beschuldigte Washington „nicht ausreichend Einfluss auf die
mit ihnen verbündeten Gruppen auszuüben“ und damit seine Verpflichtungen
für die Waffenruhe nicht zu erfüllen.
Vorangegangen war in den vergangenen Tagen ein Bombenhagel des syrischen
Regimes und seiner Alliierten auf die Rebellengebiete der belagerten Stadt
– die bisher schwersten im gesamten syrischen Bürgerkrieg. In Aleppo und
seinem Umland wurden mehr als 230 Zivilisten getötet.
## „Naiver UN-Vertreter“
Nach dem Dauerfeuer der Vortage setzten die syrische und russische
Luftwaffe am Sonntag ihre Angriffe für einige Stunden aus. Die
Bombardements gingen nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für
Menschenrechte im Tagesverlauf aber weiter. Wieder seien mindestens 27
Menschen getötet worden, darunter auch Kinder.
Bans Sonderbeauftragter für den Syrien-Konflikt, Staffan de Mistura,
appellierte an die USA und Russland, dem gebrochenen
Waffenstillstandsabkommen noch eine Chance zu geben. „Als naiver
UN-Vertreter hoffe ich, daran glauben zu dürfen, dass ihre Zusagen ernst
gemeint waren“, drängte er die beiden Vetomächten.
Bereits am Samstag hatten die Außenminister unter anderem der USA,
Deutschlands und Großbritanniens heftige Kritik an Moskau geübt. Die Geduld
sei „im Hinblick auf Russlands fortgesetzte Unfähigkeit oder die fehlende
Bereitschaft, seinen Verpflichtungen nachzukommen, nicht unbegrenzt“,
betonten die Minister nach einem Treffen in Boston.
## Zwei Millionen Menschen ohne Wasser
Das syrische Regime hatte vor Wiederaufnahme der Luftangriffe am Donnerstag
eine Bodenoffensive angekündigt, um die Stadt vollständig zurückzuerobern.
Assads Truppen werden neben Russland auch vom Iran und der Schiitenmiliz
Hisbollah unterstützt. Auch Milizen aus Afghanistan und dem Irak sollen
unter den Unterstützern sein.
Aleppo ist die letzte verbliebene Großstadt in Syrien, in der Rebellen noch
größere Gebiete kontrollieren. Mindestens 250.000 Menschen harren im
belagerten Ostteil der Stadt trotz widrigster Lebensumstände aus. In ganz
Aleppo sollen zwei Millionen Menschen von der Trinkwasserversorgung
abgeschnitten sein.
26 Sep 2016
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