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# taz.de -- Bamf-Chef Frank-Jürgen Weise: Flüchtlinge mit Job sollten bleiben
> Viele Syrer dürfen zunächst nur noch ein Jahr in Deutschland bleiben.
> Viele Unternehmen zögern deshalb, sie einzustellen. Bamf-Chef Weise
> fordert mehr Klarheit.
Bild: Geflüchtete beim Arbeitsvermittler in der Bundesagentur in Düsseldorf
Nürnberg dpa | Auch Flüchtlinge mit eingeschränktem Aufenthaltsrecht
sollten nach Ansicht des Chefs der Arbeitsagenturen, Frank-Jürgen Weise,
unter bestimmten Voraussetzungen in Deutschland bleiben dürfen. „Wenn
jemand nicht kriminell ist, integriert in Sprache und Arbeit ist, dann
spricht aus meiner Arbeitsmarktsicht sehr viel dafür, dass so jemand
bleiben darf“, sagte er. Ein Flüchtling solle in einem solchen Fall einen
Aufenthaltsstatus erhalten, „der für ihn als Mensch und für den Arbeitgeber
sicher ist“ – falls das Aylrecht dies dann zulasse.
Denn ein Flüchtling, der die deutsche Sprache spreche und sich gut
integriert habe, sei für den Arbeitsmarkt „sehr wertvoll“, gab Weise zu
bedenken. Zumindest als Vorstandsvorsitzender der Bundesagentur für Arbeit
(BA) sage er ganz pragmatisch: „Ich habe viele offene Stellen. Und wenn ein
Flüchtling eine Arbeit hat, ist das schön. Dann würde ich es unterstützen,
dass er, wenn möglich, bleiben kann.“ Allerdings decke sich dies womöglich
nicht immer mit dem, was er in seiner zweiten Funktion als Leiter des
Bundesamtes für Migration (Bamf) zu vertreten habe.
Die Bundesagentur hat dabei vor allem syrische Flüchtlinge im Blick. Vielen
von ihnen gewährt das Bamf seit der Rückkehr zur Einzelfallprüfung nur noch
einen eingeschränkten (subsidiären) Schutz; damit dürfen sie zunächst nur
ein Jahr bleiben. Fachleute gehen aber davon aus, dass der Schutz bei
Syrern angesichts der schwierigen Lage im Heimatland in vielen Fällen
verlängert wird.
Wegen der ungewissen Perspektive zögern manche Unternehmen mit der
Einstellung von Syrern. Im Juli waren rund 322.000 Flüchtlinge als
arbeitssuchend gemeldet. Seit vergangenem Frühjahr haben erst 30.000 einen
Job gefunden.
## Merkel trifft Konzern-Chefs im September
Bundeskanzlerin Angela Merkel will am 14. September mit den Chefs mehrerer
Konzerne darüber reden. Aufenthaltserleichterungen für Flüchtlinge mit
Ausbildungsplatz wurden bereits beschlossen: Sie dürfen in jedem Fall für
die Dauer der Ausbildung bleiben und bei einer anschließenden
Arbeitstätigkeit weitere zwei Jahre – wären dann also insgesamt für bis zu
fünf Jahre gesichert.
In der CDU findet Weise Zustimmung. „Ich begrüße den Vorschlag von
Hans-Jürgen Weise“, sagte der Arbeitsmarktexperte der Unionsfraktion, Karl
Schiewerling, den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. „Er schafft wenigstens
für eine Gruppe der Geflüchteten und für die Unternehmer Klarheit.“
Auch die Grünen-Expertein Brigitte Pothmer unterstützte Weise. „Wir
brauchen für die Menschen, die hier integriert sind und einen Arbeitsplatz
haben, die Möglichkeit eines Spurwechsels. Wenn sie direkt in den
Arbeitsmarkt zuwandern können, entlastet das nicht nur die Asylbehörden,
sondern ist außerdem ein Beitrag zur Bekämpfung des Fachkräftemangels“,
sagte sie dem Berliner Tagesspiegel.
21 Aug 2016
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