# taz.de -- Agrarökonom fordert Geld für Tierschutz: Der Staat soll für Tier… | |
> Der Chef des Thünen-Instituts fordert Prämien für mehr Tierschutz, falls | |
> der Markt weiter versagt. Sie könnten aus EU-Subventionen bezahlt werden. | |
Bild: Im Supermarkt gibt es vor allem Billigfleisch. Ob der Handel das von alle… | |
BERLIN taz | Deutschlands wichtigstes Agrarforschungsinstitut rät zu einer | |
staatlichen Tierwohlprämie für Bauern, falls nicht die Supermärkte für mehr | |
Tierschutz sorgen. [1][Folkhard Isermeyer], Präsident des bundeseigenen | |
[2][Thünen-Instituts], erklärte am Montag in Berlin, der | |
Lebensmitteleinzelhandel könnte beispielsweise Billigfleisch ohne das | |
Premiumlabel des Tierschutzbundes auslisten. | |
„Sollte sich die Labelling-Option nicht durchsetzen, müsste der Staat | |
einspringen und aus Steuermitteln für jedes Tier, das gemäß der | |
Premiumstufe gehalten wird, eine Tierwohlprämie in Höhe der Mehrkosten | |
zahlen.“ Diese Stufe verlangt unter anderem [3][Auslauf im Freien und mehr | |
Platz im Stall]. | |
Das Geld für die Tierwohlprämie könnte aus dem EU-Topf für ländliche | |
Entwicklung kommen, so Isermeyer. Möglich wäre aber auch, einen neuen | |
nationalen Etat zu schaffen. „Dieser könnte beispielsweise aus einer Abgabe | |
auf Fleisch- und Milchprodukte finanziert werden.“ Der Wissenschaftler | |
äußerte sich bei einer [4][Tagung der Böll-Stiftung zur Agrarpolitik nach | |
2020]. In jenem Jahr laufen die aktuellen Bestimmungen der Europäischen | |
Union für die jährlich rund 55 Milliarden Euro Agrarsubventionen aus. | |
Bisher würden sie ineffizient genutzt, sagten auch die Grünen-Politiker | |
Robert Habeck, der schleswig-holsteinische Agrarminister, sowie der | |
EU-Parlamentarier Martin Häusling. Die wichtigste Subventionsart, die | |
Direktzahlungen, erhalten die Bauern pro Hektar Land, wobei weitgehend egal | |
ist, wie sie darauf wirtschaften. Die Beträge [5][„werden an die | |
Bodenbesitzer durchgereicht und es gibt keine ökologische | |
Lenkungswirkung“,] heißt es in einem gemeinsamen Positionspapier. | |
## Abstruser Aufwand | |
Daran habe auch die letzte Reform der Agrarpolitik wenig geändert. Sie | |
verpflichtet die Bauern für einen Teil der Direktzahlungen zwar auf einige | |
Umweltstandards, aber die sind sehr niedrig. Dafür sei der bürokratische | |
Aufwand für die Landwirte „teilweise abstrus“ hoch. | |
Die EU verfehle mit ihren Subventionen auch das selbst gesetzte Ziel, durch | |
eine Erhöhung des Pro-Kopf-Einkommens der Bauern einen angemessenen | |
Lebensstandard zu gewährleisten. „Landwirtschaftliche Einkommen erreichen | |
in der EU nicht einmal 50 Prozent der Einkommen in anderen Branchen.“ | |
Die Grünen fordern deshalb, mit den Agrarsubventionen nur noch Leistungen | |
für Umwelt- oder Tierschutz sowie „sinnvolle strukturelle Investitionen in | |
die ländliche Wertschöpfung“ zu bezahlen. Die Direktzahlungen sollten | |
abgeschafft werden. | |
6 Sep 2016 | |
## LINKS | |
[1] https://www.thuenen.de/de/ueber-uns/struktur/praesident/ | |
[2] https://www.thuenen.de/de/ueber-uns/das-institut/ | |
[3] https://www.tierwohl-staerken.de/einkaufshilfen/tierwohl-label/ | |
[4] http://calendar.boell.de/de/event/besser-heute-als-morgen-nur-nicht-von-ges… | |
[5] http://www.martin-haeusling.eu/themen/eu-agrarreform/1422-raus-aus-der-sack… | |
## AUTOREN | |
Jost Maurin | |
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