| # taz.de -- Sozialgipfel am Mittwoch: Gegen die Spaltung der Stadt | |
| > Bündnis fordert einen stärkeren sozialen Ausgleich – und stellt konkrete | |
| > Forderungen. | |
| Bild: Was haben die Spitzenkandidaten der Armut entgegenzusetzen? Auch darum so… | |
| Kurz vor der Wahl zum Abgeordnetenhaus hat ein Bündnis aus Gewerkschaften, | |
| Sozialverbänden und dem Mieterverein eine sozialere Stadtentwicklung | |
| eingefordert. Am Montag stellten VertreterInnen der Gruppen ein gemeinsames | |
| Positionspapier mit dem Titel „Berlin – solidarische Stadt für alle“ vor. | |
| Berlin offenbare immer stärker zwei Gesichter, heißt es darin: Einerseits | |
| sei es eine „Boomtown“ mit ansehnlichen Wachstumsraten in der Wirtschaft. | |
| Andererseits lebe jeder fünfte Haushalt unter der Armutsgrenze. Die Politik | |
| müsse daher „den sozialen Ausgleich in den Mittelpunkt ihres Handelns“ | |
| stellen. | |
| So weit, so allgemein. Das Bündnis macht aber auch konkrete Vorschläge, was | |
| etwa gegen steigende Mieten getan werden könnte. Wenn die landeseigenen | |
| Wohnungsunternehmen Neubauten errichten, müssen derzeit 30 Prozent davon an | |
| Menschen mit Berechtigungsschein gehen, so Reiner Wild vom Mieterverein. | |
| „Das halten wir für viel zu wenig.“ In mindestens die Hälfte der Wohnungen | |
| sollten Bedürftige einziehen. | |
| Auch ein anderer Umgang mit Bauland sei nötig, ist Wild überzeugt. | |
| Inzwischen könne man nicht mehr billig bauen, weil schon die Grundstücke | |
| 1.500 bis 2.200 Euro pro Quadratmeter kosteten. Berlin müsse selbst wieder | |
| Flächen erwerben. „Wir wollen ein grundsätzliches Umsteuern. Das Land soll | |
| wieder aktiv einsteigen.“ Das sei auch wichtig, um die soziale | |
| Infrastruktur zu erhalten, ergänzte Ute Kumpf vom AWO-Landesverband. Die | |
| steigenden Mieten verdrängen nicht nur Bürger, sondern auch Kitas und | |
| andere soziale Einrichtungen aus der Innenstadt. | |
| Berlin müsse Stadt der „guten Arbeit“ werden, mahnte Doro Zinke vom DGB an. | |
| Das liege nicht nur im Einfluss des Bundes, sondern auch des Landes. So | |
| könne die Verwaltung bei der Vergabe von öffentlichen Aufträgen mehr als | |
| den Mindestlohn von 8,50 Euro festlegen. Auch dürften Tätigkeiten wie | |
| Putzdienste oder die Pflege in Krankenhäusern nicht weiter an externe | |
| Unternehmen ausgegliedert werden. | |
| Was die Parteien von den Forderungen halten, wird sich beim Sozialgipfel am | |
| Mittwoch zeigen: Dann will das Bündnis den SpitzenkandidatInnen persönlich | |
| auf den Zahn fühlen. | |
| 5 Sep 2016 | |
| ## AUTOREN | |
| Antje Lang-Lendorff | |
| ## TAGS | |
| Schwerpunkt Armut | |
| Mieten | |
| Gentrifizierung | |
| Gewerkschaft | |
| Katina Schubert | |
| Berliner Senat | |
| Prekäre Arbeit | |
| Arbeit | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA | |
| „Solidarity City“ Berlin: Ein sicherer Hafen | |
| Immer mehr Städte widersprechen der europäischen Abschottungspolitik. Auch | |
| Berlin will ein Zufluchtsort für Geflüchtete sein – und ihre Rechte | |
| stärken. | |
| Kinderarmut in Berlin: Und warum tut keiner was? | |
| Jedes fünfte Kind in Berlin ist laut einem Bericht des Senats | |
| armutsgefährdet. Auch weil es nicht gelingt, Bildung und soziale Herkunft | |
| zu entkoppeln. | |
| taz-Serie Abgeordnetenhaus-Wahl (1): Arbeit? Welche Arbeit? | |
| Alle reden vom „Jobwunder“ in Berlin – doch ein Gutteil der Bevölkerung | |
| bekommt vom neuen Aufschwung nichts mit oder arbeitet höchst prekär. | |
| Aufschwung: Gut zu tun | |
| Es gibt wieder mehr Beschäftigung in der Stadt. Erfreulicherweise entstehen | |
| nicht nur Minijobs, sondern viele sozialversicherte Stellen. Doch auch da | |
| muss man genau hinschauen. |